Kommentar zum Werder-RücktrittMarkus Anfangs Aussagen machen alles nur noch schlimmer

Werder Trainer Markus Anfang steht an der Seitenlinie.

Markus Anfang, hier beim Zweitligaspiel zwischen Werder Bremen und dem SC Paderborn am 15. August 2021, ist über die Zweifel an seinem Impfzertifikat gestolpert.

Markus Anfang packt bei Werder Bremen nach dem Wirbel um sein mutmaßlich gefälschtes Impfzertifikat seine Koffer und lässt dabei eine große Chance ungenutzt. Der EXPRESS.de-Kommentar.

von Béla Csányi (bc)

Bremen. Die verrückte Posse um das Impfzertifikat von Markus Anfang setzt in der Corona-Historie im deutschen Fußball noch einmal neue Maßstäbe. Für den zurückgetretenen Chefcoach gilt bis zur Klärung der Vorwürfe selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Doch sein Verhalten wirft große Zweifel auf, meint unser Autor. Ein Kommentar.

Kaum hat die Debatte um eine Impfpflicht im Profifußball Fahrt aufgenommen, wird sie auch schon durch den Eklat in Bremen überschattet. Seit Donnerstag (18. November 2021) redet bei Werder niemand mehr über das Prestige-Duell gegen Schalke 04 am Samstag (20.30 Uhr).

Stattdessen war nur noch das mutmaßlich gefälschte Impfzertifikat von Trainer Markus Anfang (47) Thema. Am Samstagmorgen trat Anfang zurück und nahm noch einmal Stellung zu den Ermittlungen. Die Aussagen hinterlassen allerdings mehr Fragen als Antworten.

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Werder Bremen: Aussagen von Markus Anfang wecken Zweifel

Wegen der „extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst“ habe er sich für den Rücktritt entschieden, erklärte Anfang. Nachdem er am Donnerstag noch auf eine schnelle Klärung der Lage gehofft hatte, war die neue Einschätzung pure Resignation – und ging außerdem am Thema vorbei.

Falls Anfang tatsächlich wie behauptet in einem Impfzentrum seinen Corona-Pieks erhalten hat, hätte sich das womöglich innerhalb von Stunden, maximal binnen weniger Tage klären lassen. Mit einem Mal wäre Anfang entlastet und rehabilitiert, der gewaltige Druck verschwunden. 

Entsprechend deutet der Rückzug darauf hin, dass Anfang selbst dämmerte, den Vorfall wohl doch nicht so einfach aus der Welt schaffen zu können. Seine Chance, die Öffentlichkeit über den Stand der Dinge aufzuklären, ließ er so jedenfalls ungenutzt verstreichen.

Markus Anfang lässt Chance auf Richtigstellung nach Impf-Wirbel verstreichen

Der Schaden, den der Fall Anfang hinterlässt, ist massiv. Der Plan einer Impfpflicht für den Profifußball wurde aus der Politik unter anderem mit der Vorbildfunktion der Spitzensportler begründet. Doch schon der Wirbel um Joshua Kimmich (26), der sich bislang gegen eine Corona-Impfung sträubt, hat beim FC Bayern München Spuren hinterlassen.

Wenn bekannte Gesichter sich aus Ablehnung der Impfung jetzt sogar der Dokumentenfälschung schuldig machen würden, wäre eine neue Dimension erreicht. Markus Anfang wäre zu wünschen gewesen, er hätte die schweren Vorwürfe schnell ausgeräumt – oder im Zuge seines Rücktritts klar und aufrichtig Stellung bezogen.