Rund 230 Flüge gestrichenIT-Ausfall bei Lufthansa, auch FC Bayern betroffen – Deutsche Bahn erntet Spott

Die Lufthansa kämpft derzeit weiter mit massiven IT-Störungen. Als Folge verspäten sich zahlreiche Flüge oder fallen ganz aus. Mit einer Normalisierung der Lage rechnete das Unternehmen erst „am frühen Abend“.

Bei der Lufthansa ist es am Mittwoch (15. Februar 2023) zu einem gravierenden Ausfall der IT-Systeme gekommen. Zahlreiche Flüge mussten gestrichen werden.

Bauarbeiten der Bahn bei Frankfurt am Main haben eine massive Störung des IT-Systems bei der Lufthansa verursacht. Zwischenzeitlich waren alle Abflüge und Landungen am wichtigsten Lufthansa-Standpunkt Frankfurt am Main ausgesetzt, zum Teil war auch das Flugprogramm von und nach München betroffen.

Lufthansa: Ursache für IT-Panne waren Bahn-Bauarbeiten

Am Frankfurter Flughafen sind am Mittwoch bis zum Nachmittag gut 230 Starts und Landungen gestrichen worden. Grund waren die Computerprobleme bei der Lufthansa, nachdem bei Bahn-Bauarbeiten in Frankfurt wichtige Datenleitungen durchtrennt wurden. Der Betrieb stabilisiere sich allmählich, berichtete der Flughafenbetreiber Fraport. Für den Gesamttag waren rund 1000 Starts und Landungen mit 114.000 Passagieren geplant gewesen. Zwischenzeitlich hatte die Flugsicherung die Landung weiterer Jets untersagt, damit der Flughafen nicht vollläuft.

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Mit einer Normalisierung der Lage rechnete die Lufthansa erst „am frühen Abend“. Grund für die Panne war ein Ausfall von Telekommunikationsleitungen im Großraum Frankfurt, wie die Airline ausführte. Sie bat alle Passagiere, sich über den aktuellen Status der Flüge zu informieren und riet generell von einer Fahrt zum Flughafen ab.

Durch den Systemausfall seien auch Umbuchungen auf andere Flüge nur eingeschränkt möglich. Dazu, wie viele Flüge und Reisende genau von der Panne betroffen waren, machte die Lufthansa zunächst keine Angaben. Sie teilte mit, dass auf Inlandsflügen gebuchte Reisende für ihre Reise noch bis Sonntag auf die Deutsche Bahn ausweichen können.

In Frankfurt bildeten sich hunderte Meter lange Schlangen betroffener Passagiere vor den Schaltern. Die Telekom bestätigte, dass bei Arbeiten an einer Bahntrasse in einer Tiefe von rund fünf Metern bereits am späten Dienstagnachmittag vier Glasfaserkabel beschädigt worden seien. Demnach wurden bis Mittwochmittag zwei der beschädigten Kabel repariert.

IT-Ausfall bei Lufthansa: „Vereinzelte Flugausfälle“ in München

Die Bahn teilte mit, dass es sich um Bauarbeiten in Frankfurt-Eschersheim für den viergleisigen Ausbau einer S-Bahn handelte. Die Reparaturarbeiten liefen seit Dienstagabend. Das Unternehmen bat „ausdrücklich alle Fluggäste für die entstandenen Unannehmlichkeiten um Entschuldigung“.

In München kam es laut Flughafenbetreiber zu „vereinzelten Flugausfällen“. „Fluggäste werden gebeten, ausreichend Zeit für die Anreise einzuplanen und sich möglichst früh vor Abflug am Check-in-Schalter einzufinden“, erklärte der Flughafen.

Einen möglichen Cyberangriff schloss die Bundesregierung derweil aus. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik stehe mit der Lufthansa in Kontakt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. „Aktuell handelt es sich nach den bisherigen Bewertungen nicht um eine Cyberattacke.“

Auch bei den Tochter-Airlines der Lufthansa gab es am Mittwoch Probleme. Zur Lufthansa Gruppe gehören auch Brussels Airlines, Austrian Airlines, Swiss International und Eurowings.

Bei Twitter häufen sich derweil Beiträge zum Thema. Kundinnen und Kunden der Lufthansa machen ihrem Ärger Luft, andere amüsieren sich über den fatalen Fehler, bei dem Glasfaserkabel bei Bauarbeiten durchtrennt wurden. Spott erntet daher eher die Deutsche Bahn. „Nur die Deutsche Bahn schafft es, dass sogar die Flugzeuge zu spät kommen“, schreibt ein Kommentator.

Ein anderer User findet: „Ein Baggerfahrer bei Frankfurt hat in ein paar Sekunden mehr für den Klimaschutz getan als die Politik in den letzten 20 Jahren.“ Eine weitere Nutzerin schreibt: „Wir brauchen keine russischen Hacker, um unsere Infrastruktur lahmzulegen. Das schaffen wir ganz alleine.“

Die Lufthansa steht vor dem Problem, dass bereits für Freitag ein ganztägiger Verdi-Streik (17. Februar 2023) angekündigt ist.

Die Dienstleistungsgewerkschaft hat im Zusammenhang mit den laufenden Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst bundesweite Streikmaßnahmen angekündigt. Davon wird unter anderem der Münchner Airport massiv betroffen sein. Der Ausstand wird am kommenden Freitag, den 17. Februar 2023, den ganzen Tag andauern.

Auch in Frankfurt am Main soll es am Freitag keinen regulären Flugbetrieb geben. Der Airport stellt für Freitag seinen regulären Passagierbetrieb ein. Das teilte Deutschlands größter Flughafen am Mittwochabend mit. Ausgenommen seien Notflüge.

Lufthansa: Bayern-Rückflug verzögert sich wegen IT-Störungen

Die von einer Bahn-Baupanne ausgelöste Computer-Störung beim Lufthansa-Konzern hat auch den Bundesliga-Verein FC Bayern München eingebremst. Die Rückreise der Münchner vom Champions-League-Spiel bei Paris Saint-Germain verzögerte sich am Mittwoch, weil es zunächst Probleme beim Check-In der Delegation des deutschen Fußball-Rekordmeisters gab.

Erst deutlich später als geplant konnte das Team um Trainer Julian Nagelsmann seine Plätze im Lufthansa-Charterflieger einnehmen. Mit etwas mehr als einer Stunde Verspätung konnte die Maschine dann in Richtung München abheben.

Mit rund 55 Minuten Verzögerung landete das Flugzeug um 13.35 Uhr in der bayerischen Landeshauptstadt. Die Bayern hatten am Dienstagabend ihr Achtelfinal-Hinspiel in Paris bestritten. Dank eines Treffers von Kingsley Coman gewannen die Münchner die Partie mit 1:0. (dpa, afp)