Im EXPRESS-InterviewNiedecken: In der Eifel tankt er Kraft

Wolfgang Niedecken (r.) und Fussel mit den EXPRESS-Redakteuren Sandra Ebert (l.) und Robert Baumanns in der Eifel.

Wolfgang Niedecken (r.) und Fussel mit den EXPRESS-Redakteuren Sandra Ebert (l.) und Robert Baumanns in der Eifel.

Köln - Wolfgang Niedecken: Südstadt-Kind, Kölschrocker, BAP. Am 11. September spielt er mit seiner Band auf dem Roncalliplatz direkt am Dom.

Hier der zweite Teil des großen Interviews. Niedecken lud EXPRESS in sein Haus bei Blankenheim in der Eifel.

Wieso ein Haus in der Eifel? Reicht dir Köln nicht? Andersrum. Köln wird mir manchmal zu viel. Wenn ich mal wirklich Ruhe brauche oder wenn nix mehr geht, dann fahre ich in die Eifel. Man fährt nur eine knappe Stunde und ist in einer ganz anderen Welt.

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Was ist so toll dort? Die Ruhe. Dass ich rausgehen kann, stundenlang spazieren, ohne dass ich einer Menschenseele begegne. Aber ich könnte nie komplett aufs Land ziehen.

Viele Promis haben in der Finanzkrise Geld, manche alles verloren. Du etwa auch? Wenn ich mein Leben lang mein ganzes Geld immer nur unters Kopfkissen gelegt hätte, hätte ich jetzt einen Haufen Geld mehr.

Aber du bist nicht bankrott? Nein, denn ich bin eigentlich sehr konservativ, was Geld angeht. Deshalb habe ich im Rahmen der aktuellen Bankenkrise auch nichts verloren. Ich frage immer: Ist das auch sicher? Ich will kein Risiko! Von mir aus aufs Sparbuch. Schon allein, weil ich ja auch keine Ahnung davon habe. Das macht alles Frau Niedecken.

Ohne Kölsch kein BAP. Was ist die Sprache für dich? Kölsch wird aussterben. Selbst im Karneval bei den Sitzungen, findet das meiste auf Hochdeutsch statt. Die Leute erleben keinen Alltag mehr, wo sie Kölsch sprechen. Früher haben sich die Leute im Obstladen, beim Bäcker und Metzger ihr Frühstück zusammengekauft und überall Schwätzchen gehalten. Heute geht man in den Supermarkt und hört an der Kasse eine Zahl auf Hochdeutsch.

Du sprichst Hochdeutsch…! …mit Knubbeln. Aber ich verfalle immer wieder ins Kölsch. Und meine Kinder wissen genau, wann nicht mehr mit mir zu spaßen ist: Nämlich wenn ich nur noch Kölsch sprechen kann.

Was passiert dann? Bei uns in der Straße raste vor einiger Zeit mal so ein Idiot in einem Sportcabrio mit mindestens 100 Sachen auf die Ampel zu - in einer Tempo-30-Zone. Was ich dem auf Kölsch hinterhergebrüllt habe, möchte ich jetzt nicht wiedergeben…

Schade! Es war jedenfalls sehr unflätig. Der Mann wollte diskutieren. Er hat nicht nur gehört, sondern mir auch angesehen, dass er sich mit mir besser nicht anlegt. Er hat dann die Biege gemacht.

Du bist jetzt 58. Wie lange willst du BAP noch machen? Bis ich fertig bin.

Trittst du mit 78 noch auf? Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich hoffe aber, dass ich genug Leute um mich haben werde, die mir sagen, wann es reicht…! Auf Tour gehen, vor Leuten spielen, ist das Allerschönste - die Reaktionen sind spontan und unverfälscht. Vielleicht höre ich aber mit 78 auf. Ich habe ja auch ’78 angefangen, aufzutreten.

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