„Diesmal fahre ich nicht hin“Homosexueller RTL-Reporter aus Köln boykottiert die WM

RTL-Reporter Timo Latsch posiert am 1. November 2022 auf einer Flughafen-Landebahn für ein Selfie.

RTL-Reporter Timo Latsch, hier am 1. November 2022, nimmt nicht im Flugzeug nach Katar Platz. Der Journalist boykottiert die Fußball-WM in Katar.

Die Erfahrung von vier Weltmeisterschaften bringt RTL-Reporter Timo Latsch mit. Bei der Fußball-WM 2022 in Katar ist der homosexuelle Journalist nicht dabei – er boykottiert das Turnier.

von Daniel Thiel (dth)

Von Siegen in die große weite Fußball-Welt – so hat das Leben von Timo Latsch (45) in den vergangenen Jahren ausgesehen. Die Fußball-WM 2022 findet aber ohne ihn statt, mit Fußball hat die Entscheidung nichts zu tun.

Wer die vergangenen Weltmeisterschaften der deutschen Nationalmannschaft eng verfolgt hat, hat einiges miterlebt– zuletzt den sportlichen Tiefpunkt bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland mit dem Aus in der Gruppenphase.

RTL-Reporter Timo Latsch boykottiert Katar-WM

Zuvor gab es etwa die Aufbruchsstimmung bei der Heim-WM 2006 und die legendäre Nacht im Maracana-Stadion beim Titelgewinn 2014. Immer hautnah dabei war RTL-Reporter Timo Latsch. Als es für das Weltmeister-Team 2014 aus Rio zurück nach Frankfurt am Main ging, saß der Wahlkölner im Flieger.

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Im Flieger zur am Sonntag (20. November 2022) startenden Weltmeisterschaft in Katar sitzt Latsch aber nicht. Das hat aber weder mit dem Sportlichen noch mit seiner journalistischen Laufbahn zu tun.

Der stellvertretende Leiter des RTL-Sportressorts setzt ein Zeichen gegen die Umstände im Austragungsland – er hat sich einen Berufs-Boykott für die Berichterstattung aus dem Golfstaat auferlegt: „Diesmal fahre ich nicht hin, weil ich als Schwuler nicht aus solch einem Land über Fußball berichten will.“

Darüber, wie Katar mit der LGBTQ+-Community umgeht, hat Latsch in den vergangenen Jahren immer wieder berichtet. Um die Situation aufzuzeigen, war er Anfang November mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) in Katar. 

Rund um den Start der Weltmeisterschaft ist zudem eine Dokumentation von Latsch und seinem Kollegen Jonas Gerdes erschienen. „Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar“ ist auf der Streamingplattform „RTL+“ abrufbar. Das ist Latschs Beitrag zur WM 2022 – über Tore, Punkte und Titel wird der RTL-Reporter diesmal nicht berichten.