Marius Bülter gilt beim 1. FC Köln als Königstransfer des Sommers. Der Angreifer hat das mit zwei Toren und zwei Vorlagen bislang bestätigt. Nun spricht er mit EXPRESS.de über seinen Traumstart in Köln.
Bülter schwärmt vom FC„Erinner’ ich mich in 20 Jahren dran“

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Marius Bülter (Mitte) erzielte in seinen beiden ersten Spielen für den 1. FC Köln zwei Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor.
Aktualisiert13.09.2025, 09:09
Er hat beim 1. FC Köln einen Raketen-Start hingelegt. Marius Bülter (32) hat die Fans an den ersten beiden Spieltagen der Bundesliga mit zwei Toren und zwei Vorlagen verzückt.
Lukas Kwasniok (44) bezeichnete die Verpflichtung als „coolen Move“ von Thomas Kessler (39), Mark Uth (34) adelte Bülter sogar als „Königstransfer“. Auch in der Mannschaft hat er sich innerhalb kürzester Zeit ein Standing erarbeitet. Vor dem Spiel in Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf EXPRESS.de) wählte ihn die Mannschaft als Neuzugang in den Mannschaftsrat.
Bülter: „Besser kann ein Start nicht laufen“
Im Interview mit EXPRESS.de spricht Bülter über seinen FC-Start, sein Verhältnis zu Kwasniok und seinen ungewöhnlichen Weg zum Profi-Fußballer.
Zwei Tore und zwei Vorlagen nach den ersten beiden Bundesligaspielen mit dem FC – besser hätten Sie sich den Start in Köln nicht vorstellen können, oder?
Marius Bülter: Dazu kommen sechs Punkte! Das ist für die Mannschaft und mich persönlich natürlich am wichtigsten. Auch sonst passt alles drumherum. Ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft und in der Stadt. Besser kann ein Start nicht laufen.
Ein neues System, eine neue Mannschaft, da ist es sicher nicht so einfach, gleich in die Abläufe reinzukommen. Wieso hat es sofort gefluppt bei Ihnen?
Bülter: Wenn man so startet, ist schon einiges richtig gelaufen, das stimmt. Aber es geht noch besser. Es waren nur drei Spiele, noch haben wir reichlich Luft nach oben. Ich hoffe, dass zumindest das Zusammenspiel noch besser wird.
Als Stürmer wird man an Toren gemessen – gibt das erstmal ein gutes Gefühl auch für die weiteren Wochen?
Bülter: Eigentlich habe ich mich nie nur daran messen lassen, weil ich glaube, dass es viele andere Dinge gibt, die auch wichtig sind. Von außen wird ein Stürmer natürlich immer nach Toren beurteilt. Persönlich sind die Treffer schön für mich, auch weil es Selbstvertrauen gibt.
Trainer Lukas Kwasniok hat nach dem Freiburg-Sieg verraten, dass sie eigentlich gar nicht von Anfang an spielen sollten. Er sprach auch von zwei schlechten Trainingstagen von ihnen zuvor. Wie gehen sie mit so direkten und ehrlichen Aussagen um?
Bülter: Damit kann ich gut umgehen, weil ich glaube, dass ich meine Leistung selbst ganz realistisch einschätzen kann – und er hatte recht damit. Deswegen war das für mich in Ordnung. Und dann hat es mich gefreut, dass ich trotzdem spielen durfte.
Der Trainer hat dann auch nochmal den ehrlichen Austausch mit Ihnen gelobt – wie würden Sie diesen beschreiben?
Bülter: Schon bei meinem ersten Gespräch, vor dem Wechsel, war der Austausch gut, offen und ehrlich. Das hat sich auch in den letzten Wochen so eingespielt. Ich finde es super, weil es das Arbeiten deutlich angenehmer macht.
Passt Kwasnioks Art von Fußball zu Ihrer Art – matcht das?
