Erste EM-NullnummerEx-HSV-Stürmer verstolpert Schwedens Sensation gegen Spanien

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Ernüchterung bei Schwedens Stürmer Marcus Berg nach seiner verpassten Großchance im EM-Spiel am 14. Juni gegen Spanien.

von Jürgen Kemper (kem)Béla Csányi (bc)

Sevilla – Es war die erste Nullnummer dieser EM! Spanien, Europameister von 2008 und 2012, kam gegen Außenseiter Schweden am Montag (14. Juni) nicht über ein 0:0 hinaus. Die Skandinavier schnupperten ohne ihren Superstar Zlatan Ibrahimovic sogar am Sieg. Doch Ex-HSV-Stürmer Marcus Berg verstolperte die mögliche Sensation aus vier Metern.

  • EM 2021: Spanien - Schweden ohne Tore
  • Spanische Dominanz vor der Pause ohne Ertrag
  • Marcus Berg lässt Siegchance für Schweden liegen

Zwei der drei dicksten Chancen gingen an die Nordeuropäer, doch Berg und der frühere Dortmunder Alexander Isak schafften es nicht, den Ball im Tor unterzubringen. Die als Favorit gehandelte Mannschaft von Trainer Luis Enrique (51) enttäuschte dagegen trotz mehr Spielanteilen und musste einen frühen ersten Dämpfer hinnehmen.

„Wir sind sauer, weil wir das Tor nicht gemacht haben. Das Einzige, was uns gefehlt hat, war das Tor. Wir haben heute gekämpft und es hat leider nicht gereicht“, sagte Regisseur Koke nach Spielschluss. 

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„Wir hätten mehr verdient, jetzt müssen wir weiter arbeiten. Wenn du die Chancen nicht machst, kannst du nicht gewinnen“, schloss sich Dani Olmo an.

Spanien dominiert, Schweden ohne Zlatan Ibrahimovic harmlos

Das Spiel startete mit einigen Minuten Verzögerung, zunächst musste ein Loch im Tor der Schweden geflickt werden. Nach dem Anpfiff ging es fast nur in Richtung des lädierten Gehäuses. Spanien dominierte, Schweden igelte sich in Abwesenheit seines Superstars Zlatan Ibrahimovic (39) die meiste Zeit hinten ein. Der Ausnahmekönner, der die EM aufgrund einer Verletzung verpasst, drückte seinen Teamkollegen via Instagram-Story die Daumen für das Auftaktspiel.

Der Stürmer hätte in den ersten 45 Minuten aber auch wenig ausrichten können, Schweden war fast nur mit Verteidigen beschäftigt, Spanien drückte, ohne erfolgreich zu sein. Da halfen auch unglaubliche 80 Prozent Ballbesitz nichts. Denn die Iberer gingen in Durchgang eins äußerst fahrlässig mit ihren Chancen um.

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Álvaro Morata ließ im EM-Spiel am 14. Juni vor der Pause die größte Chance zur spanischen Führung gegen Schweden liegen.

Die Spanier ließen gleich reihenweise Hochkaräter liegen. Die größten Möglichkeiten hatten Bundesliga-Profi Dani Olmo (23/ RB Leipzig) mit einem Kopfball aus kürzester Distanz (16.) und Juve-Star Álvaro Morata (28), der den Ball frei vor dem Tor daneben setzte.

Alexander Isak trifft beinahe für Schweden gegen Spanien

Während Spanien seine Überlegenheit nicht ausspielen konnte, hätte Schweden beinahe den Lucky Punch gesetzt. Denn in der 41. Minute wäre der krasse Außenseiter plötzlich wie aus dem Nichts in Führung gegangen. Ex-BVB-Flop Alexander Isak (21, erzielte 17 Saisontore für Real Sociedad) haute aus spitzem Winkel drauf.

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Im EM-Spiel gegen Spanien am 14. Juni hatte Alexander Isak die schwedische Führung auf dem Fuß.

Sein Schuss wurde auf der Linie geblockt, prallte von dort an den Pfosten und anschließend in die Arme von Keeper Unai Simón. Da war viel Dusel für die Gastgeber dabei. „Sie waren sehr dominant, haben wieder ihrer berüchtigten Tiki-Taka gespielt, nur das Tor fehlte“, analysierte Weltmeister Per Mertesacker in der Halbzeit im ZDF. 

Schweden defensiv, Berg lässt Großchance auf die Führung liegen

Schweden war auch im zweiten Durchgang überwiegend aufs Zerstören aus. Ein Punkt gegen den haushohen Favoriten könnte bei dem neuen Modus schon Gold wert sein. Bezeichnend: Abwehrspieler Mikael Lustig sah bereits in der 55. Minute (!) Gelb wegen Zeitspiels.

Spanien schien zunehmend genervt von der Mauer-Taktik der Skandinavier und wurde plötzlich fahrlässig. Denn nach einem Durcheinander in der spanischen Hintermannschaft stand plötzlich Marcus Berg mutterseelenallein vor dem Tor. Der Ex-HSV-Torjäger musste nur noch einschieben, verstolperte die Kugel aber aus vier Metern kläglich.

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Marcus Berg, hier im Duell mit Spaniens Rodri, hatte die große Chance auf Schwedens Führungstor im EM-Spiel am Montag (14. Juni).

Eine Szene, die bei vielen HSV-Fans düstere Erinnerungen wecken dürfte. Der Schwede war zu Hamburger Zeiten (2009 – 2013) ebenfalls ein Chancen-Tod, erzielte lediglich 13 Tore in 70 Bundesliga-Spielen. Ein wahrer Chancen-Wucher ohne Ertrag! 

Spanien hat letzte Chance auf den Sieg in der Nachspielzeit

Das änderte sich auch in der Nachspielzeit nicht, als der eingewechselte Gerard Moreno die letzte Riesen-Chance liegen ließ. Der Stürmer von Europa-League-Sieger Villareal scheiterte mit einem Kopfball aus fünf Metern am „Man of the Match“ Keeper Robin Olsen. Das Tor blieb vernagelt.

Ex-Spanien-Star Fernando Morientes (45) im ZDF: „Es ist ein bisschen das alte Problem: Der letzte Pass und der Abschluss. Das ist schon ein bisschen enttäuschend.“

Für Spanien ist das Unentschieden vor eigenem Publikum eine herbe Enttäuschung zum Turnier-Start, die Schweden dagegen nehmen den „Bonuspunkt“ sicher gerne mit.