Nach Russland-InvasionUkraine-Team hilflos im Hotel: „Warten auf einen Plan“

Die Profis von Schachtar Donezk posieren vor dem Champions-League-Spiel gegen Sheriff Tiraspol für ein Mannschaftsfoto

Die Profis von Schachtar Donezk vor dem Champions-League-Spiel gegen Sheriff Tiraspol am 7. Dezember 2021.

Der Ukraine-Krieg hat weitreichende Auswirkungen auf den Profi-Sport.  Brasilianische Spieler sendeten am Donnerstag (24. Februar 2022) einen Hilferuf aus Kiew – doch ihr Trainer will bleiben.

Die Eskalation der Krise und die russischen Angriffe auf die Ukraine haben die Welt in Schock-Starre versetzt. Die Attacken stürzen auch den ukrainischen Sport ins Chaos.

So wurde der Spielbetrieb in vielen nationalen Ligen ausgesetzt, auch die für das Wochenende geplanten Partien in der Premjer-Liha, der höchsten Fußball-Spielklasse des Landes, wurden pausiert. Das hat die Liga am Donnerstagmorgen (24. Februar 2022) auf seiner Website mitgeteilt.

Krieg in der Ukraine: Premjer-Liha setzt Spielbetrieb aus

Medienberichten zufolge ist zunächst von einer Unterbrechung von 30 Tagen die Rede. Wie lange der Spielbetrieb ruht, dürfte aber natürlich von den weiteren Entwicklungen in der Ukraine abhängen. Womöglich hat der Krieg noch viel schwerwiegendere Auswirkungen für den gesamten ukrainischen Profi-Sport.

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In der ukrainischen Premjer-Liha stehen viele brasilianische Stars unter Vertrag. Alleine beim Top-Klub Shakhtar Donetsk spielen 13 Brasilianer. Der Bekannteste unter ihnen ist wohl Flügelstürmer David Neres (24), der erst im Januar 2022 von Ajax Amsterdam in die Ukraine wechselte.

Brasilianische Spieler wenden sich an ihre Regierung: „Warten auf einen Plan, die Ukraine zu verlassen“

Am Donnerstagmorgen (24. Februar 2022) versammelten sich die brasilianischen Spieler von Shakhtar Donetsk und Dynamo Kiew in einem Hotel in der ukrainischen Hauptstadt, um das Land von dort aus schnellstmöglich zu verlassen. In einem Video, das der brasilianische Journalist Arthur Quezada auf Twitter veröffentlichte, bitten die Spieler und ihre Familien bei der brasilianischen Regierung um Hilfe.

Im Video äußert sich Shakhtar-Stürmer Júnior Moraes (34). „Wir befinden uns in einer verzweifelten Situation. Ich bitte Sie, dieses Video zu veröffentlichen, damit es die brasilianische Regierung erreicht“, sagte er sichtlich verängstigt in die Kamera. „Grenzen sind geschlossen, Banken sind geschlossen, es gibt kein Benzin, es wird Lebensmittelknappheit geben und es gibt kein Geld“, machte Moraes deutlich. „Wir sind versammelt und warten auf einen Plan, die Ukraine zu verlassen.“

Moraes wurde in Brasilien geboren, ist aber ukrainischer Nationalspieler. Zwölf Brasilianer stehen im Kader von Shakhtar, während Stürmer Vitinho für Dynamo Kyiv spielt. Die weiteren brasilianischen Spieler in Shakhtars Kader sind die Verteidiger Dodo, Vitao, Marlon, Ismaily und Vinicius Tobias, sowie die Mittelfeldspieler Maycon, Marcos Antonio, Tete, Alan Patrick, Pedrinho und Fernando.

Der 13-fache Meister Schachtar Donezk twitterte auf seinem englischsprachigen Kanal am Donnerstag ein Foto der ukrainischen Flagge und schrieb dazu „Wir werden standhalten!“ Eigentlich hätte das Team von Coach Roberto De Zerbi (42) in der Liga am Samstag bei Metalist Charkiw antreten sollen.

De Zerbi: „Heute Nacht haben uns die Explosionen aufgeweckt.“

Das Team von Shakhtar Donetsk und sein Trainer De Zerbi halten sich trotz des aktuellen Konflikts weiter in der Ukraine auf. „Die italienische Botschaft hatte uns angehalten, zu gehen, aber ich als Mann des Sports konnte dem Klub und dem Fußball nicht den Rücken kehren“, sagte der Italiener der Nachrichtenagentur Italpress am Telefon. Der 42-Jährige aus Brescia in Norditalien befindet sich nach eigenen Angaben in einem Hotel. „Es ist ein schlimmer Tag“, erzählte er und schilderte weiter: „Heute Nacht haben uns die Explosionen aufgeweckt.“ De Zerbi glaube zumindest derzeit nicht, dass er in Gefahr sei.

Die Vereine stehen nun vor ungewissen Tagen. Dass in der Ukraine bald wieder Normalität einkehrt, erscheint angesichts der dramatischen Entwicklungen mehr als fraglich. (kos/mn)