Handy-MythosAkku erst laden, wenn er komplett leer ist? Experte klärt auf

Jennifer Garner mit einem Selfie, hier bei den Oscars 2022

Auch Hollywood-Stars wie Jennifer Garner, hier bei den Oscars 2022, müssen ihr Smartphone laden, um wie hier Selfies zu machen.

Ob potenziell abstürzende Flugzeuge oder vermeintliche Explosionsgefahr an der Tankstelle: Um unseren alltäglichen Begleiter, das Smartphone, ranken sich so einige Mythen, die wir jetzt aufzuklären.

Wer kennt es nicht? Die Mutter ruft panisch an und erzählt von einer obskuren SMS-Nachricht, die sie soeben erhalten hat. Sie hat die Nachricht zwar geöffnet, jedoch noch keine Links angeklickt. Ist es jetzt schon zu spät und ihr Smartphone hat sich mit einem fiesen Virus, einer sogenannten Handymalware, infiziert?

Über diese und andere Annahmen in Bezug auf Smartphones klärt Steffen Herget, Redakteur vom Fachmagazin für Computertechnik „c't“, auf. Welche Geschichten stimmen, welche Tipps wirklich hilfreich sind und was ins Reich der Legenden gehört, erfahren Sie in den folgenden Absätzen.

Mythos 1: Bloß keine Updates durchführen. Die machen das Handy nur langsamer.

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Das stimmt nicht. Handynutzerinnen und Handynutzer sollten jegliche Updates auf jeden Fall regelmäßig installieren, rät Steffen Herget. Denn die Aktualisierungen bringen nicht nur neue Funktionen mit sich, sondern schließen auch vorhandene Sicherheitslücken. Selbst bei alten Handys, die in seltenen Fällen mit neuen Funktionen überfordert sein könnten, sollte man Updates aus Sicherheitsgründen durchführen.

Mythos 2: Jedes Smartphone kann eine Regenschauer überstehen. Auch Geräte ohne IP-Schutznorm. 

Naja – das hängt ganz von der Menge der Feuchtigkeit ab. Ein paar Tropfen könnten Smartphones in der Regel nicht schaden, sagt Herget. Fällt ein Handy aber ins Wasser, kann es sogar trotz IP-Schutznorm im Anschluss defekt sein. Diese schützt ein Gerät gegen Berührungen mit Fremdkörpern, die zu einem Ausfall oder einer Zerstörung der Elektronik führen können, so Herget. Hinzu komme, dass durch Öffnungen für Kopfhörer, Ladekabel oder ähnliches Wasser leichter eindringen kann.

Mythos 3: Eine hohe Auflösung (viele Megapixel) bei der Handy-Kamera weist auf gute Fotoqualität hin.

Das stimmt nicht. Die Qualität der Fotos hängt bei modernen Handys von der Qualität der Linsen, Sensoren und anderen technischen Komponenten ab, erklärt Herget. Außerdem sei die Kamerasoftware immer wichtiger für die Fotoqualität. Vor allem bei Nachtaufnahmen oder anderen schwierigen Lichtbedingungen.

Mythos 4: Der Akku sollte immer so leer wie möglich sein, bevor das Handy wieder geladen wird.

Das stimmt auch nicht. Dieser Gedanke stammt noch aus Zeiten, in denen Nickel-Cadmium-Akkus vorherrschend waren. Die heutigen Lithium-Ionen-Akkus sollten und können auch im nicht entleerten Zustand geladen werden. Steffen Herget empfiehlt sogar die 20 Prozent Batterieleistung nie zu unterschreiten, da eine vollständige Entladung dem Akku schadet.

Mythos 5: Auf Flügen immer den Mobilfunk deaktivieren und sogar Flugmodus einschalten, damit die Maschine nicht abstürzt.

Das ist ebenfalls ein Mythos. Natürlich werden Mitfliegende in Flugzeugen gebeten, ihre Handys auszuschalten oder den Flugzeugmodus zu aktivieren. Jedoch nicht wegen potenzieller Absturzgefahr, sondern weil die sendenden Geräte den Funkverkehr stören könnten. Wenn der Mythos wahr wäre, wären die Sicherheitsvorkehrungen auch deutlich strenger, so Herget.

Mythos 6: Das Handy während eines Gewitters draußen zu benutzen, zieht Blitze an.

Um Blitze anziehen zu können, sei zu wenig Metall im Smartphone verbaut, sagt Herget. Handys ziehen also keine Blitze an und es handelt sich auch hier nur um einen Mythos.

Mythos 7: Smartphones, die nicht regelmäßig neu gestartet werden, werden langsamer.

Das stimmt nicht. Anders als beim Computer, so Herget, müssen Handybesitzerinnen und -besitzer ihr Gerät nicht regelmäßig ausschalten. Die in den Smartphones verbauten Betriebssysteme seien für eine Dauernutzung ausgelegt.

Mythos 8: Telefonieren an der Tankstelle ist heikel: Explosionsgefahr!

Auch hier handelt es sich um einen Mythos. Handy-Verbotsschilder an Tankstellen warnen nicht vor einer möglichen Explosion, wenn jemand mit dem Handy telefoniert. Sie warnen vielmehr vor einer erhöhten Brandgefahr, die grundsätzlich von Tankstellen ausgeht. Damit will man verhindern, dass im schlimmsten Fall ein beschädigter Akku anfängt zu brennen und ein Feuer auslöst. Zum Beispiel, wenn jemand sein Smartphone versehentlich fallen gelassen hat. Steffen Herget rät daher, sein Handy beim Tanken am besten in der Tasche zu lassen, um gar kein Risiko einzugehen.

Mythos 9: Wer offene Apps schließt, die gerade nicht mehr benutzt werden, spart Akkustrom und macht sein Handy schneller. 

Das hängt vom Alter des Gerätes und vom eigenen Nutzungsverhalten ab. Moderne Smartphones bremsen Apps von selbst im Stromverbrauch aus, erklärt Herget. Das Schließen von Anwendungen sei daher nicht notwendig. Im Gegenteil spare man sogar Strom, wenn Apps, die man regelmäßig nutzt, geöffnet bleiben und nicht ständig neu gestartet werden müssen. Bei älteren Geräten hingegen könne es sinnvoll sein, die Apps zu schließen.

Mythos 10: Per SMS kann man ein Virus aufs Handy bekommen.

Der Klassiker unter den Mythen. Doch Viren könnten auf diesem Weg nicht direkt übertragen werden, sagt Herget. Trotzdem ist es durchaus möglich, dass Kriminelle auf diesem Wege Links verschicken, die auf Phishing-Seiten oder zum Download von Schadsoftware führen. (dpa/lu)