Geldgeile Fifa oder geizige TV-Sender?Bizarre Zahlen zeigen: Dem Fußball-Sommer droht jetzt ein Fiasko

Schwedens Hanna Bennison (l) im Zweikampf mit Deutschlands Alexandra Popp.

Deutschlands Alexandra Popp (r.), hier am 21. Februar 2023 gegen Schwedens Hanna Bennison, spielt im Sommer mit den DFB-Frauen bei der WM in Australien und Neuseeland. Dem Turnier droht aber ein TV-Fiasko.

Dem Frauen-Fußball droht ein Fiasko: Aufgrund eines Rechte-Streits könnte die WM im Sommer auch in Deutschland nicht im Fernsehen zu sehen sein. EXPRESS.de hat die kursierenden Zahlen zusammengefasst.

Die Fußball-EM der Frauen im Sommer 2022 in England hat auch in Deutschland eine große Euphorie entfacht. Doch aktuell sieht die Lage so aus: Die Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland wird in Deutschland nicht im Fernsehen zu sehen sein!

Mit ihrem zweiten Platz bei der EM begeisterten die DFB-Mädels Fußball-Deutschland. In der laufenden Saison wurde in der Frauen-Bundesliga gleich zweimal der Zuschauerrekord gebrochen – zuletzt beim Spiel des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt (über 38.000 Fans im Stadion). Und nun der große Fall?

Frauen-WM: Geldgier der Fifa oder zu niedriges Angebot von ARD und ZDF? Das sind die Zahlen

Denn schon seit Wochen herrscht ein Streit um den Poker für die Übertragungsrechte des WM-Turniers der Frauen (20. Juli bis 20. August). Dabei teilt sich der Fall in zwei Meinungen: Geldgier vonseiten der Fifa um Präsident Gianni Infantino (53) und ein viel zu niedriges Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF.

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In einem Bericht des „Kicker“ am Montag (8. Mai 2023) sind jetzt die Zahlen genannt worden, die für das Frauen-Turnier im Sommer im Raum stehen. Sehen Sie hier den EXPRESS.de-Überblick:

  • Angebot der deutschen TV-Sender: Fünf Millionen Euro
  • Angebot der italienischen TV-Sender: Eine Million Euro
  • Angebot der britischen TV-Sender: Acht Millionen Euro
  • Forderung der Fifa: Zehn Millionen Euro
  • Zum Vergleich: Kosten der deutschen TV-Sender für die vergangenen beiden WM-Turniere der Männer: über 210 Millionen Euro

Demnach bieten die Sender ARD und ZDF mit fünf Millionen Euro lediglich die Hälfte der Forderung der Fifa, während sie sich die vergangenen beiden Männer-Weltmeisterschaften jeweils über 210 Millionen Euro haben kosten lassen. Zur Einordnung nennt der „Kicker“ weitere Zahlen: Die Produktion einer Samstagabendshow mit Carmen Nebel oder Florian Silbereisen lassen sich die Sender laut Berechnungen von Branchenkennern jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro kosten.

Doch nicht nur in Deutschland gibt es diesen Rechte-Streit. In Italien werde sogar nur eine Million Euro für das Turnier geboten. Der Tiefstwert. Für die Männer-WM in Katar hatte sich Italien nicht qualifiziert – die Sender dort zahlten aber trotzdem noch 160 Millionen Euro für die Übertragung der Spiele.

In Großbritannien soll das Angebot für die Frauen-WM zwar „immerhin“ acht Millionen Euro betragen, doch hatte die EM 2022 in England dort auch einen regelrechten Frauen-Fußball-Boom ausgelöst. Die Engländerinnen gewannen damals im Finale gegen Deutschland mit 2:1.

Gianni Infantino: „Moralische und rechtliche Verpflichtung, Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen“

Für Fifa-Präsident Infantino, der von einer „moralischen und rechtlichen Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen“ spricht, sind diese Angebote deutlich zu gering. Zehn Millionen Euro soll die Forderung lauten.

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Infantino drohte sogar: „Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben.“

Auch die deutsche Politik hat sich in den Rechte-Streit schon eingeschaltet. Außenministerin Annalena Baerbock (42) sagte dem Focus: „Das eine ist die Fifa an die wir eindringlich appellieren können, das andere sind die öffentlich-rechtlichen Sender. Da sind wir auch wieder im ökonomischen Bereich. Ich hoffe, dass wir das in unseren Sendern gucken können, um die Leidenschaft derer, die Interesse haben, weiter befördern zu können.“

Insgesamt haben aber schon 150 Nationen weltweit die Rechte erworben, das Preisgeld wurde von der Fifa im Vergleich zur WM 2019 fast verdreifacht – liegt jetzt bei 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bei der Katar-WM der Männer gab es 400 Millionen Euro an Preisgeld. (tsc/gr)