„Demonstration der Furchtlosigkeit“Ukrainische Liga hat begonnen – mit strengen Regeln

Dodo von Donezk jubelt nach seinem Treffer zum 4:0 mit seinem Teamkollegen SerhiyKryvtsov.

Schachtjor Donezk spielt im August 2022 wieder Fußball. Denn: Die ukrainische Liga hat wieder begonnen. Das Foto zeigt Dodo (r.) und Serhiy Kryvtsov (l.) am 11. August 2020.

In der Ukraine wurde der professionelle Fußballbetrieb wieder aufgenommen: Am Dienstag startete die Liga in eine neue Saison. Allerdings ist nichts wie vorher.

Fußball spielen, um den Krieg für ein paar Stunden zu vergessen: Mit der Begegnung zwischen Schachtjor Donezk und Metalist Charkiw hat die höchste ukrainische Fußballliga am Dienstagmittag (23. August 2022) ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen.

Das Datum war kein Zufall, am offiziellen Tag der Staatsflagge sollten die Fußballer den kriegsgeplagten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffen.

Ukraine: Fußball-Liga nimmt wieder ihren Betrieb auf

Doch von unbeschwertem Spielspaß konnte keine Rede sein – was nicht unbedingt am torlosen Unentschieden zwischen Donezk und Charkiw lag. Der russische Angriffskrieg, der das Land seit dem 24. Februar in einen Ausnahmezustand versetzt, war auch beim Ligastart allgegenwärtig.

Vor dem Anpfiff des ersten Spiels im Olympijskyj-Stadion von Kyjiw gedachten beide Teams mit einer Gedenkminute den Kriegsopfern, zudem durfte ein versehrter Kriegsveteran den symbolischen Anstoß ausführen. Von den Rängen gab es allerdings keinen Jubel: Alle Spiele finden aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres ohne Zuschauerinnen und Zuschauer statt.

Auch für die Profis gelten außergewöhnliche und vor allem strenge Sicherheitsregeln: Bei einem Luftalarm wird das Spiel unverzüglich abgebrochen, alle Beteiligten haben sich dann in die Schutzkeller zu begeben, die sich laut Konzept in unmittelbarer Nähe des Stadions befinden müssen. Sollte ein Wiederanpfiff der Partie nicht möglich sein, geht das Resultat zum Zeitpunkt des Alarms in die Wertung ein.

Der Ligastart sei eine „Demonstration der Furchtlosigkeit unseres Volkes, des unbrechbaren Geistes und des Strebens der Ukraine nach dem unvermeidlichen Sieg im Krieg um die Unabhängigkeit mit den russischen Besatzern“, so Präsident Andrij Pawelko (46). Das Statement gab es auf der Internetseite des ukrainischen Fußballverbandes UAF.

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (43) soll sich höchstpersönlich für die Wiederaufnahme der Meisterschaft starkgemacht haben. „Ich habe mit Selenskyj darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Menschen mit Fußball abzulenken“, sagte Pawelko.

Die Premjer-Liha geht ohne die beiden Teams Desna Tschernihiw und Mariupol, deren Infrastruktur durch den Krieg massiv zerstört wurde, an den Start.

Die meisten Spiele sollen in Kyjiw und in westukrainischen Städten ausgetragen werden. Ein Ausweichen ins Ausland wäre das falsche Zeichen und „künstlich“ gewesen, meinte Pawelko, der von einer „historischen Meisterschaft“ sprach. (dpa)