In ihrer „Sing meinen Song“-Folge erzählt Songwriterin Madeline Juno von depressiven Phasen, aber auch von großen Gefühlen. Prämiert wird am Ende ein Song, den die Original-Interpretin am liebsten gar nicht gecovert gehört hätte.
„Sing meinen Song“Madeline Juno findet Bokis Song-Auswahl „cringe“ - dann wird sie bekehrt

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Die siebte Folge von „Sing meinen Song“ drehte sich um Songwriterin Madeline Juno.
Das war's schon wieder: Die zwölfte „Sing meinen Song“-Staffel neigt sich ihrem Ende entgegen. Bevor kommende Woche die Duette auf dem Programm stehen, ging es in der siebten Folge um Madeline Juno. „Ich möchte lachen, ich möchte tanzen, ich möchte auch weinen, ich möchte schunkeln, ich möchte mich freuen. Und ich bin mir sicher, die kriegen das hin“, sagte die Songwriterin zu Beginn - und tatsächlich sollten sich all diese Wünsche erfüllen.
Obwohl sie erst 29 Jahre alt ist, blickt Madeline Juno auf eine lange Karriere mit inzwischen sechs Alben zurück. Im Gespräch mit Gastgeber Johannes Oerding erinnerte sie sich daran, wie sie im Alter von zwölf Jahren den Proberaum ihrer Eltern - beide Hobby-Musiker - für sich entdeckte, erste Songs schrieb, auf YouTube stellte und schließlich das Produzententeam von Tokio Hotel Kontakt zu ihr aufnahm.
Boki covert „Error“ - nicht zur Freude von Madeleine Juno
„Am Anfang meinten meine Eltern 'Auf keinen Fall'“, so Juno. „Es hat Wochen gedauert, bis ich sie so weit hatte, mit ihnen zu telefonieren.“ Sie habe dann ein skurilles Doppelleben geführt und all ihre Schulferien und Wochenenden in Hamburg verbracht, um an ihrem ersten Album zu arbeiten. Wenig später sei sie sogar nach Los Angeles geflogen worden, um dort mit Songwritern zu arbeiten.
„Es war gleichermaßen super surreal, aber auch die Erfüllung eines Teenagertraums. Ich war riesengroßer Hannah-Montana-Fan, Miley Cyrus war mein Idol. Ich hatte 80 Poster in meinem Zimmer“, erklärte Juno. „Ich komme aus einer Kleinstadt, und auf einmal bin ich mit 15 alleine nach Los Angeles geflogen und war mit irgendwelchen Produzenten in den Hollywood Hills ...“

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Rapper FiNCH wünschte sich in seiner Version von „Sommer, Sonne, Depressionen“ wieder 20 zu sein.
2013 erschien schließlich Madeline Junos erste Single „Error“, die Boki von der Band ClockClock sich an diesem Abend schnappte - nicht unbedingt zur Freude von Madeline Juno, die damit nicht mehr viel anfangen kann und überhaupt immer „ein kleines bisschen cringen“ muss, wenn sie frühe Aufnahmen von sich sieht. Dank Bokis Version allerdings machte sie ihren Frieden mit dem Song. „Ich habe mich lange nicht so über die Existenz von 'Error' gefreut. Ich würde die Version sogar wieder mit ins Live-Set aufnehmen.“
Sommer, Sonne, Depressionen
In ihren Songs zeigt Madeline Juno sich ziemlich privat und oft auch verletzlich - was zu tiefen Gesprächen führte. Zum Beispiel, als Rapper FiNCH sich „Sommer, Sonne, Depressionen“ vornahm. „Wenn es einem nicht gut geht, fühlt sich der Sommer an wie eine Beleidigung. Dann fühlt sich diese Sonne an, als würde die Welt sich über dich lustig machen, dass du gerade am Boden bist, wo alle draußen sind und eine gute Zeit haben“, erklärte Juno zu dem Song. FiNCH bewunderte ihren Mut, so offen mit dem Thema umzugehen. „Es hat bei mir sehr lange gedauert, bis ich offen darüber reden konnte, dass ich zur Therapie gehe“, sagte er.

