Fortuna-Transfers für den Aufstieg?„Nächste Saison würde es erheblich schwerer“

Röttgermann-Allofs-Kicker8.1.

Fortuna Düsseldorfs Vorstand, Thomas Röttgermann und Klaus Allofs (r.) am Kicker in der Düsseldorfer Arena beim EXPRESS-Termin am 6. Januar 2021.

Düsseldorf – Im zweiten Teil des EXPRESS-Interviews sprechen Thomas Röttgermann und Klaus Allofs über das Geschehen auf dem Rasen.

Der Vorstand ist durchaus gewillt, ein kleines finanzielles Risiko einzugehen, um den Aufstieg in die Bundesliga zu packen. Denn: Nächste Saison würde es ungleich schwerer werden.

Wie sehen Sie die sportliche Entwicklung?

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Allofs: Ich habe schnell gesehen, wieviel Potential in diesem Verein steckt. Ich hatte beim Trainer direkt ein gutes Gefühl. Jetzt passiert das, was wir vorhergesehen haben, aber es ist noch wackelig. Wir machen manche Sachen toll und dann muss man wieder den Kopf schütteln. Aber: Der Weg ist in Ordnung. Jetzt gucken wir, welche Verstärkungen wir gezielt finden, ohne den tollen Mannschaftsgeist zu gefährden. Ich bin auch gespannt auf Emmanuel Iyoha und Dawid Kownacki, die sicherlich auch noch viel Potential haben, es aber leider noch nicht unter Beweis stellen konnten.

Hand aufs Herz: Wäre der Sieg gegen Darmstadt nicht gelungen, säße Uwe Rösler jetzt noch auf der Trainerbank?

Allofs: Selbst bei einer Niederlage gegen Darmstadt hätte es keinen Trainerwechsel gegeben. Ich glaube auch nicht, dass es nach weiteren Niederlagen dazu gekommen wäre. Ich bin durch meine Arbeit in Bremen geprägt. Fortuna muss auch hier Souveränität entwickeln und darf sich durch Druck von außen nicht beeinflussen lassen.

Fortuna Düsseldorf: Winter-Transfers sind ein Thema

Der Klub ist in der Spitzengruppe. Das Ziel Aufstieg scheint realisierbar. Wird der Klub im Januar deshalb noch mal das Portemonnaie öffnen, um das Team zu verstärken?

Röttgermann: Wir sind in einer ordentlichen Verfassung, wir sind in der Lage, die Risiken, die diese Saison birgt, beherrschen zu können. Wir müssen immer wieder den Spagat hinbekommen, wirtschaftlich vernünftig zu agieren und gleichzeitig den sportlichen Erfolg zu ermöglichen. Da muss man eben auch kalkulierbare Risiken eingehen. Wir wissen, dass die TV-Gelder in der nächsten Saison geringer sein werden – das heißt, unsere Motivation, in die Bundesliga aufzusteigen, ist umso größer. Deswegen müssen wir das tun, was vertretbar ist, um unsere Möglichkeiten für den Aufstieg zu optimieren.

Wie viel Geld ist denn nach dem bitteren Pokal-Aus überhaupt da?

Allofs: Sportlich gesehen war das Aus extrem ärgerlich, da wir zuvor so viel Wind in den Segeln hatten durch die Siegesserie in der Liga, und an diesem Tag haben wir einfach unsere Segel eingeholt. Aus wirtschaftlicher Sicht war es ebenso ärgerlich. Zwar sind es keine Welt verändernden Einnahmen, dennoch fehlt Geld, das wir gut einsetzen hätten können.

Sie sagen, Fortuna muss ein ambitionierter Verein sein. Muss man nicht gerade jetzt etwas mehr ins Risiko gehen?

Allofs: Es gilt, abzuschätzen, inwieweit das Risiko uns helfen kann, das wichtige Ziel Aufstieg zu erreichen. Wir dürfen nicht kopflos handeln und uns einfach in der Kaderbreite vergrößern. Wir müssen passende Spieler finden, mit einem kalkulierbaren wirtschaftlichen Risiko.

Haben Sie schon mögliche Zugänge kontaktiert? Ist schon etwas in die Wege geleitet worden?

