Lebensmittel-Industrie warntÖl, Bier, Schokolade und mehr: Jetzt geht die Angst um

Die Preise für Speiseöle, Bier, Schokolade & Co. sind zuletzt extrem gestiegen, in der Lebensmittelindustrie geht die Angst vor einem Gasembargo um. Sie warnt vor den dramatischen Folgen.

Die Preise für Speiseöle, Bier, Schokolade & Co. sind zuletzt extrem gestiegen, in der Lebensmittelindustrie geht die Angst vor einem Gasembargo um. Sie warnt vor den dramatischen Folgen.

Die Preise für Speiseöle, Bier, Schokolade & Co. sind zuletzt extrem gestiegen, in der Lebensmittelindustrie geht die Angst um. Sie warnt vor den dramatischen Folgen eines Gasembargos. Wie wichtig sind Genussmittel noch, wenn alles abgeschaltet würde?

von Martin Gätke (mg)

Was passiert, wenn es zum Äußersten kommt? Wenn kein Gas mehr fließt – etwa wegen eines Gasembargos? Ende März hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen – eine Vorsorge-Maßnahme. Diese Stufe bedeutet, dass „konkrete, ernstzunehmende und zuverlässige Hinweise“ darauf vorliegen, dass ein Ereignis eintreten könnte, welches wahrscheinlich zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt.

In der deutschen Industrie klingeln seitdem die Alarmglocken. Denn der Gas-Notfallplan sieht vor, bei Engpässen als erstes die industriellen Verbraucher nicht mehr zu beliefern, damit Privathaushalte weiterhin Gas beziehen können. Das würde dann auch einen der ganz großen Gas-Verbraucher in Deutschland betreffen: die Ernährungsbranche. Zumindest Teile der Lebensmittelproduktion würden abgestellt – sie hat den zweitgrößten Gasverbrauch nach der Chemie-Industrie. Jetzt geht die Angst um.

Die Preise für zahlreiche Produkte sind in den letzten Wochen rasant gestiegen. Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher nicht vor leeren Regalen stehen, müssen sie wesentlich tiefer in die Tasche greifen, um viele Artikel zu kaufen. Speiseöle, Mehl, Genussmittel – zahlreiche Lebensmittel sind betroffen. Die Gründe sind vielfältig, der Krieg in der Ukraine ist einer davon: Hohe Energiepreise, Logistikprobleme, fehlende Rohstoffe setzen den Unternehmen zu.

Lebensmittel: Industrie warnt – „Dann geht bei uns das Licht aus“

Doch, was passiert, wenn das Gas gar nicht mehr fließt? Wie systemrelevant sind Schokolade, Bier, Öle dann noch? Die Nahrungsindustrie ist derzeit in großer Sorge und warnt vor einem Gasembargo. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, sagte dem „Handelsblatt“, dass er mit Betriebsräten über diesen Stopp gesprochen habe. Sein Fazit: „Von denen haben mir viele gesagt, wenn das wirklich kommt, dann geht bei uns das Licht aus.“

Es ist unklar, welche Lebensmittel bei einem Gas-Stopp weiter produziert würden. Sind Süßigkeiten genauso wichtig wie Grundnahrungsmittel – etwa weil sie Energieträger sind? So lautet jedenfalls das Argument der Süßwarenindustrie. Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfehle für Notfälle die Bevorratung mit haltbaren und energiereichen Produkten. „Dabei werden explizit Schokolade, Hartkekse, Kakaopulver oder Salzstangen aufgeführt“, heißt es vom Bundesverband.

Lebensmittelindustrie in Sorge: Warnung vor weiterer Verknappung

Zeitler warnt im „Handelsblatt“: Sollte der Notfallplan die dritte Stufe erreichen, „dann wird es im Handel zu einer Verknappung von Produkten kommen.“ Und sollte es weiterhin zu Lieferengpässen etwa bei Sonnenblumenöl kommen, hätte das weitreichendere Folgen, als man annehmen mag. Denn das Öl sei in vielen Produkten enthalten, lasse sich schlecht durch andere Öle ersetzen. „Es schmeckt nicht nur anders, sondern es müssen Rezepturen erprobt und verändert werden, die Haltbarkeit von Produkten ist eine andere.“

Heißt: Die Zutatenlisten müssten bei einigen Artikeln geändert werden, etwa bei Mayonnaise. Verpackungen müssten neu bedruckt werden. Ein Vorgang, der Zeit brauche.

Ukraine-Krieg und Gas-Embargo: Welche Lebensmittel bleiben wichtig?

Ein Gas-Stopp würde auch die Brauereien hart treffen, die sehr abhängig davon sind. Laut Deutschem Brauer-Bund gebe es kaum Alternativen. Trotzdem bereiten sich viele bereits auf den Fall der Fälle vor, Veltins etwa: „Wir sind in ernsthaften Gesprächen, um alsbald mit alternativen Energieträgern denkbare Embargofolgen so klein wie möglich zu halten“, sagte der Generalbevollmächtigte Michael Huber dem „Handelsblatt“.

Doch Huber warnt auch: „Sollte die gesamte Getränkewirtschaft eine politisch gewollte Reglementierung ihrer Produktionskapazitäten erfahren, dürften die Verbraucher verständnislos auf die eingeschränkte Lebensmittelversorgung reagieren.“