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Einen sehr bewegenden Beitrag lieferte Michael Patrick Kelly mit „Borderline“.
In seinem neuen Text verarbeitet er das Gefühl, noch mal 20 sein zu wollen. „Während Freunde grad Familie planen bin ich wie Peter Pan im Niemandsland / werd nie erwachsen / nein ich pass nicht rein / Für einen Sommer noch mal 20 sein“, rappte er. „Ich würde gerne wieder mit meinen Freunden auf Dorffeste gehen, aber das geht einfach nicht mehr, die Zeit ist vorbei. Du bist jetzt diese öffentliche Person. Du wirst überall erkannt - aber du bist trotzdem einsam. Du kommst von der Tour nach Hause und fällst in so ein scheiß tiefes Loch“, sagte er nach seiner Performance. „Wir haben alle einen schönen Job und dürfen unseren Traum leben - aber es ist nicht immer alles heile Welt. Manche Sachen sieht man nicht und die frisst man in sich rein, und das sollte man nicht tun.“
Michael Patrick Kelly spricht über seine Psychotherapie
Einen Song mit tiefer Bedeutung coverte auch Michael Patrick Kelly: „Borderline“ schrieb Juno in einer Phase, in der sie sich sehr verloren fühlte. „Als ich Anfang 20 war, hatte ich selbst eine heftige Krise und habe auch Psychotherapie gemacht. Damals redete man nicht darüber, dass ein Typ zweimal die Woche bei einem Psychiater auf der Couch sitzt und über seine Probleme spricht“, offenbarte Kelly. „Heute ist es zum Glück viel mehr im Umlauf und Menschen wie du sind wichtig, damit man darüber redet.“ Kelly schrieb den Song auf Englisch um, „um dem kleinen Jungen von damals zu sagen: 'Du schaffst das!'.“
Und auch Bosse bewegte mit seinem Beitrag: „99 Probleme“ handelt von einer Zeit, in der Juno sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befand, und „trotzdem ging es mir so schlecht wie noch nie“. Bosse schrieb kurzerhand eine neue zweite Strophe, in der er ihr Mut zusprach. Sichtlich bewegt griff Juno dabei nach seiner Hand.

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Die Protea für den Song des Abends ging an Boki von der Band ClockClock.
Nachdem Juno ihren Song „Mediocre“ gesungen hatte, war dann noch Gastgeber Johannes Oerding an der Reihe, und zwar mit „Nur kurz glücklich“. Oerding und Juno kennen sich schon seit sie 14 ist. „Wir kommen aus dem gleichen Rennstall: Die Leute, die dich angerufen haben, sind die gleichen Leute, die auch mich angerufen haben, als ich 17 war“, verriet er.
Eigentlich habe er eine lange Rede halten wollen. „Dann habe ich mir gedacht, das wird irgendwie abglitschen in so einen väterlichen Rat, also möchte sich dir eigentlich nur sagen, dass ich hoffe, dass du dir deinen Song zu Herzen nimmst und manchmal diese Wahrheit akzeptierst, dass du einfach nur glücklich bist.“ Weil seine Songs immer ein Happy End haben müssen, musikalisch oder textlich, verpasste Oerding dem Stück aber noch ein episches Finale.
Das Glück gefunden
„Ich bin glücklich, ich versprech's“, sagte Juno danach - und erzählte daraufhin von ihrer anstehenden Hochzeit und dem Antrag ihres Freundes. Während eines Japan-Urlaubs besuchten die beiden einen Tempel. „Das war der wunderschönste Ort, den wir bis dahin gesehen haben. Da ist es dann passiert.“ „Hat er es ordentlich gemacht mit auf die Knie gehen und so?“, wollte Michael Patrick Kelly wissen. „Ja, er hat sogar vorher bei meinen Eltern um meine Hand angehalten“, erwiderte Juno. „Ich hab irgendwie großes Glück gefunden.“
Passend dazu sang Mieze Katz von der Band MiA. zum Abschluss noch „Was weiß ich schon“ - eine Liebeserklärung von Juno an ihren Freund. „Was für ein schönes Ende“, fand FiNCH. „Nach so tiefen Gesprächen ist es wichtig, den Oerdingschen Moment zu haben und die Sonne geht am Himmel wieder auf.“ Und die Protea für den Song des Abends? Ging zum zweiten Mal an Boki, der direkt noch einen verbalen Seitenhieb von FiNCH einsackte: „Heb nicht ab, ja?“ (tsch)