FC nach Pfiffen „im Tiefschlaf“Kein Klub-Rekord – aber Tor-Erlösung für Kölns Bremen-Schreck

Steffen Tigges schaut nach seinem Tor zur Seitenlinie.

Steffen Tigges traf am Samstag (20. Mai 2023) in Bremen zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung des 1. FC Köln.

Punkt Nummer 42 für den 1. FC Köln. Die Mannschaft von Steffen Baumgart holte am 33. Bundesliga-Spieltag ein 1:1 bei Werder Bremen. Stürmer Steffen Tigges erlöste sich nach 827 Minuten.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Kölns Werder-Schreck hat erneut zugeschlagen – und dennoch verpasste der FC am Samstagnachmittag (20. Mai 2023) einen Klub-Rekord!

Die letzte Auswärtsreise der Saison, die letzte in der Karriere von Jonas Hector, endete mit einem 1:1 in Bremen. Dabei erlöste sich Stürmer Steffen Tigges, traf erstmals nach 16 torlosen Spielen.

Selke-Vertreter Steffen Tigges trifft erstmals seit Werder-Hinspiel

Mit einem Sieg an der Weser hätten sich Trainer Steffen Baumgart und seine Jungs in die FC-Historie eingetragen. Es wäre der vierte Auswärts-Dreier in Folge gewesen, wie einst unter Hans Merkle (1970) und Jörg Berger (1992).

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Doch auch ohne Vereins-Rekord ist es ein bockstarker Endspurt der Kölner, die nur eines der vergangenen acht Spiele verloren haben. Bremen wiederum reichte das Unentschieden, um den Klassenerhalt endgültig einzutüten.

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Jubel bei Werder – Ärger bei FC-Kapitän Hector, der mit einem Sieg von seinem letzten FC-Trip zurückkehren wollte: „Es ist schade, dass wir keine drei Punkte geholt haben, weil wir zehn Minuten im Tiefschlaf waren.“ Baumgarts Fazit: „Es war eine sehr gute erste Halbzeit, in der zweiten haben wir den Faden verloren.“

Der Köln-Coach hatte wie schon vor dem 7:1-Triumph im Hinspiel seine komplette Startelf auf der Pressekonferenz verraten. Mit Steffen Tigges im Sturm, da der zuletzt starke Davie Selke nach seinem Kopf-Crash gegen Hertha zunächst auf die Bank musste.

So köpfte eben Tigges zur FC-Führung ein (36.). Sein erster Treffer nach 827 torlosen Minuten – seit seiner Hinrunden-Gala gegen Werder. Damals hatte der Ex-Dortmunder sogar seinen Doppelpack geschnürt.

Die Vorarbeit kam mal wieder von Florian Kainz, der aktuell wöchentlich Tore per Hereingaben auflegt. „Bei Kainzis Flanken wird selbst David Beckham neidisch“, twitterte der FC über seinen Top-Scorer.

Werder Bremen braucht lange, um 1. FC Köln zu antworten

Werder-Coach Ole Werner probierte alles, um die vierte Pleite in Serie zu verhindern, tauschte gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit dreimal. Doch gefährlich wurden seine Jungs lange Zeit nicht – trotz des Comebacks von DFB-Star Niclas Füllkrug, der fünf Wochen wegen Wadenproblemen gefehlt hatte.

Die Folge: Pfiffe von den Rängen! Überraschend für Baumgart, der im Vorfeld noch über die „geile Atmosphäre“ an der Weser geschwärmt hatte. „Bis zur 60. Minute hatten wir das Stadion ruhig“, sagte er nun, nach Abpfiff: „Ich habe sogar Pfiffe gehört, die ich in Bremen noch nicht gehört hatte. Obwohl es für die Mannschaft um viel ging. Das habe ich schon mal anders erlebt.“

Nach einer Stunde ließ der FC-Trainer dann auch Selke mitmischen, der 2013 als Bremen-Profi sein Bundesliga-Debüt gefeiert hatte und insgesamt vier Jahre für Werder aufgelaufen war. Der Stürmer kam gemeinsam mit Dimitrios Limnios, bereitete dem Griechen per Hacke die Chance aufs 2:0 vor – Torhüter Pavlenka war zur Stelle (68.).

Genau wie Schwäbe auf der anderen Seite, als plötzlich Stage frei vor ihm auftauchte. Der Däne zwang Kölns Keeper zu einer Glanztat (70.). Drei Minuten später war er allerdings machtlos: Nach Kopfballverlängerung von Ducksch traf Romano Schmid am langen Pfosten zum inzwischen verdienten 1:1-Ausgleich. Die Pfiffe hatten Werder offenbar geholfen...

Der FC dagegen erlebte den von Hector angesprochenen „Tiefschlaf“. Kölns Kapitän kritisierte: „Wir hatten nicht die Entlastung, die wir gebraucht hätten, haben einfache Fehler gemacht und defensiv nicht kompakt gearbeitet. Daraus ist das Gegentor resultiert.“

Alle in Grün-Weiß feierten den Klassenerhalt, für den aufgrund der Konkurrenz-Ergebnisse aber selbst eine Pleite gereicht hätte. Ex-Bremen-Profi Kainz: „Werder ist ein Verein, der in die Bundesliga gehört. Ich freue mich, dass sie es geschafft haben – auch wenn ich heute lieber gewonnen hätte.“