Wie viel Baumgart braucht Köln noch?FC-Boss Rejek spricht über Klub-Visionen und die Zukunft

FC-Geschäftsführer Markus Rejek im Gespräch mit Jana Wosnitza.

Markus Rejek, Geschäftsführer des 1. FC Köln, im Gespräch mit Moderatorin Jana Wosnitza am 16. November 2023 beim Digital Business Summit der Kölner Haie im Sport- und Olympia-Museum in Köln.

Interessante Einblicke hinter die Kulissen des 1. FC Köln: Am Donnerstag fand im Sport- und Olympiamuseum in Köln der „Digital Business Summit“ der Kölner Haie statt. Auch FC-Geschäftsführer Markus Rejek war zu Gast.

von Uwe Bödeker (ubo)

Digitalisierung im Sport – welche Möglichkeiten gibt es und welchen Mehrwert können Klubs erzielen? Über diese Themen wurde am Donnerstag (16. November 2023) im Sport- und Olympiamuseum in Köln diskutiert.

Die Kölner Haie luden zum „Digital Business Summit“ – mit dabei auch Markus Rejek (55), Geschäftsführer des 1. FC Köln, der über die Visionen und die Zukunft des Klubs sprach.

FC-Geschäftsführer spricht über Digitalisierung beim 1. FC Köln

Vor wenigen Tagen präsentierte der FC seine neue Homepage und die neu gestaltete App. Doch das ist erst der Anfang: Der FC will mithilfe der Digitalisierung Mehreinnahmen erzielen, die dann künftig auch den sportlichen Erfolg sicherstellen sollen. Im ersten Schritt muss der Klub aber erstmal Geld in die Hand nehmen: Ein siebenstelliger Betrag soll in den kommenden fünf Jahren in die Digitalisierung investiert werden.

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Rejek erklärte: „Wir haben eine unternehmerische Entscheidung getroffen. Das ist Geld, dass wir bewusst in unsere digitale Infrastruktur investieren.“ Der FC-Boss untermauerte: „Ein Fußball-Verein, der sich nicht digitalisiert, hat keine Chance in der Zukunft.“ Alle gewonnen Daten werden im Profi-Bereich der Frauen und Männer genutzt.

Moderatorin Jana Wosnitza (30) fragte Rejek, wo die Grenzen der Digitalisierung seien, konkret: „Wie viel Steffen Baumgart, der mit Schiebermütze auf und ab stapft, braucht der FC?“ Rejek verriet, dass sich im Klub viele Leute genau darüber Gedanken machen: „Das ist eine gute Frage, wir diskutieren intern sehr intensiv über solche Themen. Beispielsweise auch: Was kann KI, Künstliche Intelligenz? Man könnte provokant fragen: Könnte am Spielfeldrand nicht Steffen Baumgart, sondern ein Computer stehen, der unser Spiel analysiert und Entscheidungen trifft?“

Rejek erläuterte, wie weit die Möglichkeiten schon sind: „Wir bekommen jetzt schon von allen Spielern Daten: Wie viel sind sie im Training und in den Spielen gelaufen? Darüber hinaus fragen wir verschiedene Themen bei den Spielern ab und nutzen die Informationen mit weiteren Parametern, zum Beispiel aus dem medizinischen Bereich. So können wir täglich ablesen, wie fit die Jungs sind. Das hilft uns bei der Trainingssteuerung und natürlich auch im Hinblick auf den Spieltag. Am Spielfeldrand bekommt das Trainerteam Daten, woraus zu erkennen ist, ob ein Spieler müde wird. Dann kommt zum Beispiel die Information: ‚Steffen, Spieler X oder Spieler Y müsstest du jetzt rausnehmen‘.“

Rejek hat keinen Zweifel daran, dass hier die KI an ihre Grenzen stößt: „Genau da besteht der Unterschied zwischen Maschine und dem Bauchgefühl von Steffen Baumgart. Wir sind froh, dass der Bauch da ist. Das ist wichtig in Kombination mit der technischen Unterstützung.“

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Es gäbe genügend Beispiele aus der Vergangenheit, bei denen Spieler den Daten zufolge hätten ausgewechselt werden müssen, man sich aufgrund des sogenannten Bauchgefühls aber dagegen entschieden hätte, und genau diese Spieler trotzdem noch das Spiel entschieden hätten.

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Der FC-Geschäftsführer erklärte: „Es braucht diesen Instinkt, es braucht den 360-Grad-Blick und ebenso die Empathie auf der Beziehungsebene. Das sind und werden auch zukünftig Kriterien sein, die den Menschen als Entscheider nicht ablösen können.“

Rejek schloss ab: „Digitalisierung hilft uns als Fußballverein in allen Bereichen. Die Sport-Welt wird damit objektiver, messbarer und vergleichbarer. Aber am Ende lebt ein Trainer wie Steffen Baumgart vom Analogen. Bei Entscheidungen kann die Technik unterstützen, aber die letzte und wichtige Instanz bleibt der Mensch.“