„Werden nicht ernst genommen“Ex-FC-Profi kämpft nun für anderen Kölner Traditionsklub

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Alexander Voigt (M.), hier mit Lukas Podolski (l.) und Albert Streit, bestritt von 1998 bis 2005 mehr als 200 Pflichtspiele für die FC-Profis.

von Martin Zenge (mze)

Köln – Den FC-Fans ist Alexander Voigt (42) noch bestens als Arbeitstier und Aufstiegsheld bekannt. Anfang des Jahres heuerte der Ex-Profi aber bei einem anderen Traditionsverein der Stadt an: den Cologne Crocodiles. Auch Kölns Footballer trifft die Corona-Krise hart – Voigt kämpft jetzt für die Zukunft seines neuen Klubs.

Alexander Voigt: Büro statt Fußballplatz

Im Januar tauschte der frühere Abwehrspieler den Fußball gegen das Football-Ei: Er gab seinen Trainerposten beim Regionalligisten Wuppertaler SV auf und wechselte ins Management der Crocodiles. „Büro statt Fußballplatz – das war eine große Umstellung. Mit Sponsoren muss man natürlich anders reden als mit Spielern“, sagt Voigt im EXPRESS-Gespräch schmunzelnd.

Cologne Crocodiles Spieler

Die Cologne Crocodiles dürfen derzeit nicht trainieren. Kommendes Wochenende würde eigentlich das erste Heimspiel der neuen GFL-Saison anstehen.

Bei den Erstliga-Footballern, die dieses Jahr ihren 40. Geburtstag feiern, ist er für Sponsoring, Veranstaltungsorganisation und die Entwicklung des Leistungszentrums zuständig. Bereut hat er die Entscheidung nicht: „Das sind alles Sachen, die mir Spaß machen und herausfordernd sind. Es war auf jeden Fall genau der richtige Schritt für mich.“

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Saisonstart der GFL verschoben

Kommenden Samstag würde Voigt eigentlich sein erstes Crocodiles-Heimspiel als Verantwortlicher erleben – die German Football League (GFL) sollte in ihre neue Saison starten. Wäre da nicht die Corona-Pandemie...

Anders als beispielsweise beim 1. FC Köln, ist bei den Crocodiles derzeit nicht mal an Gruppentraining zu denken, die Spieler halten sich seit Wochen zu Hause fit. Voigt: „Als Headcoach einer solchen Mannschaft muss man 50 Spieler bei Laune halten und ein Programm zusammenstricken, das ist noch mal eine andere Hausnummer.“

Wann das Team zurück auf den Trainingsplatz kann? Die Crocodiles sind ratlos. Voigt erklärt: „Tatsache ist, dass unser Sport da total hintenansteht. Wir werden gar nicht beachtet, wenn man anfragt, wann es weitergeht – wann man zum Beispiel in Bocklemünd auf der Bezirkssportanlage wieder trainieren darf. Wenn man dann liest, dass die Fußballer auf eine Rückkehr in den Spielbetrieb drängen, fühlt man sich schon nicht ernst genommen. Natürlich hat der Fußball da eine Sonderrolle.“

Cologne Crocodiles: Lage noch nicht existenzbedrohend

Die gute Nachricht in der Krise: Existenzbedrohend ist die Lage für die Crocodiles aktuell nicht – selbst wenn die gesamte Saison ins Wasser fallen sollte. „Wir würden das schaffen, übrigens als einer von wenigen Vereinen der GFL“, sagt Voigt, der sich dennoch sorgt: „Wir wollen keinen Spendenaufruf machen, aber fest steht, dass wir natürlich keinen dicken TV-Vertrag haben, auf den wir hoffen können. Und einige neue Abschlüsse mit Partnern sind durch die Corona-Krise geplatzt. Deswegen ist unsere finanzielle Situation derzeit nicht so einfach. Die Frage ist auch: Wie kommen unsere Partner aus dieser Situation heraus? Auf lange Sicht wird diese Krise ein Problem werden.“

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Kurzfristig denkt der Verein über Kurzarbeit nach. Viele Spieler verdienen ihren Lebensunterhalt zwar nicht mit Football, ein paar Euro können aber trotzdem gespart werden. Die besserverdienenden Spieler aus den USA, die in der neuen Saison für die Crocodiles auflaufen sollen, haben es vor der Pandemie gar nicht mehr nach Köln geschafft und müssen derzeit nicht bezahlt werden.

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Alexander Voigt befindet sich derzeit im Homeoffice

Voigt: „Wir sind über jede Unterstützung dankbar, über jeden, der sich als Partner einbringen möchte. Die ganze Saison steht noch vor der Tür, wir wollen spielen und ich gehe schwer davon aus, dass wir auch spielen werden.“ Die GFL hofft nun auf einen Startschuss Ende August oder Anfang September.

Alexander Voigt würde sich über Bundesliga-Fortsetzung freuen

Und Sonderrolle hin oder her – natürlich würde Voigt sich auch freuen, wenn es in der Fußball-Bundesliga weitergeht. „Dann läuft endlich mal wieder frischer Sport im Fernsehen. Als früherer Fußballer kann ich verstehen, dass die Jungs mit aller Macht ihrem Job nachgehen wollen. Die Vereine müssen Geld verdienen. Man darf das auch nicht vergleichen mit Kindern, die nicht auf den Sportplatz dürfen – Fußball ist der Job der Profispieler.“

An Geisterspiele in Müngersdorf hat er eine ganz besondere Erinnerung: „2001 hatten wir mit dem FC ein Freundschaftsspiel gegen Kamerun ohne Zuschauer. Das war schon ätzend genug, auch wenn es nur ein Testspiel war.“

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Dass Kölns Erfolgsserie auch vor leeren Rängen weitergehen wird – davon ist Voigt überzeugt: „Diese Siege unter Markus Gisdol waren hochverdient, da war nichts Glückliches dabei. Der FC hat nicht zufällig so viele Punkte geholt. Hut ab!“