„Markus Lanz“Unternehmerin warnt eindringlich: „Ich weiß nicht, wie viele schlaflose Nächte ich hatte“

Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist in Gefahr. Bei „Markus Lanz“ offenbarte Ex-Vizekanzler Franz Müntefering, warum sich Arbeit auch heutzutage noch lohnt. Unternehmerin Clara Hunnenberg lenkte wiederum den Blick auf die Seite der Arbeitgeber und warnte.

Während die Sorge in Bezug auf den Fachkräftemangel in Deutschland weiter steigt, scheint es, als würden die Forderungen junger Arbeitnehmer ebenso zunehmen. Neben der Viertage-Woche plädieren einige für mehr Urlaubstage und mehr Work-Life-Balance.

In seiner Sendung wollte ZDF-Moderator Markus Lanz daher wissen, ob es in Deutschland ein Problem mit der Leistungsbereitschaft gebe. Wirtschaftsjournalist Julian Olk erklärte daraufhin, dass es tatsächlich „viele Probleme an diesem Standort“ gebe. Eines davon: Die Produktivität im Land wachse nicht mehr. Zudem trage auch das Arbeitsvolumen nicht mehr „zum Wachstum“ bei, sondern schmälere es sogar weiter.

„Wir müssen (...) alles dafür tun, das zu ändern“, so der Journalist mit ernster Miene. David Christner, der Sprecher der Organisation „Junge Linke“, echauffierte sich daraufhin über das bloße Analysieren von Zahlen und Grafiken. „Ich frage mich, inwieweit wir außer Acht nehmen wollen, welche Schicksale dahinter stehen“, so der 23-jährige Student. Er ergänzte: „Ich mache mir ehrlicherweise weniger Sorgen um den demografischen Wandel, (...) aber ich mache mir größere Sorgen darum, dass die Politik dieses Problem so groß aufbauscht, dass die Rente immer weiter runtergekürzt wird und ich in 40 Jahren dann gar keine Rente mehr bekomme gesetzlich.“

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Clara Hunnenberg spricht sich gegen Viertage-Woche aus

Als Lanz immer wieder wissen wollte, wie viele Arbeitsstunden für Christner akzeptabel wären, stellte der Psychologiestudent klar: „Die Erwerbstätigkeit von jungen Menschen ist (...) auf einem Rekord seit den 90er-Jahren.“

Laut David Christner sei dies unausweichlich, da jeder dritte Student „in Armut“ lebe. „Wir sind in einer Krisensituation und damit müssen wir umgehen“, so der „Junge Linke“-Sprecher.

Lanz ließ dennoch nicht locker und hakte weiter nach: „Werden Arbeitnehmer ausgebeutet Ihrer Meinung nach?“ David Christner bejahte dies und erklärte, dass vor allem in Pflegeberufen die Bedingungen inakzeptabel seien. „Auf jeden Fall macht es die Menschen kaputt“, so der Student.

Im Gespräch mit Markus Lanz erklärte Franz Müntefering, dass er bis zu seinem Lebensende arbeiten wolle, denn: „Leben ist Arbeit - Arbeit ist Leben.“ (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Im Gespräch mit Markus Lanz erklärte Franz Müntefering, dass er bis zu seinem Lebensende arbeiten wolle, denn: „Leben ist Arbeit - Arbeit ist Leben.“

Für ihn sei die Fünftage-Woche daher in manchen Branchen eine echte Zumutung. Das Angebot einer Viertage-Woche könnte derweil laut Christner „ein Anreiz für viele“ sein. Dem konnte Unternehmerin Clara Hunnenberg nicht ganz zustimmen.

Die Mittelständlerin stellte klar, dass sie sich die Viertage-Woche bei vollem Lohnausgleich gar nicht leisten könnte. Zeitgleich kritisierte sie, dass „dieser Blick des Arbeitgebers vollkommen außen vor ist“. Sie selbst habe viele „schlaflose Nächte“, wie Hunnenberg offenbarte: „Wir haben laufende Kosten, die gezahlt werden müssen. Wir müssen immer mehr Mitarbeiter-Benefits integrieren.“ Gerade deshalb forderte sie, den Fokus auch auf die Arbeitgeber zu richten, denn: „Wir müssen ja ein Land sein, was auch attraktiv ist, um Arbeitgeber zu werden! Wo kommen die Jobs her, wenn es keine Arbeitgeber mehr gibt?“

Franz Müntefering: „Du bist gefangen, du bist im Leben drin“

Besonders die Politik müsse hier laut der Unternehmerin Antworten liefern: „Wie können wir es überhaupt gewährleisten, dass auch Unternehmer die Möglichkeit haben, diese Arbeitsbedingungen zu stellen? Weil das kostet auch alles Geld und das Geld muss erstmal verdient werden.“ Dem musste auch Student David Christner zustimmen. Er gab dennoch zu, dass viele junge Menschen nicht mehr an den reinen Aufstieg durch Arbeit glauben.

Eine Offenbarung, die Ex-Vizekanzler Franz Müntefering schwer zu treffen schien. „Was mich stört, ist diese Resignation - keine Lust haben“, so der Ex-SPD-Chef. Er ergänzte: „Alle müssen kapieren: Du kannst nicht nichts tun. (...) Und das Nichtstun ist für die Gesellschaft auch teuer.“ Mit Blick auf den Studenten sagte Müntefering weiter: „Du bist gefangen, du bist im Leben drin - und dann mach was draus.“ (tsch)