Kommentar zum AbstiegskampfBrustlöser dank Medizinmann Baumgart – aber FC hat immer noch Husten

Steffen Baumgart (Trainer des 1. FC Köln) beim Bundesligaspiel am Böllenfalltor gegen Darmstadt 98.

Kann zufrieden sein: Steffen Baumgart gab für das 1:0 des 1. FC Köln am 1. Dezember 2023 in Darmstadt einen Daumen hoch.

Der 1. FC Köln hat im Abstiegskampf am Freitag (1. Dezember 2023) einen wichtigen Sieg in Darmstadt eingefahren. Ein Befreiungsschlag ist das noch nicht, aber der Erfolg hat eins gezeigt: Köln ist bereit. Ein Kommentar.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Den Stein, der allen Beteiligten beim 1. FC Köln nach dem Arbeitssieg in Darmstadt vom Herzen fiel, hörte man bis hin zum Geißbockheim. Rumms!

War das der Befreiungsschlag in der Saison 2023/24? Soweit will eigentlich noch keiner gehen. Vor allem nicht die Spieler. Da ist die Rede eher von einem Brustlöser. Um im Bild zu bleiben: Husten hat der FC noch immer. Aber mit Steffen Baumgart auch den richtigen Medizinmann.

1. FC Köln: Zusammenhalt auf allen Ebenen

Denn der 1:0-Sieg in Darmstadt hat eins auf jeden Fall gezeigt: Köln hat den Abstiegskampf mit Leib und Seele angenommen. Man spürt, dass jeder begriffen hat: Es geht nur gemeinsam!

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Baumgart hat als erster den Schalter umgelegt. Er stand für Hurra-Fußball, mutig, unbeschwert, immer Attacke. Doch nachdem sein Team mit jedem Nackenschlag in dieser Spielzeit unsicherere und nervöser wurde, wurde Baumgart klar, dass er einen anderen Weg einschlagen muss. Spätestens nach dem 0:6 in Leipzig.

Baumgart machte allen im Verein klar, was Abstiegskampf bedeutet. Nicht schön, aber effektiv. Nicht labern, sondern arbeiten. Nicht Ego-Trip, sondern Teamwork. Nicht schön, sondern effektiv. Es folgten zwei Unentschieden gegen Augsburg und in Bochum sowie ein schmeichelhaftes 0:1 gegen Bayern – in der FC-Situation alles als Erfolge zu verzeichnen.

Zusammenhalt strahlt der ganze Klub in dieser schwierigen Phase aus: Der Vorstand um Präsident Werner Wolf machte zwar deutlich, dass man mit den Ergebnissen ganz und gar nicht zufrieden war, er stärkte dem Team aber den Rücken und vertraut Baumgart.

1. FC Köln in der Einzelkritik

Die Noten der FC-Profis im Bundesliga-Spiel gegen den SV Darmstadt

Marvin Schwäbe im Porträt.

Marvin Schwäbe: Strahlte von Beginn an Ruhe aus. Bekam aber auch wenig zu tun. In der zweiten Hälfte bei zwei Aktionen zur Stelle. Note: 2,5

Luca Kilian im Porträt.

Luca Kilian: Startete etwas nervös, in vielen Aktionen überhastet. Leichte Leistungssteigerung im Vergleich zum Bayern-Spiel als er in der Dreierkette agierte. Wollte einen Elfmeter haben, wurde aber nicht eindeutig getroffen. Musste nach 45 Minuten weichen. Note: 4

Max Finkgräfe im Porträt.

Ab 46. Max Finkgräfe: Fügte sich mutig ein, ließ zwei Leute stehen und bediente Thielmann, verpasste sein erstes Bundesliga-Tor. Note 3

Timo Hübers im Porträt.

Timo Hübers: Stabil, kaum Fehler. Schmiss sich in alles rein, beim zurückgenommenem Handelfmeter mustergültige Körperhaltung mit beiden Armen hinter dem Körper. Note: 2,5

Jeff Chabot im Porträt.

Jeff Chabot: Körperlich präsent und in vielen Aktionen kompromisslos, ließ Aaron Seydel nicht viele Freiräume. Note: 2,5

Testspiel, Bergisch Gladbach vs.1. FC Köln, 06.09.2023, Dominique Heintz (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Dominique Heintz: Defensiv solide. Nach vorne engagiert, aber nicht immer platziert – einige Bälle landeten nicht da, wo sie hin sollten. Flog in der ersten Halbzeit über die Bande, als er einen langen Ball erreichen wollte. Note: 3,5

Dejan Ljubicic im Porträt.

