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EM 2021Elfer-Drama nach Verlängerungs-Zoff: Schweiz wirft Weltmeister raus

Die Schweizer Nationalmannschaft feiert ihren Elfmeter-Helden Yann Sommer beim EM-Achtelfinalsieg am 28. Juni über Frankreich.

Die Schweizer Nationalmannschaft feiert ihren Elfmeter-Helden Yann Sommer beim EM-Achtelfinalsieg am 28. Juni über Frankreich.

von Anton Kostudis (kos)Béla Csányi (bc)

Bukarest. Spektakuläre Krönung eines wilden Achtelfinal-Abends bei der EM 2021: Nach Spaniens 5:3-Sieg gegen Kroatien lieferten sich Frankreich und die Schweiz am Montagabend (28. Juni) ebenfalls einen packenden Fight, bei dem der Weltmeister im Elfmeterschießen nach einem Fehlschuss seines Mega-Stars Kylian Mbappé (22) überraschend mit 4:5 den Kürzeren zog

Die Schweiz war mit einem verdienten 1:0 in die Pause gegangen, vergab nach Wiederbeginn aber einen Elfmeter – und wurde danach eiskalt bestraft. Doch selbst auf den zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand hatten die Eidgenossen noch eine Antwort, zwangen Frankreich durch zwei späte Treffer mit dem 3:3 in die Verlängerung und anschließend ins Elfmeterschießen. Dort wurde Borussia Mönchengladbachs Keeper Yann Sommer (32) zum großen Helden.

Yann Sommers gehaltener Elfmeter führt Schweiz gegen Frankreich zum Sieg

„Ganz ehrlich: Ich stehe noch ein bisschen neben mir. Es war ein unglaublicher Fußballabend. Wir haben heute alles, was wir in uns drin hatten, auf dem Platz gelassen. Ich bin unglaublich stolz auf diese Mannschaft“, sagte Matchwinner Sommer.

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Dank ihres Schlussmanns schaffte die Schweiz bei ihrer fünften EM-Teilnahme den erstmaligen Sprung ins Viertelfinale. 2016 war die „Nati“ noch beim 4:5 gegen Polen vom Punkt am Sprung unter die besten Acht gescheitert.

EM 2021: Schweiz geht gegen Frankreich überraschend in Führung

Die „Nati“ setzte in ihrer Startelf mit Sommer sowie Nico Elvedi (24), Manuel Akanji (25), Steven Zuber (29) und Breel Embolo (24) auf fünf Deutschland-Legionäre, hinzukamen mit Ricardo Rodríguez, Granit Xhaka (28), Xherdan Shakiri (29) und Haris Seferovic (29) weitere vier Akteure mit Bundesliga-Erfahrung.

Die überraschende Schweizer Führung nach einer Viertelstunde war entsprechend ein Treffer voller Bundesliga-Power: Frankfurts Zuber flankte von links in den Strafraum, fand dort den früheren Frankfurter Seferovic, der aus acht Metern platziert einköpfte.

Der Gegentreffer erwischte die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps (52) eiskalt: Frankreich wirkte hinten trotz neu aufgestellter Fünferkette wacklig. „Das Anlaufverhalten ist einfach schlecht“, kritisierte ZDF-Experte Sandro Wagner (33) den Defensiv-Auftritt der „Équipe Tricolore“.

Doch auch die hoch dekorierte Offensive mit den Sturm-Stars Mbappé, Antoine Griezmann (30) und Karim Benzema (33) kam bis zur Pause überhaupt nicht ins Rollen und fand gegen gut eingestellte Schweizer kaum einmal den Weg vor das Tor.

Ricardo Rodríguez lässt Elfmeter gegen Frankreich liegen

Weltmeister-Coach Deschamps reagierte in der Halbzeit mit der offensiven Einwechslung von Kingsley Coman (25) für Innenverteidiger Clément Lenglet (26). Doch den stürmischen Beginn legten wieder die Schweizer hin: Zuber enteilte erneut Benjamin Pavard (25), der ihn am Strafraumrand abräumte.

Nach Eingriff des Video-Schiedsrichters gab es Elfmeter für die Schweiz. Die ganz dicke Chance auf das 2:0 in Minute 54, doch Ricardo Rodríguez zeigte Nerven und scheiterte an Frankreich-Keeper Hugo Lloris (34).

Schweiz verschießt Elfmeter, Frankreich dreht EM-Partie blitzschnell

Und die Nervenschwäche des Linksverteidigers wurde eiskalt bestraft. Denn Frankreich hatte den Warnschuss gehört, drehte blitzschnell auf und ließ urplötzlich seine individuelle Klasse aufblitzen.

