Vor Heim-EM 2024Dicke Luft bei der Uefa: „Was die Bundesregierung derzeit liefert, reicht so nicht“

Die Fans der deutschen Nationalmannschaft schwenken beim Testspiel gegen die Ukraine (12. Juni 2023) ihre Flaggen.

Die Fans der deutschen Nationalmannschaft schwenken beim Testspiel gegen die Ukraine (12. Juni 2023) ihre Flaggen.

Rund sieben Monate vor dem Start der EM 2024 herrscht dicke Luft zwischen den Organisatoren und der Bundesregierung. In den Augen des DFB und der Uefa kommt zu wenig Unterstützung aus Berlin.

von Sebastian Bucco (buc)

In 225 Tagen startet eines der wohl größten Sport-Ereignisse in der deutschen Geschichte. Nach der Europameisterschaft 1988 und den beiden Weltmeisterschaften 1974 und 2006 findet mit der EM 2024 zum vierten Mal ein großes Turnier alleine in Deutschland statt. 

Unter dem Motto „Heimspiel für Europa“ erwarten die zehn Gastgeber-Städte ab Juni 2024 insgesamt 24 Teilnehmer-Nationen und Fans aus der ganzen Welt. Damit das Turnier reibungslos abläuft, und eine Fußball-Euphorie entstehen kann, kümmern sich hunderte Mitarbeiter von Uefa und DFB gemeinsam um die Organisation. 

EM-Organisator: „Sie fühlen sich von Berlin alleingelassen“

Dabei werden den Verantwortlichen jedoch immer wieder bürokratische Steine in den Weg gelegt, das verriet EM-Organisator Andreas Schär jetzt gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. 

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„Was die Bundesregierung derzeit liefert, reicht so nicht, um die Chancen einer Europameisterschaft vollumfänglich zu nutzen. Wenn wir konkrete Fragen haben, verweist Berlin auf die Bundesländer, fragen wir dort nach, werden wir auf den Bund verwiesen. Wir brauchen klare Richtlinien und Engagement, damit wir zeitgerecht Entscheidungen im föderalen System erwirken können“, sagt der Uefa-Mitarbeiter, der bereits seine fünfte Europameisterschaft verantwortet. 

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Der Schweizer weiß zudem, dass der Frust auch in Köln, München oder Hamburg tief sitzt: „Die zehn Städte, in deren Stadien die Spiele ausgetragen werden, tun unheimlich viel. Aber sie fühlen sich von Berlin alleingelassen.“

DFB-Boss fehlt für 2024 die „spürbare Vision“ der Bundesregierung 

Ähnlich sehen das auch die Verantwortlichen beim DFB. Gemeinsam mit Weltmeister Philipp Lahm, ist Markus Stenger Geschäftsführer der DFB Euro GmbH. Der EM-Boss schlug bereits im vergangenen Sommer Alarm und meinte: „Die Bundesregierung hat bisher noch keine spürbare Vision für das Turnier entwickelt.“

Doch für einen würdigen Nachfolger des Sommer-Märchens 2006 braucht es die Kraft und die Hingabe von allen mitwirkenden Personen in Deutschland – auch aus dem Bundestag.

Auch ohne die Hilfe aus Berlin beschäftigt die EM-Planer zudem eine Vielzahl weiterer Baustellen. Stenger unterstreicht: „Für uns sind Sicherheit und Mobilität die beiden größten Themen.“ Er äußert zudem seine Sorge, dass die mittlerweile recht anfällige Verkehrsinfrastruktur dem Ansturm nicht gewachsen sein könnte. „Deutschland muss sich anstrengen, damit es abliefert“, fordert der EM-Organisator gegenüber dem „RND“.