Ex-Bundesliga-Manager zerlegt DFBRettig schießt gegen Präsidenten-Kandidat

Andreas Rettig beim DFB-Pokal-Spiel Viktoria Köln gegen TSG Hoffenheim

Andreas Rettig, Geschäftsführer von Viktoria Köln, beim DFB-Pokal-Spiel gegen Hoffenheim am 9. August 2021

Andreas Rettig, früher unter anderem Manager des 1. FC Köln und heute Geschäftsführer des Drittligisten Viktoria Köln, spricht über die Zustände beim Deutschen Fußball-Bund.

von Arno Schmitz (schmi)

Köln. Der DFB in der Dauer-Krise. Der ehemalige Präsident Fritz Keller (64) stürzte über einen Nazi-Vergleich, bei der Suche nach einer neuen Doppel-Spitze herrscht noch längst keine Einigkeit. Und das einstige Aushängeschild Nationalmannschaft zieht längst nicht mehr, das erste Heimspiel des neuen Bundestrainers und Hoffnungsträgers Hansi Flick (56) wird „ausverschenkt“.

Der langjährige Bundesliga-Manager Andreas Rettig (58), seit Juni Geschäftsführer des Kölner Drittligisten Viktoria, sieht verkrustete Strukturen als das große Problem des DFB – und wünscht sich unter anderem eine stärkere Einbindung junger Menschen.

Andreas Rettig: „Höchst fraglich“, ob beim DFB die richtigen Leute an der Spitze sind

„In Anlehnung an die Politik, egal, wie man zu Jusos, der Jungen Union oder der Grünen Jugend steht: Eine Interessenvertretung junger Leute würde ich sehr begrüßen“, sagte Rettig dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Für den früheren DFL-Geschäftsführer ist es „höchst fraglich“, ob beim DFB die richtigen Leute in der Verantwortung stehen. Dies habe auch mit dem typischen Karriereweg innerhalb des Verbandes zu tun.

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„Bislang ist es in der Regel so: Um DFB-Präsident zu werden, muss man eine Ochsentour vom Kreis über den Bezirk zum Verband absolvieren, um irgendwann Regionalfürst zu sein“, sagte Rettig: „Dann hat man einen grauen Bart und weiße Haare – und landet schließlich im DFB-Präsidium, hat aber schon 25 Jahre lang Allianzen geschmiedet. Das System bedingt genau diese Abhängigkeiten, die dem deutschen Fußball mehr schaden als nutzen, daher bekommen wir auch kein frisches Blut in den DFB.“

Peter Peters für Andreas Rettig nicht als DFB-Präsident geeignet

Auf EXPRESS-Nachfrage äußerte Rettig explizit sein Unverständnis für die Ambitionen von Peter Peters (59), der als Präsidenten-Kandidat gehandelt wird: „Ehrlich gesagt erschließt sich mir nicht, welche Erfolge ihn für dieses Amt qualifizieren, sein Wirken auf Schalke kann es ja nicht sein.“

Künftig müsse auch „das Wissen der Basis“ viel besser genutzt werden, fordert Rettig: „Wir haben im DFB sieben Millionen Mitglieder, da frage ich mich, ob die Verantwortlichen noch nie etwas von Schwarmintelligenz gehört haben.“

Zudem bemängelt der Kölner, dass im deutschen Fußball nicht mehr der Dachverband den Ton angebe. „Der DFB hat sich die Richtlinienkompetenz von der DFL aus der Hand nehmen lassen, das muss man klar sagen.“

So sei die Planung der Zukunft des Profifußballs, die die DFL mit einer Taskforce umsetzt, eigentlich „Aufgabe des Gesamtverbands“. Der DFB sei aber „vor lauter Beschäftigung mit sich selbst offenbar gar nicht mehr in der Lage, entscheidende Themen anzugehen“.