Dämpfer für DeutschlandBasketball-EM: Nowitzki-Nachfolger Doncic überrollt Wagner und Schröder

Sloweniens Luka Doncic (l) und Deutschlands Franz Wagner kämpfen um den Ball.

Duell der Superstars: Luka Doncic (Slowenien) hatte gegen Franz Wagner (Deutschland) am 6. September 2022 meistens die Nase vorn.

Erster Dämpfer für das Team Deutschland bei der Basketball-EM: Nach drei tolle Siegen inklusive des Doppel-Verlängerungs-Thrillers gegen Litauen war Titelverteidiger Slowenien zu stark für das DBB-Team.

von Alexander Haubrichs (ach)

Neun Tage war der Slowenien-Sieg bei der Generalprobe in München her, jetzt ging es für die bereits fürs Achtelfinale qualifizierte deutsche Mannschaft gegen den letzten Test-Gegner darum, die Ausgangsposition zu verbessern, um so lange wie möglich den Turnierfavoriten aus dem Weg zu gehen. 

In der Gruppe A drohen etwa die Türkei oder Spanien, sollte man nicht als einer der beiden Gruppensieger nach Berlin fahren. Dafür reicht aber ein Sieg gegen Ungarn am Mittwoch (20.30 Uhr, live auf MagentaSport).

Gina Lückenkemper sieht überragenden NBA-Star Luka Doncic

Doch Slowenien war an diesem Dienstag (6. September 2022) eine Nummer zu groß für das DBB-Team. Luka Doncic, Topstar der Dallas Mavericks und dort Nachfolger von Dirk Nowitzki, war nie zu stoppen und führte sein Team zum verdienten 89:80-(44:36)-Sieg.

Alles zum Thema Dennis Schröder

Die Partie begann unter den Augen der Handball-Stars Silvio Heinevetter und Timo Kastening sowie Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper mit einer Schrecksekunde: Während Daniel Theis den Hochball zum Spielstart gewann, knickte der Slowene Mike Tobey derart unglücklich um, dass die Partie schon gelaufen schien, ehe sie richtig begonnen hatte.

Als die Wiederholung der Szene auf dem Videowürfel gezeigt wurde, waren die Spieler auf dem Feld und die Zuschauer gleichermaßen geschockt. Doch nach kurzer Behandlungspause konnte der Slowene aufs Feld zurückkehren.

Die Slowenen begannen bärenstark, bei den Gastgebern hatte Shootingstar Franz Wagner (21) anfangs große Probleme, auch Dennis Schröder (28) traf nicht. Beim Stand von 11:17 zum Ende des ersten Viertels holte Bundestrainer Gordon Herbert seine beiden Stars Wagner und Schröder gleichzeitig vom Feld. Schröder hatte nur einen Korb erzielt, Wagner wurde von Luka Doncic und Co. komplett ausgeschaltet. Der slowenische Superstar stand da schon bei acht Punkten – das beeindruckte auch die FC-Stars Benno Schmitz, Jeff Chabot, Eric Martel und Timo Hübers.

Lanxess-Arena feiert Rekord-Besucherzahl

220.000 Basketball-Fans waren an den fünf Spieltagen in der Kölner Arena – Rekord an einer einzelnen Spielstätte bei einem FIBA-Event! Dafür gab es von Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher den Sold-Out-Award.

FC-Profi Jeff Chabot am Rande des Basketball-Spiels der EM in der Lanxess-Arena

FC-Profi Jeff Chabot ließ sich auch durch seine Verletzung nicht vom Basketball-Besuch abhalten, kam am Dienstag (6. September 2022) auf Krücken in die Arena.

Allerdings gilt das noch nicht für den letzten Tag: Wer das letzte Spiel gegen Ungarn sehen möchte, kann hier als Dankeschön in bestimmten Bereichen zwei Tickets zum Preis von einem erwerben.

Gegen die Ungarn muss ein Sieg her, denn der Titelverteidiger war an diesem Tag eine Nummer zu groß. Bereits nach zwölf Minuten führten sie zweistellig (24:14) und hatten in dieser Phase die Halle auch akustisch im Griff.

Dennis Schröder führt Deutschland wieder heran

Doch Dennis Schröder wachte dann auf, führt Deutschland mit zwei Dreiern wieder ran, Andi Obst verkürzte auf 25:31 und Slowenien musste eine Auszeit nehmen. Trotzdem ging es mit acht Punkten Rückstand in die Kabine (36:44) – Shooting-Star Wagner stand bei null Punkten.

Schröder aber drehte weiter auf, brachte das deutsche Team bis auf vier Zähler heran (43:47). Plötzlich war auch Wagner da. Ein Dreier, zwei Freiwürfe, plötzlich waren es nur noch zwei Zähler nach 26 Minuten (50:52).

Doch die Slowenen waren an diesem Tag einfach einen Tick entschlossener, unangenehmer, treffsicherer. Wenn nötig, zog Doncic an und die Kollegen mit. Kurz nach Beginn des Schlussviertels waren die Slowenen schon wieder zehn Punkte weg (55:65).

Bis zum Schluss kam die Mannschaft von Gordon Herbert nicht mehr wirklich heran, als Luka Doncic zum 78:66 traf, war die Partie entschieden. Der NBA-Star, dessen Vater als Reporter für das slowenische Fernsehen bei der EM ist, führte die slowenischen Statistiken nicht nur bei Punkten (36), sondern auch bei Rebounds (10) und Assists (4) an.  

„Was heute passiert ist? Luca Doncic ist passiert. Wir haben versucht, ihn zu limitieren. Ganz verteidigen kannst du ihn nicht. Aber wir haben nicht unser bestes Spiel gemacht und er war in den entscheidenden Phasen immer da“, fasste Maodo Lo von Alba Berlin die Partie treffend zusammen.

Doncic konterte: „Die Atmosphäre hat mich unglaublich motiviert. Das ganze Team hat mir geholfen. Wir haben alle fantastisch gespielt. Nicht Luka Doncic passierte, sondern Slowenien passierte. Es war unfassbar hart, Deutschland heute zu schlagen. Aber es war unglaublich wichtig. Und wir haben es geschafft.“

Schröder flog nach zwei technischen Fouls vom Feld

Dass sich Doncic und Schröder kurz vor Schluss beinahe an den Kragen gingen, blieb nur eine Randgeschichte dieses Abends. Schröder verließ nach seinem zweiten technischen Foul frustriert die Halle. „Er wollte die Uhr mit einem Foul stoppen, das fanden die Slowenen offenbar zu hart“, erklärte Wagner die Situation. Doncic dagegen wurde von den vielen Slowenen mit MVP-Rufen verabschiedet.

Für die Chance auf den Gruppensieg ist nun ein Sieg über Ungarn Pflicht. Dann kommt es auf das Spiel Frankreich gegen Slowenien (je 3:1-Siege) an. Siegen die Franzosen, wäre Deutschland dank des direkten Vergleichs Gruppensieger und träfe auf den Vierten der Gruppe A (derzeit Belgien), sonst wäre der Dritte (derzeit Montenegro) in der Berliner Mercedes-Benz-Arena der Gegner am Samstag (10. September 2022).

Wagner: „Solche Rückschläge passieren. Wir haben uns aber immer wieder rangekämpft, aber dann sind die Bälle oft nicht reingefallen. Wir müssen jetzt die richtigen Schlüsse ziehen. Morgen ist schon wieder ein Spiel, dann müssen wir zeigen, dass das vielleicht ein Dämpfer zur rechten Zeit war.“