„Das Schlimmste ist das Mitleid“BVB-Profi bekam es voll ab – Abgang schon im Sommer?

Julian Brandt jubelt mit Salih Özcan und Emre Can.

Kapitän Emre Can und sein Vize Julian Brandt, hier mit Salih Özcan, standen in dieser Saison ganz besonders in der Kritik.

Der BVB könnte eine eigentlich verkorkste Saison doch noch retten. Um einen Profi gab es aber zuletzt vermehrt Abschiedsgerüchte. Nun reagiert er darauf.

von Antje Rehse  (are)

Auf den letzten Drücker scheint der BVB doch noch die Kurve zu bekommen. Dank einer Siegesserie im Saison-Endspurt ist für Borussia Dortmund die erneute Teilnahme an der Champions League zum Greifen nah.

Das sah lange allerdings überhaupt nicht so aus. Zwischendurch war der Ruhrpott-Klub in der Tabelle so weit abgerutscht, dass selbst die Europa League in weiter Ferne war. 

Julian Brandt reagiert auf Kritik: Halte gerne den Kopf hin

Im Januar zogen die Bosse die Reißleine und warfen Trainer Nuri Sahin (36) raus. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten läuft es unter dessen Nachfolger Niko Kovac (53) deutlich besser.

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Ein Profi bekam es in der schwierigen Saisonphase besonders ab: Julian Brandt (29) stand sowohl bei Fans, als auch bei Experten wie Lothar Matthäus (64) oder Didi Hamann (51) massiv in der Kritik.

So sagte der DFB-Rekordspieler im Februar nach der 1:2-Niederlage der Dortmunder gegen den VfB Stuttgart: „Die Entwicklung ist stehengeblieben. Und gerade bei ihm – Nationalspieler, viel Erfahrung, von einem großen Verein zum anderen gegangen – erwarte ich eigentlich schon, dass er nach sechs, sieben Jahren bei Borussia Dortmund mal das Heft in die Hand nimmt über einen längeren Zeitraum.“

Ähnlich äußerte sich wenig später Hamann, sagte über Brandt: „Das mag jetzt ungerecht sein, aber er ist zu lange da. Es würde ihm guttun und ich hoffe, dass der Verein irgendwann mal einen Schnitt macht, weil er symptomatisch für das ist, was in Dortmund seit Jahren passiert!“

Das alles ist am Nationalspieler natürlich nicht spurlos vorübergegangen. „Klar, kriegt man das mit. Man hat auch gar keine Chance, sich davon abzuschotten“, sagte Brandt nun in einem Sky-Interview.

Doch offenbar waren es weniger die harten Worte der Kritiker, die ihm zu schaffen gemacht haben. „Das Schlimmste für mich ist das Mitleid, das ich bekommen habe. Dass Leute zu mir kamen und gesagt haben: ‚das ist schon viel, hart und ungerechtfertigt‘“, sagte Brandt und erläuterte: „Mir geht es nicht um mich. Ich habe da kein Ego-Thema. Ich muss nicht derjenige sein, der dauerhaft in den Zeitungen steht. Wenn das aber der Fall ist, weil der Verein eine schwere Zeit durchmacht und einer gefunden werden muss, der den Kopf hinhält, dann mache ich das auch gerne. Kein Problem.“

Mit einem Abschied vom BVB, wie ihn einige Experten fordern, beschäftigt er sich angeblich nicht. „Ich habe keine anderen Pläne gerade“, so Brandt. Zuletzt hatte die „Bild“ berichtet, dass Brandt den Bundesligisten bei einem passenden Angebot schon in diesem Sommer verlassen dürfe. Der Vertrag des Mittelfeldspielers läuft noch bis 2026. Unter anderem soll Werder Bremen ein Auge auf ihn geworfen haben.

Was sagt der gebürtige Bremer dazu? „Dass es immer mal wieder Gerüchte gibt, fand ich schmeichelhaft. Bremen – habe ich auch gesehen. Ein schönes Gefühl, mit seinem Heimatverein in Verbindung gebracht zu werden. Aber ich trage den Verein (Borussia Dortmund, Anm. Red) hier in meinem Herzen. Ich mag die Mannschaft, mit der ich zusammenspiele und habe ein gutes Verhältnis zum Trainer.“

Am letzten Spieltag empfängt Dortmund Holstein Kiel. Parallel dazu treffen der SC Freiburg und Eintracht Frankfurt aufeinander, nehmen sich gegenseitig Punkte weg. Sollte Freiburg gewinnen, bräuchte der BVB einen Drei-Tore-Sieg gegen Kiel, um dank des besseren Torverhältnisses ganz sicher an Frankfurt vorbeizuziehen. Vermutlich würden aber auch zwei Tore Unterschied reichen, da die Schwarz-Gelben drei Tore mehr geschossen haben als die Hessen. Bei jedem anderen Ergebnis in Freiburg reicht schon ein einfacher Sieg definitiv.