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FC-Entscheidung nicht bereutÖzcan: „Spiele nicht nur, weil Skhiri verletzt ist“ – das fordert Baumgart

Salih Özcan beim Spiel des 1. FC Köln bei der TSG Hoffenheim

Salih Özcan (hier am 15. Oktober 2021) überzeugte beim 1. FC Köln in den vergangenen Wochen mit guten Leistungen. 

Steffen Baumgart überredete Salih Özcan erst spät zum Verbleib beim 1. FC Köln. Im Interview mit EXPRESS.de spricht das Eigengewächs über seinen Neustart, den Konkurrenzkampf und die Entwicklung beim FC.

von Jürgen Kemper (kem)

Köln. Er hatte seine Zelte im Sommer beim 1. FC Köln quasi schon abgebrochen. Nach 14 Jahren beim FC wähnte sich Eigengewächs Salih Özcan (23) in einer Sackgasse. Steffen Baumgart (49) konnte den Ehrenfelder trotz zahlreicher Angebote doch noch umstimmen und für eine FC-Zukunft begeistern.

Nach anfänglichen Problemen hat sich Özcan in den vergangenen Wochen einen Stammplatz erkämpft. Im Interview mit EXPRESS.de spricht er über seinen Neustart, das Verhältnis zu Coach Baumgart und den harten Konkurrenzkampf im Mittelfeld.

Salih Özcan, zehn Spiele in der Bundesliga sind absolviert: Wie fällt Ihr persönliches Zwischen-Fazit aus?

Alles zum Thema Salih Özcan

Salih Özcan: Die Saison hat etwas holprig für mich angefangen. In den ersten sieben Spielen habe ich nur einmal von Anfang an gespielt. Das war keine zufriedenstellende Situation für mich, als Profi möchte ich immer spielen. Ich weiß aber auch, dass die Konkurrenz auf meiner Position groß ist. Der Trainer hat die Qual der Wahl. Ich bin aber geduldig geblieben und habe immer auf meine Chance gewartet – und sie bekommen. Zuletzt habe ich mit Pokal viermal 90 Minuten gespielt. Ich glaube, dass ich in den Spielen gezeigt habe, dass ich der Mannschaft helfen kann. Ich möchte jetzt weiter Gas geben und an die Leistungen anknüpfen.

Hat es sich demnach gelohnt, dafür auf Olympia zu verzichten?

Özcan: Das bereue ich nicht. Olympia ist natürlich ein Traum für jeden Sportler, aber ich habe meinen Fokus bewusst auf die Vorbereitung in Köln gelegt. Und ich denke, es war die richtige Entscheidung. Es war wichtig für mich, die gesamte Vorbereitung mit dem Team zu absolvieren und von Anfang an die Abläufe kennenzulernen. Das kommt mir nun zugute.

Salih Özcan: „Entscheidung für den FC war die richtige“

Hatten Sie am Anfang, als Sie nicht regelmäßig gespielt haben, Zweifel daran, dass der FC-Verbleib die richtige Entscheidung war?

Özcan: Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die Entscheidung für den FC die komplett richtige war. Steffen Baumgart hat mich darin bestärkt. Wir waren von Anfang an im engen Austausch. Er hat mir gesagt, dass ich als Spielertyp in sein System passe. Es liegt nun Woche für Woche an mir, ihm zu zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann.

Was hat Sie an Steffen Baumgart überzeugt?

Özcan: Es war seine direkte Art und die Tatsache, dass er sich von Anfang an um mich bemüht hat. Wir standen schon während der U21-EM in Kontakt. Da hat er mir klar gesagt, dass er mich gerne behalten würde. Er wusste natürlich, dass ich ablösefrei war und diverse Angebote hatte, aber er hat trotzdem nicht locker gelassen. Seine Ehrlichkeit, Offenheit und die Perspektiven, die er mir aufgezeigt hat.

Wie sehen Sie die Konkurrenz-Situation auf Ihrer Position?

Özcan: Ich denke, das Gedränge ist groß. Das gilt aber nicht nur für meine Position, ich glaube jede Position bei uns ist hart umkämpft. Wir haben eine hohe Qualität im Kader. Es gibt eigentlich keine erste und zweite Reihe. Wenn ein Spieler in dieser Saison die Chance bekommen hat, hat er sie meistens auch genutzt. Der Trainer hat auch in Stuttgart gesehen, dass er sich auf alle verlassen kann. Generell finde ich, dass wir im zentralen Mittelfeld eine gute Mischung haben. Wir ergänzen uns alle ziemlich gut.

Fürchten Sie, dass sie zurück auf die Bank müssen, wenn Ellyes Skhiri wieder fit ist?

Özcan: Darüber mach ich mir keine Gedanken. Ich würde auch nicht sagen, dass ich nur spiele, weil Ellyes Skhiri verletzt ist. Ich habe den Anspruch, immer zu spielen. Das will ich dem Trainer auch zeigen. Ich muss ihm das Gefühl geben, dass er nicht um mich rumkommt. Dafür gebe ich alles.

