„Werde ihm ewig dankbar sein“Ex-FC-Sprecher berichtet: Köln-Boss rettete ihm das Leben

Alexander Jacob (l.) beim Bundesliga-Spiel des 1. FC Köln gegen Hertha BSC neben dem damaligen Trainer Peter Stöger und dessen Sport-Boss Jörg Schmadtke.

Alexander Jacob (l.) am 18. März 2017 beim Bundesliga-Spiel des 1. FC Köln gegen Hertha BSC neben dem damaligen Trainer Peter Stöger und dessen Sport-Boss Jörg Schmadtke.

Sein Abgang beim FC war schmerzhaft, aber unvermeidbar. Wegen Spielsucht verabschiedete sich Pressesprecher Alexander Jacob 2017 vom Geißbockheim. Heute weiß er: Dort wurde ihm letztlich das Leben gerettet.

von Béla Csányi (bc)

Auf dem sportlichen Höhepunkt trat er beim 1. FC Köln gezwungenermaßen ab: Alexander Jacob räumte im Sommer 2017 seinen Posten als Pressesprecher beim Klub, der sich gerade zum ersten Mal nach 25 Jahren Durststrecke wieder für den Europapokal qualifiziert hatte.

Während der FC sich auf dem Rasen nach Europa spielte, zockte auch Jacob – allerdings auf Wettportalen und weit weniger erfolgreich. Er rutschte immer tiefer in die Spielsucht, zur Behandlung seiner Krankheit musste er den Job beim Traumverein aufgeben. Wie dramatisch die Lage wirklich war, hat Jacob jetzt aber zum ersten Mal berichtet.

Jörg Schmadtke als prägende Figur für Heilung von Alexander Jacob

In einem Interview mit DFB.de berichtete Jacob am Montag (4. März 2024), dass die damaligen FC-Bosse Alexander Wehrle (49) und Jörg Schmadtke (59) im Laufe der Spielzeit 2016/2017 Verdacht geschöpft hätten. Am Ende gab es ein entscheidendes Gespräch mit den Klub-Verantwortlichen – und Hilfe, die dem Pressesprecher womöglich das Leben rettete.

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Über den damaligen Sportchef Schmadtke sagte Jacob: „Er hat den Erstkontakt zur psychologischen Betreuung der Deutschen Sporthochschule hergestellt. Für diesen Impuls werde ich ihm ewig dankbar sein.“

Dass Jacob seinen Teufelskreis dank der Intervention am Geißbockheim verlassen konnte, habe dramatische Folgen verhindert. „Ohne Jörg Schmadtkes Einschreiten hätte ich die Krankheit wahrscheinlich nicht überlebt, davon bin ich heute überzeugt“, erklärte er bemerkenswert offen: „Der Druck wäre immer weiter angestiegen, bis ich dem Ganzen ein Ende gesetzt hätte.“

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Über seine inzwischen überstandene Suchterkrankung und den anschließenden Umgang wird Jacob am Donnerstag (7. März) bei der Veranstaltung „Suchtprävention im Verein: Sportwette“ auf dem DFB-Campus in Frankfurt erzählen. Den schockierenden Verlauf und Details von Wetten über bis zu 2000 Euro auf einzelne Spiele schilderte er DFB.de aber auch schon in Kurzform.

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„Die Sucht hat mich wirtschaftlich ruiniert, sie hatte fast alle meine sozialen Kontakte zum Erliegen gebracht, sie war dabei, mich körperlich zugrunde zu richten“, erinnert sich Jakob an die dunkelsten Tage.

Teil der Sucht war dabei auch das ständige Verlangen nach neuen Wett-Gelegenheiten: „Ich habe mich katastrophal schlecht ernährt, ich war übergewichtig und nicht mehr imstande, Sport zu treiben. Meine Tage drehten sich nur noch um das jeweils nächste Wettereignis und angesichts der hohen Verluste um die Frage, wie ich an neues Geld komme.“

Inzwischen hat sich Jacob nicht nur erholt, sondern auch einen Neustart im Fußball gemeistert. Seit August 2022 arbeitet er als Pressesprecher und Leiter der Medienabteilung bei Arminia Bielefeld, hat die damalige Zeit längst reflektiert und aufgearbeitet. „Ich muss auf mich achten, das verstehe ich heute“, hält er über die Erkenntnisse seines langen Leidenswegs fest.


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