„Das ist sehr peinlich“Aldi-Filiale wird zum Gespött – Discounter hat wichtiges Detail übersehen

Aldi-Filiale in Utrecht. Hier hat der Discounter ein entscheidendes Detail wohl vergessen.

Eine Aldi-Filiale in Utrecht: Hier hat der Discounter ein entscheidendes Detail wohl vergessen.

Es sollte der Aldi der Zukunft werden: Dort gibt es keine Kassen, dafür verfolgen Kameras und Sensoren jeden Griff ins Regal. Doch die Pilot-Filiale des Unternehmens wird kaum besucht, denn die Sache hat einen grundlegenden Haken.

Ein Einkauf, ohne lange an der Kasse warten zu müssen? Was vielversprechend klingt, ist bei Aldi Nord in Utrecht schon Realität. Hunderte Sensoren und Kameras verfolgen in dem Testladen jeden Griff der Kundinnen und Kunden ins Regal. Beim Verlassen des Ladens gibt es die Rechnung dann ganz bequem per App. Ohne Kasse, ohne Kassierer und Kassiererinnen und ohne Geräte zum Selbst-Scannen.

So funktioniert das Konzept, zumindest in der Theorie. Doch die Realität sieht anders aus. Denn der Test-Aldi scheitert in der niederländischen Studierenden-Stadt Utrecht an einem kleinen, aber wichtigen Detail. Dafür erntet das Unternehmen jetzt reichlich Spott, wie die „Welt“ berichtet.

Aldi: Pilot-Filiale zum Scheitern verurteilt

Ein knappes halbes Jahr später herrscht immer noch gähnende Leere im Laden und das trotz der attraktiven Lage in der Innenstadt. Der Grund dafür: Aldi Nord hat wohl ein entscheidendes Detail in seiner Planung nicht berücksichtigt.

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Das Problem ist, dass der Zugang zum Laden nur über eine App erfolgen kann, die mit einer Kreditkarte verbunden sein muss. Doch nur jeder Zweite in den Niederlanden besitzt überhaupt eine Kreditkarte. Und generell wird diese von den meisten Niederländerinnen und Niederländern eher nicht für den alltäglichen Lebensmittel-Einkauf genutzt.

Denn in den Niederlanden wird im Alltag das eigene Bankkarten-System PIN bevorzugt, sodass sich das Wort „pinnen“ schon als Synonym für bargeldloses Zahlen entwickelt hat. Die logische Konsequenz: Kaum jemand besucht den Laden.

Aldi erntet Spott für kassenloses Konzept

„Das ist sehr peinlich“, spottet Marketing-Experte Paul Moers im niederländischen Fernsehen. „Was Aldi hier knallhart lernt, ist, dass ein großer Teil der Leute keine Kreditkarte hat und das alles viel zu kompliziert findet. Oder dem Konzept gar nicht erst vertraut“, so sein niederschmetterndes Urteil.

Im Netz regen sich einige User ebenfalls darüber auf, dass durch die ausbleibende Kundschaft wohl viele Lebensmittel verschwendet werden. Nach eigenen Angaben will Aldi Nord daher das Filial-Konzept weiter ausbauen und alternative Zahlungsmöglichkeiten hinzufügen.

„Wir sehen auch, dass sich die Technologie in ihrem derzeitigen Umsetzungsstadium insbesondere an technisch versierte Kundinnen und Kunden richtet“, gesteht Aldi Nord ein. Aktuell befinde man sich noch in einem sehr frühen Teststadium. (ac)