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„Kompletter Blödsinn“Ex-FC-Boss rechnet mit Keller ab

Jörg Jakobs sitzt neben Christian Keller auf der Tribüne, beide schauen ein Fußabllspiel.

Ex-FC-Sportdirektor Jörg Jakobs (l.) am 1. April 2023 zusammen mit Christian Keller bei einem Spiel der Kölner U21 gegen Wiedenbrück.

Harte Abrechnung: Ex-FC-Sportchef Jörg Jakobs hat über die Zusammenarbeit mit Christian Keller ausgepackt.

Was für eine Abrechnung! Jörg Jakobs (55), ehemaliger sportlicher Berater des Vorstands beim 1. FC Köln, holt zum Rundumschlag aus. Und einer bekommt sein Fett weg: der damalige Sport-Geschäftsführer Christian Keller. Jakobs erhebt im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ schwere Vorwürfe und spricht von gezielten Manövern.

„Ich wurde wiederholt durch Christian Keller systematisch beim Vorstand diskreditiert“, klagt Jakobs an. Die Folge: Seine beratende Funktion sei quasi ausgehebelt worden, seine Expertise nicht mehr gefragt. Der Austausch mit Keller? „Einseitig“, so Jakobs. Proaktive Gespräche habe es nicht gegeben.

1. FC Köln: Jörg Jakobs rechnet mit Keller und Vorstand ab

Besonders brisant wird es beim Thema Cas-Sperre. Jakobs kritisiert die aggressive Strategie des Vereins scharf. Sein Rat wäre ein völlig anderer gewesen: „Ich hätte dazu geraten, das Thema möglichst geräuschlos mit Ljubljana zu klären.“ Das sei in der Branche absolut üblich. Stattdessen sei man volles Risiko gegangen – mit bekanntlich katastrophalem Ausgang für den FC.

Kellers Argumentation, eine Einigung hätte Untreue-Tatbestände erfüllen können, tut Jakobs als „kompletter Blödsinn“ ab. „Jeder, der sich halbwegs in der Branche auskennt, weiß, dass das kompletter Blödsinn ist“, wettert er. Ein Verein könne selbst entscheiden, wie viel Potenzial er in einem Spieler sehe. „Sonst müsste man bei jedem Fehleinkauf die Frage nach Veruntreuung stellen.“

Am Ende musste Jakobs gehen. Er fühlt sich wie ein „Bauernopfer“. Er sei von der Trennung völlig überrascht worden, zumal ein Rechtsgutachten ihm keinerlei Fehlverhalten attestiert habe. Der Vorstand habe fehlendes Vertrauen vorgeschoben, ohne ihm die Chance zur Aufklärung zu geben.

Kritik übt Jakobs auch am scheidenden Vorstand, der sich Keller regelrecht „ausgeliefert“ habe. Daher seine klare Wahlempfehlung für die Mitgliederversammlung: das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Team um Jörn Stobbe. Dass Vorstandsmitglied Carsten Wettich, der die Cas-Thematik mitgestaltet hat, erneut antritt, überrascht ihn sehr.

Den Vorwurf, der Verein sei erst durch Keller saniert worden, kontert Jakobs: Die Konsolidierung habe bereits nachweisbar am 1. Juni 2021 begonnen. Er stellt die provokante Frage: „Wann beginnt das Kaputtsparen?“ Für ihn steht fest: Der Abstieg war vermeidbar, Geld und Transfermöglichkeiten wären da gewesen.

Für den neuen Sportdirektor Thomas Kessler findet Jakobs hingegen lobende Worte. Er halte ihn für „sehr talentiert“ und traue ihm die neue Rolle als oberster Entscheider absolut zu. Kessler sei loyal, fleißig und dem FC komplett verschrieben.

Und was ist mit seiner eigenen Zukunft? Wird man Jörg Jakobs noch einmal im Profifußball sehen? Seine Antwort ist ein klares Nein. „Profifußball ist ein Junkie-Business. Du musst den Entzug gut hinter dich bringen – und dann ist gut.“ (red)