Bülter: Ich habe jetzt nicht jedes Wochenende Paderborn beobachtet. Zu einhundert Prozent konnte ich es vorher also nicht beurteilen. Aber er hat mir dann erklärt, wie er Fußball spielen möchte. Ich konnte mir gleich vorstellen, dass das passt. Der Meinung bin ich jetzt immer noch – es klappt bis jetzt ganz gut.
Sie sprachen davon, dass es neben Toren weitere wichtige Aufgaben gibt – ist es das aggressive Anlaufen, die Arbeit fürs Team, welche man nicht in den gängigen Statistiken sieht?
Bülter: Ja, absolut. Es gibt immer Sachen, die der Trainer vorgibt, die Außenstehende nicht wissen oder nicht sehen und das spielt dann auch in die Bewertung meiner Leistung und die Leistung der Mannschaft mit rein. Deshalb kommt es auch mal vor, dass du ein gutes Spiel machst und trotzdem verlierst.
Mark Uth hat sie vor der Saison als Königstransfer betitelt. Hat er nach dem Start nochmal mit ihnen gesprochen?
Bülter schmunzelt: Ja kurz, da haben wir natürlich drüber gelacht. Es sind bisher auch nur zwei Spiele gespielt. Diese Quote werde ich wohl nicht über 34 Spiele haben. Auch wenn es mein Anspruch ist, das nicht nur zwei Spiele zu zeigen, sondern über die ganze Saison.
Bülter: „Werde mich an das erste Heimspiel noch in 20 Jahren erinnern“
In Hoffenheim waren sie als Spieler unumstritten. Warum haben sie die Komfortzone dort nochmal verlassen und sind nach Köln gegangen?
Bülter: Es gibt nicht den einen Grund, für mich waren mehrere Faktoren entscheidend. Zum einen bin ich wieder näher in Richtung Heimat Ibbenbüren gekommen. Wir erwarten unser erstes Kind – da war auch das nicht ganz unwichtig. Und natürlich spielen Emotionen beim FC genauso wie auf Schalke oder bei Union eine viel größere Rolle. Ich habe gespürt, dass ich das vermisse. So macht es einfach mehr Spaß, Fußball zu spielen. Alles, was ich gesucht habe, hat mir Köln gegeben und deswegen wollte ich das unbedingt machen.
In Hoffenheim ist das Umfeld ruhig, in Köln ist es oft turbulent und hektisch, kann auch mal ins Negative ausschlagen – wo genau liegt der Reiz für Sie?
Bülter: Diese extremen Ausschläge wie bei einem großen Verein in Köln oder auf Schalke, die hast du in Hoffenheim nicht. Aber das Emotionale ist ja genau das, worüber ich irgendwann mal in 20 Jahren mit meinen Kindern beim Grillen spreche. Solche Spiele wie das 4:1 gegen Freiburg – die wird es hier häufiger geben, darauf freue ich mich richtig.
Wie ist das genau, wenn man in Köln beim Heimspieldebüt trifft – Gänsehaut?
Bülter: Ja, auf jeden Fall. Das wird wahrscheinlich auch nicht in jedem Heimspiel vorkommen. Mir ist bewusst, dass dieses erste Heimspiel extrem besonders war – da werde ich mich noch in 20 Jahren dran erinnern.
Haben sie den Spielball mitgenommen?
Bülter lacht: Nein, waren ja keine drei Tore.
Werden sie ihren Kindern auch von ihrem ungewöhnlichen Weg in den Profi-Fußball erzählen? Während andere in Hochleistungs-Nachwuchszentren ausgebildet wurden, haben sie sich aus der sechsten Liga hochgearbeitet. Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Weg?