Aus dem möglichen 0:2 machte der Favorit binnen weniger Minuten dank eines Benzema-Doppelschlags ein 2:1. Erst schob der Real-Stürmer nach überragender Ballannahme alleine vor Sommer ein (57.), 102 Sekunden später schloss er eine starke Kombination per Kopfball aus kurzer Distanz ab – Rodríguez konnte ihn nicht mehr am Abschluss hindern.

Die Schweiz war für die letzte halbe Stunde plötzlich gefordert, konnte mit den erstarkten Franzosen aber zunächst nicht mithalten. Paul Pogba (28) sorgte 15 Minuten vor dem Ende mit einem traumhaften Schlenzer aus 20 Metern in den Winkel für die vermeintliche Entscheidung, doch dann wurde es dramatisch.

Schweiz erzwingt mit Willensleistung Verlängerung gegen Frankreich

Erst brachte Seferovic mit seinem zweiten Treffer neue Spannung (81.) in die Partie, dann jubelte die Schweiz in der 90. Minute über das 3:3 durch Joker Mario Gavranovic (31), der Minuten zuvor bereits einen Abseits-Treffer erzielt hatte. Verlängerung!

Was ein irrer Schlusspunkt der regulären 90 Minuten: Mario Gavranovic (vorne) erzielte im EM-Achtelfinalspiel für die Schweiz in der 90. Minute den Last-Minute-Ausgleich gegen Frankreich und schoss sein Team in die Verlängerung.

Mario Gavranovic (vorne) erzielte im EM-Achtelfinalspiel für die Schweiz in der 90. Minute den Last-Minute-Ausgleich gegen Frankreich und schoss sein Team in die Verlängerung.

Weil sich die Schweiz auch dort wacker schlug, lagen bei Frankreich die Nerven blank. Im ersten Durchgang der Verlängerung blieb Coman nach einem Abschluss ans Außennetzt auf dem Rasen sitzen, griff sich an den rechten Oberschenkel. Gladbachs Marcus Thuram (23) machte sich draußen bereit. Doch Coman wollte nach hitzigem Disput mit einem Team-Betreuer weitermachen. Während der Pause wollte Deschamps dann vom Bayern-Star wissen, was Sache ist. Doch der konnte seinem Coach offenbar keine zufriedenstellende Antwort geben.

Es folgte ein Wortgefecht, Teamkollege Paul Pogba (28) musste sogar dazwischengehen! Das Resultat des Disputs: Coman spielte weiter. Doch in der 111. Minute hatte der französische Coach dann die Faxen dicke: Er holte Coman vom Feld – und bescherte Thuram im vierten Länderspiel sein EM-Debüt.

Mit dem Gladbacher drückte Frankreich noch einmal aufs Tempo, wollte das Elfmeterschießen unbedingt vermeiden – vergeblich. So ging es zur Entscheidung an den Elfmeterpunkt.

Frankreichs Mega-Star Kylian Mbappé wird im Elfer-Krimi zur tragischen Figur

Als Erster trat Last-Minute-Held Gavranovic für die Schweiz an – und nagelte die Kugel links oben in die Maschen. Doch auch Pogba behielt anschließend die Nerven, versenkte ebenfalls sehenswert im linken oberen Eck. Fabian Schär zeigte sich wenig beeindruckt, schob lässig rechts ein. Doch auch der eingewechselte Olivier Giroud ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, versenkte souverän – wieder rechts.

Der nächste Schütze für die Schweizer: BVB-Profi Manuel Akanji. Und der bewies als Abwehrspieler mal so richtig Chuzpe, verzögerte – und traf links unten. Doch abermals hatten die Franzosen eine Antwort: Auch Thuram schoss unten links zum 3:3 ein. Augsburg-Profi Ruben Vargas hatte dann Glück: Lloris war an seinem satten Schuss mit den Fingerspitzen dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern – 4:3.

Doch auch Abwehrmann Presnel Kimpembe lief an – und versenkte in starker Manier. Für den erfahrenen Wolfsburg-Profi Admir Mehmedi aber kein Problem: Auch er verwandelte seinen Strafstoß.

Dann schritt Mbappé zum Punkt – und ausgerechnet dem Pariser Superstar versagten die Nerven! Sommer ahnte die Ecke, fuhr die linke Pranke aus – und kratzte die Kugel weg.

EM 2021: Yann Sommer pariert den Elfmeter von Kylian Mbappé.

Die Entscheidung im EM-Thriller zwischen Frankreich und der Schweiz: Yann Sommer pariert den Elfmeter von Kylian Mbappé und wirft damit den Weltmeister aus dem Turnier.

Was für eine Glanztat des Gladbach-Keepers, die der Schweiz den Sprung ins EM-Viertelfinale gegen Spanien in St. Petersburg am Freitag (2. Juni) bescherte.