„Mehrere Vereine im Blick“US-Investor plant trotz 50+1-Regel Einstieg bei Bundesliga-Klub

Chien Lee gestikuliert auf einer Pressekonferenz

Chien Lee, hier am 1. Februar 2019 auf einer Pressekonferenz in Nizza, würde gerne bei einem Bundesliga-Klub einsteigen.

Der US-Investor Chien Lee meldet sich bereit für den Einstieg bei einem Bundesliga-Klub und verspricht eine nachhaltige Arbeitsweise. Seine Strategie ist vielversprechend, aber längst keine Erfolgsgarantie.

In England und Frankreich ist Groß-Investor Chien Lee bereits im Fußball-Geschäft aktiv, folgt jetzt auch die Bundesliga? Geht es nach dem Unternehmer aus den USA, dann ist ein Investment in einen deutschen Profi-Klub nur noch eine Frage der Zeit.

Gegenüber „t-online.de“ machte Lee am Mittwoch (1. Dezember 2021) klar: „Ich beobachte die Lage der Liga sehr genau, denn ich bin hoch interessiert daran, in den deutschen Fußball zu investieren.“ Auch die 50+1-Regel, die gegen übermäßige Einflussnahme externer Geldgeber unverändert Bestand hat, sei für seinen Einstieg kein Hindernis, betonte Lee.

Chien Lee will Investitions-Portfolio um Bundesliga-Klub ergänzen

Aktuell umfasst das Vereins-Portfolio seines Unternehmens NewCity Capital sechs Klubs aus ganz Europa, darunter mehrheitlich Zweitligisten: Der FC Barnsley in England, AS Nancy in Frankreich, der FC Thun in der Schweiz, Esbjerg fB in Dänemark und der FC Den Bosch in den Niederlanden. Außerdem, als aktuell einziger Erstligist im Sextett, KV Oostende aus Belgien.

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Dass ein Klub aus Deutschland irgendwann folgen soll, ist für Lee nur folgerichtig. Schließlich gehe es ihm nicht bloß um das finanzielle Investment, sondern die Implementierung einer einheitlichen Spielphilosophie – und die sei in der Fußball-Bundesliga bestens bekannt.

Chien Lee hofft auf Bundesliga-Einstieg – Investitionen keine Erfolgs-Garantie

„Wir spielen mit unseren Klubs hohes Pressing – genau wie ihr in der Bundesliga. Das ist ja deutscher Fußball“, habe Lee DFL-Chef Christian Seifert (52) in einem persönlichen Gespräch laut eigener Aussage schon einmal versichert. Für das mögliche Deutschland-Investment habe er bereits „mehrere Vereine im Blick“, noch warte er aber auf die richtige Gelegenheit für den Einstieg.

Allerdings: Eine Erfolgs-Garantie für interessierte Klubs sind Lees Investitionen nicht. Barnsley liegt in der zweiten englischen Liga abgeschlagen auf dem vorletzten Rang, Esbjerg trennte sich nach Querelen im Sommer schnell wieder von Trainer Peter Hyballa (45) und Nancy, zwischenzeitlich von Ex-Hannover-Coach Daniel Stendel (47) trainiert, ist aktuell Letzter in der Ligue 2. Besser läuft es immerhin beim FC Thun, der in der Schweiz im Rennen um den Erstliga-Aufstieg mitmischt.

Erfolg dank Investoren-Millionen? Chien Lee wirbt für stetiges Wachstum

Teil der Arbeitsweise für Klubs unter Lees Fittichen ist das datenbasierte Scouting, das bei anderen Investoren-Klubs bereits zu nennenswerten Erfolgen geführt hatte. Der Engländer Matthew Benham etwa setzt beim FC Brentford in England und dem FC Midtjylland in Dänemark seit Jahren auf die Spielersuche vornehmlich nach den Ergebnissen verschiedener Algorithmen.

Die Folgen: Brentford spielt 2021/2022 zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in der Premier League, Midtjylland, zuvor titellos, gewann nach Benhams Einstieg im Jahr 2014 dreimal die nationale Meisterschaft und holte einen Pokalsieg.

Entsprechend erklärte auch Lee, dass es nicht um schnelle Wertsteigerung und Hau-Ruck-Maßnahmen gehe, sondern die kontinuierliche Entwicklung im Vordergrund stehe. Faktoren, die gerade deutsche Fußballfans nur selten mit Geldgebern in Verbindung bringen. Mit Blick auf vergangene Erfahrungen auch durchaus berechtigt.

Investoren in der Bundesliga: Hertha BSC als abschreckendes Beispiel

Schließlich zeigte auch das jüngste Beispiel Hertha BSC mit Geldgeber Lars Windhorst (45), dass frische Gelder zu ruckartigen Investitionen führen können, die bei den Berlinern aber ebenso schnell wieder verpufften. „Ein Großteil der Investitionen ist jetzt sowieso weg“, bemerkte Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic (50) jüngst über die 160 Millionen Euro, die Hertha seit 2019 in Spieler investiert hatte.

Lee betonte daher, es sei für seine Arbeitsweise entscheidend, „dass ich vor Ort auf einen Partner treffe, der dieses Langzeitprojekt mit mir verfolgen will. Können wir uns auf eine gemeinsame Philosophie einigen, bin ich zufrieden – egal, wie viele Stimmrechte ich dann besitze.“

Er habe bemerkt, dass sich viele Fußballfans nicht mit den Geldgebern ihrer Klubs identifizieren könnten, weil die bodenständigere lokale Sponsoring-Ebene inzwischen internationalen Geldflüssen gewichen sei. Ob Lee mit dem Appell zu mehr Bodenständigkeit und seiner Strategie die Verantwortlichen sowie die Anhänger eines Bundesliga-Klubs überzeugen kann, dürfte sich in den kommenden Jahren zeigen. (bc)