Nicht jeder Hund mag Autofahrten, so mancher hat Angst oder erbricht sich. Was „Herrchen und Frauchen“ tun können, verrät Hundeprofi Martin Rütter im EXPRESS-Interview.
Tipps von Martin RütterVerreisen mit Hund im Auto? Aber sicher!

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Mit einem gut sitzenden Geschirr kann der Hund auch auf der Rückbank gesichert werden. Praktisch sind spezielle Rücksitzschutz-Betten, die dem Hund einen Hauch von „Höhle“ vermitteln.
Die Herbstferien stehen vor der Tür, gerade ist Zwischensaison, in der viele Menschen gern in Urlaub fahren. Auch mit Hund! Aber was, wenn der Vierbeiner dem Autofahren skeptischer gegenübersteht als der neuen Nachbarskatze? Wenn er sich übergeben muss, unruhig ist?
Hilfe naht: in Gestalt von „Hundeprofi“ Martin Rütter, der Tipps zum Reisen parat hat. EXPRESS.de hat der Experte seine Do's und Dont's verraten – und erklärt, wie er Autoreisen mit seinen Vierbeinern gemanagt hat.
Martin Rütter: Tipps fürs Verreisen mit Hund im Auto
Herr Rütter, der Urlaub steht an, aber mein Hund möchte partout nicht ins Auto, was kann ich tun? Ihn zwingen wohl eher nicht, oder?
Martin Rütter: Zwang ist nie eine Lösung. Das Autofahren sollte auf jeden Fall geübt werden. Wichtig ist, dass der Hund in kleinen Schritten lernt, dass Auto fahren nicht gefährlich ist und man dabei keine Angst haben muss. Das Auto sollte ein angenehmer Ort für den Hund sein – und das kann man trainieren. Um den Hund an das Auto zu gewöhnen, kann man ihn dort zunächst einmal füttern und im nächsten Schritt hin und wieder ein paar Futterstücke im Auto verstecken, die es zu suchen gilt. Nach einigen Tagen kann man diese Übungen dann mit laufendem Motor durchführen. Dazu sollte sich der Mensch auch selbst ins Auto setzen, sich anschnallen, als würde er gleich losfahren wollen. Nach einigen Tagen kann man dann mal ein paar Meter fahren und diese Fahrzeit an den Folgetagen fortlaufend immer länger werden lassen. Gleiches gilt für die Geschwindigkeit. Dabei gilt es immer im Blick zu haben, ab wann sich der Hund nicht mehr wohl fühlt. Das zu beobachten, ist das A und O. Dann steht auch einer längeren Fahrt nichts mehr im Weg.
Mein Hund steigt zwar anstandslos ins Auto, leider wird ihm während der Fahrt oft schlecht und er erbricht. Was kann ihm Ihrer Erfahrung nach helfen?
Martin Rütter: Erwachsenen Hunden wird oft schlecht, weil sie das Autofahren nicht gelernt haben oder mit etwas Negativem verbindet. Der Hund muss verstehen, dass Autofahren nicht automatisch bedeutet: Mir wird schlecht. Das kann durch geduldiges Training erreicht werden. Dabei ist wichtig, dass der Hund vollkommen entspannt im Auto liegt, bevor man das erste Mal den Motor startet. Wenn auch ein laufender Motor kein Problem ist, können die ersten kurzen Fahrten unternommen werden. Dadurch gewöhnt sich der Hund an die Geräusche und die Bewegung – ihm wird nicht mehr so leicht übel. Natürlich sollte ein empfindlicher Hund nicht direkt vor der Autofahrt gefüttert werden. Dadurch sinkt das Risiko, dass der Hund sich erbricht.
Bleiben wir bei Ihrer praktischen Erfahrung: Welche Methode ist die beste, um den Hund (der ja als „Ladung“ gilt) während der Fahrt zu sichern?
Martin Rütter: Ich empfehle immer eine gut verbaute Transportbox. Die ist am sichersten für den Hund. Sollte aber die Box mal keinen Platz im Auto finden, dann geht auch ein Gurt-System. Wichtig dabei ist, dass das Geschirr gut sitzt und für die Größe und das Gewicht des Hundes ausgelegt ist. Um den Hund den Stress zu nehmen, sollte er an den Gurt gewöhnt sein.
Was muss in die Box?
Martin Rütter: Bei der Box ist zu beachten, dass sowohl die Box als auch die Decke oder Matte darin rutschfest befestigt werden, damit der Hund beim schwungvollen Ein- und Aussteigen nicht ausrutscht und mit der Box etwas Unangenehmes verbindet. Auch die Größe der Box spielt eine Rolle. Der Hund sollte in der Box stehen können und an die Box gewöhnt sein.

