„Markus Lanz“Moderator schießt gegen Sahra Wagenknecht: „Können Sie sich nicht mehr Seiten leisten?“

Markus Lanz und Sahra Wagenknecht während der ZDF-Sendung „Markus Lanz“.

Sahra Wagenknecht geriet bei „Markus Lanz“ mehrfach in Erklärungsnot.

Das Geheimtreffen hochrangiger AfD-Funktionäre mit Neonazis, Unternehmer und Mitglieder der „WerteUnion“ ist nach wie vor in aller Munde. Bei „Markus Lanz“ äußerte sich Sahra Wagenknecht dazu und geriet mit dem ZDF-Moderator aneinander, als es um eigene brisante Kontakte ging.

Am 8. Januar ging die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht mit ihrem „Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit“ offiziell an den Start.

Bei „Markus Lanz“ sprach sie am Mittwochabend (17. Januar 2024) offen über ihre konkreten Pläne und sagte, dass sie dem Rechtsruck im Land entgegenwirken wolle, indem sie in ihrem Bündnis Expertenräte aus Menschen bilde, „die jeden Tag spüren, was die Probleme sind“.

Journalist über Wagenknecht-Programm: „irre“ und „pro-russisch“

Lanz stichelte daraufhin jedoch gegen das vierseitige Parteiprogramm von Wagenknecht. Die Politikerin wehrte sich jedoch prompt und erklärte, dass man noch „eine ganz junge Partei“ sei. „Dann können Sie sich nicht mehr Seiten leisten, oder?“, provozierte Lanz weiter. Wagenknecht ließ sich davon jedoch nicht beirren und antwortete nüchtern: „Das Parteiprogramm wird in den nächsten zwei Jahren erarbeitet.“

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Journalist Robin Alexander zeigte sich derweil empört über das 23-seitige EU-Parteiprogramm Wagenknechts, das er als „irre“ und auffällig „pro-russisch“ bezeichnete. Aus den Seiten konnte Robin Alexander demnach eine „tiefe Skepsis“ gegen die NATO sowie „gegen unser Verständnis von Europäischer Union“ herauslesen. „Das ist schon neu auf dem deutschen Parteienmarkt“, meinte der Journalist.

Sahra Wagenknecht entgegnete, dass ihr die „europäische Zusammenarbeit“ sehr wohl wichtig sei. Robin Alexander reagierte prompt: „Steht nichts von drin! (...) Frankreich kommt einmal vor. Einmal!“ Die Politikerin wich jedoch nicht von ihrem Standpunkt ab und erklärte weiter, dass es „eine Veränderung der EU“ geben müsse.

„Europa ist ja in einer Krise. (...) Wir sind umgeben von Kriegen, von Krisen und Europa muss hier seine eigenen Interessen definieren.“ Laut Wagenknecht „machen wir uns in Europa kaputt, wenn wir uns immer den US-Interessen unterordnen!“

Sahra Wagenknecht: „Nein, wir kriegen kein Geld aus Russland“

Lanz fragte daraufhin stichelnd: „Kriegt Ihre Partei Geld aus Russland?“ Wagenknecht wiegelte jedoch sofort ab: „75 Euro sind eingegangen, mit einem scheinbar russischen Bezug. (...) Nein, wir kriegen kein Geld aus Russland. Wir wollen auch kein Geld aus Russland. Genauso wenig, wie wir Geld irgendwie vom amerikanischen Staat wollen.“

Der ZDF-Moderator machte derweil auf das Parteikonto aufmerksam, das bei der „Volksbank Pirna“ angelegt sei, obwohl sich der Parteistandort in Berlin befinde. Laut Lanz sei dies fragwürdig, da die „Volksbank Pirna“ mit linksradikalen sowie rechtsradikalen und pro-russischen Gruppierungen Geschäfte mache.

Sahra Wagenknecht wehrte sich gegen die unterschwellige Unterstellung und sagte: „Das ist doch eine Pseudo-Debatte!“ Sie behauptete weiter, dass es schwierig sei, als gemeinnützige Organisation ein Konto zu guten Konditionen zu eröffnen.

