Die deutschen Handballerinnen haben bei der WM ein Heimspiel. Doch es gibt TV-Ärger.
„Das ist einfach schlimm“Harte Handball-Kritik an ARD und ZDF
Aktualisiert
Deutschland ist Co-Gastgeber der Handball-WM der Frauen, startete gegen Island mit einem Sieg. Doch im TV zu sehen sind die Spiele zunächst nicht. Der Handball-Boss tobt.
Deutschlands Handballerinnen haben einen souveränen Start in ihre Heim-WM hingelegt. Die Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch besiegte Außenseiter Island mit 32:25 (18:14) und nahm direkt Kurs auf die Hauptrunde. Beste deutsche Werferin war Alina Grijseels mit sieben Treffern. Auch Torhüterin Katharina Filter zeigte in der zweiten Halbzeit etliche starke Paraden.
Handball-Boss spricht von Schande
Ansonsten genügte dem deutschen Team vor 5527 Fans in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena eine solide Vorstellung. Den Grundstein für den nie gefährdeten Erfolg legten Kapitänin Antje Döll und ihre Mitspielerinnen mit ihrem konsequenten Tempospiel. Luft nach oben offenbarte die DHB-Auswahl hingegen noch in der Defensive und in der Chancenverwertung.
„Tolle Stimmung, gute Atmosphäre, lockeres Team. Ein Auftaktspiel ist nicht einfach zu spielen“, sagte Gaugisch bei Sporteurope.TV: „Wir sind zufrieden, weil es auch Laune gemacht hat.“
Weitere Gegner der deutschen Mannschaft in Vorrundengruppe C sind Uruguay am Freitag und Serbien am Sonntag (jeweils 18.00 Uhr/Sporteurope.TV). Die ersten drei Teams erreichen die nächste Turnierphase. Verbandsziel ist die erste Medaille seit WM-Bronze 2007. Dafür hatte vor der Partie sogar noch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Grußbotschaft geschickt.
Doch es gibt auch Ärger rund um die WM. DHB-Präsident Andreas Michelmann hat die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF zum Start der Heim-WM heftig kritisiert.
„Ehrlich, ich finde das eine Schande“, sagte der 66-Jährige der „Bild“: „Das haben unsere Frauen nicht verdient. Dass die ARD nicht in der Lage ist und man die WM mit dem zweiten Auge auch nicht besser sieht beim ZDF, ist schlicht und ergreifend eine Schande.“
Das Turnier in Deutschland und den Niederlanden wird beim kostenpflichtigen Streamingdienst Sporteurope.TV übertragen. Erst ein mögliches Viertelfinale soll im ZDF gezeigt werden, ein Halbfinale und Finale mit deutscher Beteiligung im Ersten.
Michelmann kann das nicht verstehen: „Da wird von ARD und ZDF das Thema Gleichberechtigung gleich wieder ins Gegenteil verkehrt. Die Zuschauer sehen kein Spiel unserer Frauen in der Vorrunde und auch kein Spiel in der Hauptrunde, erst im Viertelfinale wollen die beiden Sender einsteigen.“
Michelmann bringt das in Rage. „Das ist einfach schlimm und macht mich richtig sauer“, sagte der Präsident des Deutschen Handballbunds (DHB): „Das sollten sie sich mal beim Fußball erlauben, bei den Frauen erst im Viertelfinale mit der Übertragung anzufangen. Ich möchte nicht wissen, was dann los ist.“
Michelmann sprach von einer „Monokultur“. Die Ausrede, dass ein anderer Sender schneller bei der Rechtevergabe war, lasse er nicht gelten. „ARD und ZDF hätten mit ihrem Rechtevermarkter die WM wirklich preisgünstig haben können, doch sie waren schlicht und ergreifend im Tiefschlaf, als die Rechte vergeben wurden, das macht mich immer noch sauer“, sagte Michelmann. Es sei bei der Heim-WM der Frauen „eine einmalige Chance versiebt“ worden. (sid)
