Am Samstag wählen die Mitglieder des 1. FC Köln ein neues Präsidium für drei Jahre. Alle hoffen, dass der neue Vorstand auch so lange durchhält, ansonsten droht Chaos. Erfahrungen damit hat der Klub schon.
Wilde GerüchteDroht FC nach der Wahl erneut Präsidenten-Chaos?

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FC-Mitgliederversammlung in der Lanxess-Arena im Jahr 2019. Werner Wolf und Stefan Müller-Römer (r.).
Die Mitglieder haben die Qual der Wahl. Der lockere Spruch wird meistens positiv gesehen, doch die anstehende Entscheidung könnte für viele Mitglieder des 1. FC Köln tatsächlich zur Qual werden.
Denn laut einigen aktuellen Umfragen und Stimmungsbildern in den sozialen Netzwerken gibt es bisher kein Team, das alle restlos überzeugen kann. Sogar FC-Capo und Südkurven-Vorsitzender Stephan Schell sagte zum Präsidentenkandidaten Jörn Stobbe: „Da habe ich noch die ein oder anderen Fragezeichen.“ Wenig später rang sich Südkurve e.V. doch zu einer Wahlempfehlung für Team Stobbe durch.
Bei möglichem Rücktritt: Bleibt der FC ohne Präsident?
Spätestens nach der FC-Wahlarena, wo weder Stobbe, noch Wilke Stroman oder Sven Adenauer das Gründungsdatum des FC kannten und auch weitere historische Lücken offenbarten, haben viele Fans Bauchschmerzen.
Seit einigen Tagen kursieren sogar wilde Gerüchte rund ums Geißbockheim, dass ein Team seinen Präsidenten bei der Wahl über die Ziellinie drücken will – und dann könnte schon nach wenigen Wochen im Amt der Rücktritt erfolgen. Verschwörungstheorien oder doch mehr dran?
Die Frage ist jedoch: Was passiert eigentlich, wenn ein frisch gewählter Präsident zurücktritt? Da gab es doch mal was! Und zwar unschöne Episoden aus der FC-Historie, die eine Lücke in der Satzung offen legten.
2019 trat der damalige Präsident Werner Spinner nach Querelen zurück. Laut Regularien rückt dann ein beliebiges Mitglied aus dem Mitgliederrat auf. Damals einigte man sich auf Stefan Müller-Römer, der Vorsitzender des Mitgliederrats war. Die Satzung des FC war auf diesen Fall nur teilweise vorbereitet, denn es war unklar, welche Rolle der Nachrücker dann im Präsidium einnehmen sollte. Müller-Römer wird bis heute in einigen Statistiken als Interimspräsident geführt. Markus Ritterbach und Toni Schumacher blieben demnach Vize-Präsidenten. In der damaligen Kommunikation des FC hieß es aber nur, dass Müller-Römer Vorstandsmitglied wurde.
Hinter den Kulissen wurde heftig gestritten, wie man die Rollen im Vorstand verteilen müsse. Müller-Römer sagte damals letztendlich: „Das ist nicht so wichtig und muss meines Erachtens auch nicht entschieden werden. Ich werde den beiden Vorstandskollegen vorschlagen, dass wir diese Frage ausklammern und einfach kollegial zusammenarbeiten. Wichtig ist jetzt der Verein, nicht irgendwelche Titel oder Eitelkeiten.“
Bis heute besteht rechtliche Unklarheit, ob es einen neuen Präsidenten geben kann. So könnte zum Beispiel bei einem Rücktritt von Stobbe, Stroman oder Adenauer kein Vize einfach Präsident werden und ein Nachrücker oder eine Nachrückerin aus dem Mitgliederrat neuer Vize. Die beiden Vize bleiben Vize – soviel steht fest.
Ungeklärt bleibt, ob ein Nachrücker oder eine Nachrückerin dann Präsident/Präsidentin wird oder nur Vorstandsmitglied. Im letzten Fall hätten alle drei Vorstandsmitglieder die gleiche Rolle und niemand hätte die Sonderrechte eines Präsidenten.
Carsten Wettich, der diesmal mit Wilke Stroman und Tugba Tekkal antritt, rutschte übrigens 2020 in den Vorstand, weil Jürgen Sieger nach 97 Tagen aus persönlichen Gründen aus dem Vorstandsteam mit Präsident Werner Wolf und Eckhard Sauren zurücktrat.
Klar ist die FC-Satzung wieder, wenn ein Team komplett zurücktritt. Dann rücken Fabian Schwab und Stacy Krott als Vorsitzender und Stellvertreterin des Mitgliederrats in den Vorstand auf, zudem rückt ein weiterer Mitgliederrat auf. Wie die drei die Ämter dann untereinander aufteilen, ist aber auch nicht geregelt.
In der FC-Satzung heißt es: „Scheiden alle Mitglieder des Vorstands vorzeitig aus, so wird der Verein bis zur Neuwahl des Vorstands in einer unverzüglich einzuberufenden außerordentlichen Mitgliederversammlung durch den Vorsitzenden, den stellvertretenden Vorsitzenden und ein weiteres, vom Mitgliederrat zu wählendes Mitglied des Mitgliederrats vertreten, die jeweils zu zweit vertretungsberechtigt sind. Die Amtszeit des neu gewählten Vorstands entspricht der restlichen Amtszeit des ausgeschiedenen Vorstands.“
Alle beim FC hoffen natürlich, dass nach der Wahl Ruhe und Kontinuität einkehren – und das gewählte Trio geschlossen bis mindestens zur nächsten Wahl in drei Jahren durchhält.