„Gegen die Zerlegung unseres Vereins“Schalke-Fans planen den Aufstand

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Die Schalker Fans wollen am Samstag gegen die Vereinsführung protestieren.

von Mirko Wirch (wir)

Gelsenkirchen – Der FC Schalke 04 ist bekannt dafür, dass es nie ruhig wird um ihn. Jetzt, in diesen sowohl sportlich als auch finanziell schwierigen Zeiten, erst recht nicht.

Leidtragende davon sind meist die Treuesten – die Fans. Die haben sich jetzt eine besondere Protest-Aktion überlegt, um ihren Ärger über die aktuelle Lage des Vereins kundzutun.

„Schalke ist kein Schlachthof!“

Geplant ist laut mehreren Fan-Organisationen eine Menschenkette der Fans rund um das Vereinsgelände am Berger Feld und der Veltins-Arena. Starten soll diese demnach am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr. Genau dann, wenn ihr Team das letzte Bundesligaspiel der Saison in Freiburg bestreitet.

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Doch warum eigentlich diese Aktion? Laut den Fan-Organisatoren wollen die Fans sich so unter dem Motto: „Schalke ist kein Schlachthof! Gegen die Zerlegung unseres Vereins“, gegen die vielen Missstände und Fehlentwicklungen im Verein wehren. Im Zentrum der Fan-Kritik steht dabei die Führung des Vereins und dessen Vorstehender Clemens Tönnies (64).

Corona-Ausbruch und rassistische Äußerungen

Der Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke, Clemens Tönnies, ist auch ein milliardenschwerer Fleisch-Unternehmer. Weil ein Schlachthaus beim Hauptsitz in Rheda-Wiedenbrück das Coronavirus ausgebrochen ist und jetzt über tausend Arbeiter potenziell mit dem Coronavirus angesteckt sind, steht er stark unter Druck.

Dazu kommt Tönnies‘ rassistische Äußerung beim „Tag des Handwerks“ in Paderborn vergangenen August. Er hatte damals in seiner Rede Steuererhöhung im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert und vorgeschlagen, dass stattdessen lieber 20 Kraftwerke pro Jahr in Afrika gebaut werden sollten.

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Dann würden, so Tönnies in seiner Rede, „die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen aufhören, wenn es dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ Tönnies entschuldige sich zwar später für diese Aussage und ließ danach sein Amt als Vorstandsvorsitzender des FC Schalke 04 für drei Monate ruhen.

Doch nicht nur Tönnies soll mit dieser Menschenkette kritisiert werden. Auch den verbliebenen Vorständen Alexander Jobst (46, Marketing und Kommunikation) und Jochen Schneider (49, Sport) soll damit gezeigt werden, wie unzufrieden die Fans mit der Arbeit des Vorstandes sind.

Schalke 04 stolperte nicht nur sportlich durch die Saison

Neben der sportlichen Talfahrt des Teams von Trainer David Wagner in der Rückrunde sorgten auch Aktionen neben den Platz dafür, dass die Fans jetzt genug haben und demonstrieren gehen.

Da war zum Beispiel der, wie viele Fans finden, unfaire Umgang mit Karteninhabern, die ihren Anspruch auf Rückzahlung eines Teils der bereits bezahlten Ticketgelder mit einem Härtefallantrag begründen sollten. Schalke entschuldige sich später bei seinen Fans, das sei absolut nicht der Fall. Der Schaden jedoch war trotzdem bereits da. 

Ebenfalls für Aufregung im Fanlager sorgte die Meldung, dass 24 geringfügig Beschäftigen im Fahrdienst der Nachwuchsabteilung „Knappenschmiede“ gekündigt wurde. Zu guter Letzt sorgte dann auch die von Vorstandvorsitzenden Tönnies befeuerte Diskussion um die geplante Ausgliederung der Profi-Abteilung für Ärger bei den Fans.

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Wegen all dieser Geschehnisse, die nichts mit der sportlichen Leistung des Teams zu tun haben, wollen die Schalker Fans jetzt am Samstag ihrem Ärger Luft machen. Wie es von den Organisatoren der Demonstration heißt, sollen dabei die Hygienevorschriften eingehalten werden.

Schalkes Saison eine „moralische Bankrotterklärung“

Auch die Ultras der Schalker haben sich zu Wort gemeldet. Die „Ultra Gelsenkirchen“, mit rund 1000 Mitgliedern größte und einflussreichste Einzel-Fangruppierung, hat am Montag einen offenen Brief veröffentlicht und darin mit den Verantwortlichen abgerechnet.

Darin heißt es unter anderem: „Selten hat unser Verein ein katastrophaleres Bild abgegeben als in dieser Spielzeit. Neben einer sportlich desolaten Rückrunde sind es vor allem die Gremien und Vereinsverantwortlichen, die unseren Verein Woche für Woche der Lächerlichkeit preisgeben und jeglichen Kontakt zur Gelsenkirchener Realität verloren zu haben scheinen.“

Für die Ultra-Gruppe ist die Saison 2019/2020 nicht nur sportlich, sondern auch moralisch eine „Bankrotterklärung“. Diese „desaströse Situation“ können und wollen sie als Fans nicht mehr unkommentiert lassen. Mit dem offenen Brief und der Demonstration am Samstag setzen sie ein klares Zeichen. (sid/mir)