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In einer stabilen Hundebox im Kofferraum ist der Hund auf Reisen richtig aufgehoben. Praktisch sind Boxen, die natürlich groß genug fürs Tier sein müssen, die dabei aber nur den halben Kofferraum einnehmen, sodass noch Platz fürs Gepäck bleibt.
Gretchenfrage: Rückbank oder Kofferraum? Oder darf ein sehr kleiner Hund auf den Schoß?
Martin Rütter: Der beste Platz für die Hundebox im Auto ist auf jeden Fall der Kofferraum. Sollte der aufgrund des Gepäcks belegt sein, dann kann der Hund auch mit einem Gurt-System angeschnallt werden. Ein Hund sollte niemals auf dem Schoß transportiert werden, egal wie groß er ist. Der Hund ist auf dem Schoß nicht sicher und nicht ausreichend geschützt.
Was muss ich vor Fahrtantritt in Sachen Fütterung beachten?
Martin Rütter: Je nachdem, wie der Hund das Autofahren verträgt, kann er vor der Reise noch gefüttert werden. Zu beachten ist aber, dass die Portion nicht zu groß ist und nicht direkt vor der Fahrt gefüttert wird, denn dadurch wird Reiseübelkeit vermieden. Zu wie vielen Pausen raten Sie? Das ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Sowohl Emma wie auch Mina (Martin Rütters Hunde – die Red.) haben, wenn alle Bedürfnisse vorher gestillt wurden, eine siebenstündige Autofahrt gut durchgestanden. Wenn man sich aber entscheidet eine Pause zu machen, dann ist es auch wichtig, wo. Wenn der Hund sich nur mal kurz bewegen und was trinken soll, dann reicht auch eine kurze Pause auf dem Rastplatz. Wichtig ist aber, dass der Hund auf dem Rastplatz angeleint bleibt, denn die Gefahr, dass etwas passiert, ist einfach zu groß. Ich selbst bin immer gerne auf einen Autohof gefahren, oder habe bei längeren Reisen auch in einem Hotel übernachtet.

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Martin Rütter, der als Hundeprofi mit seinem Team schon Tausenden Hundebesitzern geholfen hat, weiß nicht erst seit seiner Kooperation mit VW (hier vor einem vollelektrischen ID.7 GTX Tourer), wie man Vierbeinern das Autofahren schmackhaft machen kann.
Soll ich dem Hund während der Reise etwas zu fressen geben? Oder Kauartikel zur Beruhigung?
Martin Rütter: Wie bereits gesagt, sollte der Hund vor der Fahrt sein Futter erhalten. Während der Reise dann nicht, damit dem Hund nicht schlecht wird oder er sich verschluckt. Dasselbe gilt für Kauartikel. Ich würde empfehlen, mit dem Hund noch einen ausgiebigen Spaziergang vor der Reise zu machen. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass der Spaziergang nicht zu anstrengend für den Hund ist. Im Auto kann er dann entspannen und braucht im besten Fall keine Beruhigung.
Sowohl auf Reisen als auch am Urlaubsort selber ist eine kleine „Vier-Pfoten-Apotheke“ ratsam. Was sind Ihrer Erfahrung nach die „Basics“?
Martin Rütter: Das ist abhängig vom Hund und vom Reiseort und sollte daher am besten vor der Reise mit dem Tierarzt besprochen werden.