Bülter: Auch wenn man es heute nicht mehr sieht, ich war früher lange sehr schmächtig und habe mich erst später entwickelt. Und dann brauchst du Glück, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um so schnell aus der vierten in die erste Liga zu kommen. Dabei habe ich immer versucht, meine Leistung zu bringen. Zudem habe ich immer darauf geachtet, gesund zu bleiben und mich nicht großartig zu verletzen. Es gibt kaum Phasen, wo ich mal nicht gespielt habe. Und so ging es dann Stück für Stück nach oben. Am Ende wollte ich aber nicht nur auf höchstem Niveau ankommen, sondern mich dann auch zu etablieren. Dass ich das geschafft habe, darauf bin ich stolz.
Wann haben sie dran geglaubt, dass es mal für ganz oben reichen würde?
Bülter: Das war 2018 in meinem letzten Jahr in der Regionalliga bei Rödinghausen. Da habe ich gedacht, wenn es nochmal was werden soll, muss ich alles auf eine Karte setzen. Oder ich spiele mit 34 Jahren noch in der Regionalliga. Ich bin dann nach Magdeburg in die 2. Liga gegangen. Da habe ich relativ schnell gemerkt, dass ich mithalten kann.
Hätten sie mit 23, 24 gedacht, dass sie irgendwann mal über 100 Bundesligaspiele auf dem Konto haben?
Bülter: Nein, auf gar keinen Fall. Für mich war in der vierten Liga das Ziel, in die 3. Liga zu kommen. Ich wollte vor vielen Fans spielen. In der Regionalliga gab es fast keine großen Stadien, vielleicht Essen oder Aachen damals. Mein Ziel war es, irgendwie in die 3. Liga zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch keinen Gedanken daran verschwendet, Bundesliga zu spielen.
Wie wichtig war es für Sie, ein abgeschlossenes Maschinenbau-Studium in der Tasche zu haben?
Bülter: Definitiv war das wichtig – und hat mir damals auch einen Impuls gegeben. Als ich das Studium abgeschlossen hatte, kam die Frage auf: Entweder ich schaffe es jetzt noch in den Profi-Fußball oder ich spiele weiter Regionalliga und bereite mich auf einen anderen Beruf vor.
Machen sie sich jetzt schon Gedanken für die Zeit nach der Karriere? Weiter im Fußball oder Maschinenbau?
Bülter: Das ist eine ganz schwierige Frage. Aktuell liegt mein Fokus noch auf dem Fußball – aber so langsam fange ich natürlich an, mir ein paar Gedanken darüber zu machen. Ich bin jetzt auch fast acht bis zehn Jahre raus aus dem Thema Maschinenbau. Gerade kann ich es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Und Fußball? Trainer werde ich nicht. Im Fußball ist man schon etwas fremdbestimmt und jedes Wochenende unterwegs. Man verpasst viele Sachen: Geburtstage, Hochzeiten oder Familienfeste. Das möchte ich eigentlich nicht mein Leben lang so haben. Aber ein paar Jahre im Fußball habe ich hoffentlich noch (lacht).
Sie sind erst mit 26 groß rausgekommen – will man es da so lange wie es geht genießen?
Bülter: Übers Aufhören mache ich mir gerade keine Gedanken. Ich kann gut einschätzen, wie besonders es ist, dass man in der Bundesliga spielen darf und deswegen will ich das natürlich das so lange wie möglich genießen und weiterspielen.
Vor dem Spiel gegen Wolfsburg wurde der Mannschaftsrat gewählt – sie sind als Neuzugang gewählt worden. Was bedeutet ihnen das?
Bülter: Es freut mich! Ändert aber nichts an meiner grundsätzlichen Art, wie ich mich im Team verhalten werde.
Zum Abschluss: Was erwartet den FC am Samstag?
Bülter: Wolfsburg ist auch ganz gut gestartet und hat mit dem neuen Trainer einen sehr spielerischen Ansatz. Wir fahren da mit breiter Brust hin und wollen punkten. Wir wissen, dass es eine gute Mannschaft ist, aber warum sollten wir sie nicht schlagen.