Allofs: Nach unserem „Beuteschema“ sind wir auf permanenter Suche nach passenden Spielern. Und dann haben wir eine Wunschliste und schauen, was wir Ende Januar realisieren können, wenn wir davon überzeugt sind. Wir haben aber keinerlei Zwang etwas machen zu müssen.

Fortuna Düsseldorf: Klaus Allofs spricht über mögliche Abgänge

Gibt es Spieler in ihrem Kader, bei denen Sie hoffen, dass vielleicht noch ein Angebot reinflattert, um die Kriegskasse etwas aufzufüllen?

Allofs: Die Spieler, die wir abgeben würden, sind vermutlich für Vereine interessant, denen es wirtschaftlich weniger gut geht als uns. Ein, zwei Spieler haben einen Wechselwunsch von sich aus angesprochen und das ist auch absolut in Ordnung. Wir werden sehen, ob sich hier ein für uns attraktives Angebot ergibt.

Welche Spieler waren das?

Allofs: Das werde ich natürlich nicht sagen.

Kenan Karaman hat sich zum Klub bekannt. Ist er im Sommer dann sicher weg?

Allofs: Ich kannte seine Entscheidung schon etwas länger und fand es sehr gut, dass er sich auch öffentlich so klar positioniert hat. Sein Verhalten tut nicht nur ihm, sondern auch der Mannschaft gut, da er signalisiert hat, dass er sich wohlfühlt. Und wenn wir aufsteigen sollten, schauen wir, ob es weitergeht. Er weiß auch, was er an Düsseldorf und Fortuna hat. Hier ist er ein Führungsspieler, auf den gebaut wird.

Es laufen auch einige Verträge aus? Welche Verlängerungen stehen bei Ihnen mit Priorität 1 auf der Liste?

Allofs: Für uns ist von großer Bedeutung, Spielern, denen wir eine übergeordnete Rolle in der Zukunft zutrauen, früh zu signalisieren, dass wir sie gerne länger an den Verein binden möchten. Ein Beispiel ist Jamil Siebert, mit ihm führen wir bekanntermaßen Gespräche. Es gibt auch Spieler, die wir binden wollen, deren Verträge vielleicht sogar erst im nächsten Jahr auslaufen.

Wie sieht es mit den auslaufenden Verträgen von Adam Bodzek und Rouwen Hennings aus?

Allofs: Rouwen hat für uns eine große Bedeutung und ist mit seinen Toren ein wichtiger Teil der Mannschaft, wir werden uns ganz bestimmt demnächst mit ihm zusammensetzen und besprechen, wie er sich seine Zukunft vorstellt. Adam Bodzek ist unser Kapitän, dennoch weiß er auch, dass sich seine Karriere dem Ende zuneigt. Trotzdem ist er ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft und wir werden Gespräche mit ihm führen, um zu beurteilen, wie es mit ihm bei uns weitergehen könnte.

Fortuna Düsseldorf: Wie wichtig ist der Aufstieg?

Was würde ein Verpassen des Aufstiegs für den Klub bedeuten?

Röttgermann: Nächste Saison würde es erheblich schwerer werden. Wir hätten weniger TV-Geld, weil wir jetzt noch von den Platzierungen der vergangenen Erstligasaisons profitieren. Wir müssten also schauen, anderweitig Geld zu verdienen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und unser Ziel Bundesliga zu erreichen.

Hat die Kaderplanung für die Bundesliga schon jetzt begonnen?

Allofs: Wir stellen im Moment schon eine Mannschaft zusammen, die im Falle eines Aufstiegs auch in der Lage wäre, zu großen Teilen in der ersten Bundesliga zu bestehen. Auch wenn wir über aktuelle Zugänge sprechen, müssten diese auch in der höheren Spielklasse bestehen.

Sind die von Ihnen skizzierten „großen Schritte“ auch möglich, wenn sie diese Saison nicht aufsteigen?

Allofs: Das hängt von den strategischen Partnern ab, die an Fortuna glauben. Der richtige Partner wird es nicht von einem direkten Wiederaufstieg abhängig machen, sondern von einer gemeinsamen Vorstellung der Zukunft.