Sind Sie im Sommer davon ausgegangen, dass Ellyes Skhiri den Verein verlässt?

Özcan: Die Spekulationen habe natürlich auch ich gelesen. Das hatte aber keinen Einfluss auf meine Entscheidung beim FC zu bleiben. Es ist klar, dass er den Konkurrenzkampf noch mal verschärft, aber diesem stelle ich mich gerne. Ich denke, wir alle haben unsere Qualitäten, die wir einbringen können. Der Trainer mit seiner intensiven Spielweise braucht jeden einzelnen von uns. Ich muss einfach da sein, wenn ich gebraucht werde.

Wie ist mittlerweile Ihr Verhältnis zu Baumgart?

Özcan: Wir kommen sehr gut miteinander aus, wir pflegen ein offenes Verhältnis. Ich weiß, dass seine Tür für mich immer offen ist. Wir können auch über Dinge reden, die ich nicht gut mache oder wo er noch Verbesserungs-Potenzial sieht. Er stachelt mich an und versucht damit noch den einen oder anderen Prozentpunkt mehr aus mir herauszuholen. Das ist auch wichtig.

Wo konkret sieht er bei Ihnen noch Luft nach oben?

Özcan: Es geht für mich darum, noch offensiver zu werden. Er hat mir gesagt, dass ich noch zu oft die sichere Variante wähle, statt mal ins Risiko zu gehen. Selbst auf die Gefahr hin, dass es vielleicht mal schiefgeht, soll ich mich noch mehr trauen. Er fordert Mut von uns, nur so können wir uns auch gegen starke Gegner Chancen kreieren. Das muss ich noch mehr verinnerlichen

Wie beschreiben Sie Ihre Rolle im Baumgart-System?

Özcan: Das variiert je nach Gegner und System. Wir sind mittlerweile sehr flexibel und damit schwerer auszurechnen. Unabhängig davon ist meine Aufgabe, Zweikämpfe zu gewinnen und das Spiel danach möglichst schnell nach vorne zu treiben. Dabei ist es egal, ob auf dem Papier Sechser oder Achter steht.

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Sind Sie überrascht über die bemerkenswerte Entwicklung, die der FC in den letzten Monaten gemacht hat?

Özcan: Ich glaube, dass wir allesamt einen Schalter umgelegt haben. Es ist jeder für den anderen da. Wenn ein Spieler einen Fehler macht, bügelt der nächste ihn halt aus. Ich glaube, dass das in der Vergangenheit nicht immer der Fall war und daher am Ende öfter mal das entscheidende Quäntchen gefehlt hat. Der Schlüssel ist, dass wir alle an einem Strang ziehen, einen klaren Plan haben und nichts und niemand uns davon abbringen kann.

Salih Özcan erwartet sorgenfreie Saison für den 1. FC Köln

Wenn Sie diesen Weg so weitergehen, wohin führt das am Ende der Saison?

Özcan: Das ist schwer zu sagen. Wie man in Dortmund gesehen hat, gewinnt im Fußball nicht immer die bessere Mannschaft. Auf diesem Niveau entscheiden leider manchmal Nuancen über Sieg und Niederlage. Klar ist aber: Die Gegner haben inzwischen deutlich mehr Respekt vor uns. Es ist unangenehm gegen uns zu spielen und wir haben gegen Bayern, Leverkusen und Dortmund gezeigt, dass wir es mit jedem Team in der Liga aufnehmen können. Das gibt einem als Spieler ein gutes Gefühl auf dem Platz und das nötige Selbstvertrauen. Ich will nicht konkret über Ziele sprechen, aber wenn wir so weitermachen und dran bleiben, dann werden wir eine sorgenfreie Saison haben. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre wäre das schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Der 11.11. steht vor der Tür. Haben Sie schon Party-Pläne?

Özcan: Ich glaube, das gibt es in der Mannschaft den einen oder anderen, der mehr darauf abfährt als ich (lacht). Ich habe mal gehört, dass die richtigen Kölner das gar nicht so sehr mögen wie die Dazugezogenen. Die Jungs haben auf jeden Fall etwas geplant und dann bin ich auch gerne dabei. Ich lass mich da überraschen und den Tag auf mich zukommen.

Zum Abschluss: Was erwartet Sie am Sonntag gegen Union Berlin?

Özcan: Vor allem eine eklige Truppe. Sie zeichnet – wie uns im Übrigen auch – die Geschlossenheit aus. Sie rennen, bis sie umfallen, sind meistens nicht kleinzukriegen. Sie sind durch ihre Wucht auch gefährlich bei Standards, da müssen wir höllisch aufpassen. Es wird kein einfaches Spiel für uns. Ein Spiel wie in Dortmund, als wir optisch die bessere Mannschaft waren, aber mit leeren Händen nach Hause gefahren sind, soll uns nicht wieder passieren. Wir müssen zusehen, dass wir unsere eigenen Fehler vermeiden. Wenn wir das hinkriegen, bin ich zuversichtlich, dass wir am Sonntag erfolgreich sind.