Dejan Ljubicic: Rückte wieder auf die defensive Position, Doppel-Sechs mit Martel, Selbstvertrauen strahlt er aktuell nicht gerade aus. Als er mal Platz zum Aufdrehen hatte, landete der Pass beim Gegner. Immerhin: eine gute Chance in der zweiten Hälfte. Note: 4

Mark Uth im Porträt.

Ab 93. Mark Uth: Half Zeit über die Uhr zu bringen. Note: -

Eric Martel im Porträt.

Eric Martel: Kam selten durch, nach vorne. Hinten räumte er alles auf, was kam. Ein Fehler sorgte für eine gute Chance für die Gastgeber durch Skarke. Note: 3,5

Jan Thielmann im Trikot des 1. FC Köln.

Jan Thielmann: In der ersten Halbzeit ziemlich unauffällig, aber bemüht. Rückte in der zweiten Halbzeit nach rechts hinten. Einstellung wie immer top. Note: 3

Florian Kainz im Porträt.

Florian Kainz: Sah nach überhartem Einsteigen gegen Mehlem Gelb. Danach engagiert und mit großem Laufeinsatz, aber ohne Ertrag. Für den Kapitän war auch nach der ersten Halbzeit Schluss. Note: 3,5

Luca Waldschmidt im Porträt.

Ab 46. Luca Waldschmidt: Belebendes Element im Kölner Spiel, seine Ecke sorgte für Konfusion in Darmstadts Abwehr, Selke konnte zum 1:0 verwerten. Sein Tor wurde wegen Abseits aberkannt. Note: 2,5

Linton Maina im Porträt.

Linton Maina: Viele Laufwege in die Tiefe, aber wenige Flanken an den Mann. Hatte Pech, dass er nach Pass von Selke knapp im Abseits stand, sonst hätte Waldschmidt das 2:0 erzielt. Note: 3,5

1. FC Köln, Portrait, Mathias Olesen (1. FC Köln), 01.08.2023, Bild: Herbert Bucco

Ab 85. Mathias Olesen: Half den Sieg über die Zeit zu schaukeln Note: -

Davie Selke im Porträt.

Davie Selke: Konnte zunächst nicht viele Bälle festmachen, legte aber einmal gut ab auf Kainz. Dann stand er da, wo ein Stürmer stehen muss - 1:0! Note: 2

1. FC Köln, Portrait, Steffen Tigges (1. FC Köln), 01.08.2023, Bild: Herbert Bucco

Ab 73. Steffen Tigges: Half, die Führung zu verteidigen, nach vorne wenige Szenen. Note: -

1/16

Die Spieler zeigen in jedem Training, dass sie eine Einheit sind. In Darmstadt wurde das Ganze eindrucksvoll untermauert: Jeder kämpfte für jeden und Spieler wie Luca Waldschmidt, Marc Uth oder Steffen Tigges warfen alles rein, auch wenn sie nicht von Beginn an mitspielen durften.

Sportchef Christian Keller sagte vor dem Darmstadt-Krimi: „Baumgart ist wie ein Aushängeschild für uns. Ich bewerte den Trainer nicht nach Ergebnissen, sondern ob er die Mannschaft erreicht.“

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Das tut er und nun gab es in das erste Ergebnis, das der FC so dringend brauchte. Ob aus dem Brustlöser ein wirklicher Befreiungsschlag wird, müssen wir in ein paar Wochen beurteilen. Der FC spielt in diesem Jahr noch gegen Mainz, in Freiburg und bei Union Berlin. Im neuen Jahr geht es dann am 13. Januar mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Heidenheim weiter. Dann müssen auf jeden Fall weitere Punkte folgen, um in der Liga bestehen zu können.

Baumgart weiß: „Abstiegskampf ist ein langer, zäher Weg. Das ist keine Situation, die wir schnell gelöst bekommen. Das wird bis zum 34. Spieltag zu lösen sein.“ Der Arbeitssieg in Darmstadt macht Mut und hat gezeigt, dass der 1. FC Köln für einen zähen Weg bereit ist.