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Mit irritiertem Blick fragte sie in die Runde: „Ich weiß nicht, wie Sie das privat handhaben. Checken Sie da, wer da alles Kunde ist bei den Banken?“ Lanz ließ jedoch nicht locker und erklärte weiter: „Eine Firma aus dem Umfeld von ‚Russia Today‘ hat dort auch ihr Konto. (...) Also ich sage mal, gute Gesellschaft.“

Wagenknecht stichelte zurück: „Scheinbar hat die Bank einfach eine sehr liberale Geschäftspolitik und günstige Konditionen für Organisationen.“ Sie fügte genervt hinzu: „Diese Bank hat sehr günstige Konditionen gehabt, und natürlich nehmen wir die dankbar an.“ Den Vorwurf, die Bank aus anderen Gründen ausgewählt zu haben, finde sie derweil „abenteuerlich“ und ergänzte: „Ich weiß gar nicht, wo die anderen Parteien ihre Banken haben.“

Sahra Wagenknecht: „Ich wusste nur vorher nicht, dass das ein Rechtsradikaler ist“

Innerhalb der Sendung kam Lanz auch auf die „Correctiv“-Enthüllungen zu sprechen, in denen von einem Geheimtreffen die Rede ist, bei dem AfD-Politiker, Neonazis, Unternehmer sowie Mitglieder der „WerteUnion“ über „Remigrations-Pläne“ sprachen. Sahra Wagenknecht verurteilte die Pläne und stellte klar: „Das ist Nazi-Ideologie. Das ist richtig düstere, faschistoide Ideologie.“

Gleichzeitig überraschte sie mit der Aussage, dass sie selbst mit dem angeblichen Organisator des Treffens in Kontakt stand. „Der hat mir mehrfach Mails geschrieben. (...) Ich wusste nur vorher nicht, dass das ein Rechtsradikaler ist“, behauptete Wagenknecht.

Sie erklärte weiter: „Der hat mir vor Jahren mal ein Abendessen mit einem linken, deutschen Kabarettisten vermittelt. Also das heißt, ich war überhaupt nicht bösgläubig, dass der aus der rechten Szene kommt.“ Als Markus Lanz daraufhin wissen wollte, wann Wagenknecht zuletzt Kontakt zu dem Aktivisten hatte, antwortete sie: „Es ist auf jeden Fall schon Monate, vielleicht Jahre her.“

Sahra Wagenknecht: „Diese Verbotsdebatte ist wirklich ein Geschenk an die AfD“

Nicht nur Lanz, sondern auch Marcus Bensmann reagierte darauf skeptisch. Der Investigativjournalist fragte unter anderem, ob der mutmaßliche Organisator Sahra Wagenknecht möglicherweise als eine „Art Hoffnungsfigur (...) für seinen Plan“ gesehen haben könnte. Eine Aussage, die Wagenknecht weiter in Rage brachte: „Jetzt kommen Sie mir aber wirklich auf einem Niveau, also tut mir leid! (...) Mit so was habe ich nichts zu tun und mit so was will ich nichts zu tun haben!“

Lanz hakte weiter nach, ob sich Wagenknecht eine Koalition mit der AfD vorstellen könne. Sie verneinte dies jedoch mit den Worten: „Inhaltlich, sozialpolitisch sind wir so weit auseinander, wie man auseinander sein kann.“ Gleichzeitig kritisierte sie den medialen Umgang mit der AfD und die Forderung eines AfD-Verbots und sagte: „Ich halte diese öffentliche Debatte über alle Maßen für dumm.“

Sie ergänzte streng: „Warum wird jetzt über ein Verbot diskutiert und nicht vor fünf Jahren? (...) Es wird jetzt deswegen darüber diskutiert, weil die AfD so stark ist. Deswegen ist diese Verbotsdebatte wirklich ein Geschenk an die AfD und ein Armutszeugnis für die Demokratie.“ (tsch)