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Lanz fragt Selenskyj nach deutschen Soldaten in der Ukraine - der betont„Haben nie darum gebeten!“

Im Rahmen seines ZDF-Jahresrückblicks sprach Markus Lanz mit Wolodymyr Selenskyj. Deutlich wurde der ukrainische Präsident vor allem, als der Moderator nach dem Einsatz deutscher Bodentruppen in der Ukraine fragte.

Zwei Tage verbrachte Wolodymyr Selenskyj in Berlin, um über die Zukunft der Ukraine zu verhandeln. Auch für ein Gespräch mit Markus Lanz nahm sich der ukrainische Präsident bei seinem Deutschlandbesuch Zeit. Bei dem im Rahmen des Jahresrückblicks „Markus Lanz - Das Jahr 2025“ aufgezeichneten Interview, das das ZDF nun bereits vorab veröffentlichte, nennt Selenskyj Berlin die heutige „Hauptstadt der Diplomatie“.

Zunächst spricht Lanz mit seinem Gast über dessen Besuch in Kupjansk. Mit einem Video hatte Selenskyj dort jüngst Behauptungen widerlegt, Russland hätte die Stadt eingenommen. Als der Polittalker wissen will, wie gefährlich ein solcher Besuch sei, lächelt das ukrainische Staatsoberhaupt: „Na ja, gefährlich.“ Der größten Gefahr seien jedoch die Soldaten ausgesetzt. „Deswegen ist es wichtig, dahinzufahren und sie zu unterstützen“, erklärt Selenskyj. „Ich bin der Präsident, ich kann ja nicht einfach in einem Sessel sitzen.“

„Ich bin kein Eigentümer einer Wohnung, ich bin Präsident eines Landes“

„Ich bin kein Eigentümer einer Wohnung, ich bin Präsident eines Landes“, betonte Wolodymyr Selenskyj bei Lanz. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

„Ich bin kein Eigentümer einer Wohnung, ich bin Präsident eines Landes“, betonte Wolodymyr Selenskyj bei Lanz. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Auch, als es um die Verhandlungen und mögliche Gebietsabtretungen geht, pocht der Politiker auf seine Rolle. „Ich bin kein Eigentümer einer Wohnung, ich bin Präsident eines Landes. Das ist unser Land, das unserer Vorfahren und der Generationen, die nach uns kommen“, betont er. Immer wieder versucht Lanz, seinen Gast aus der Reserve zu locken, fragt nach vorläufigen Abtretungen und einer Anerkennung der Krim-Annexion. „Wie wir sehen, bringt es nichts“, bleibt Selenskyj standhaft. „Dann sind sie zwei, drei, fünf Monate zufrieden - und dann kommen irgendwelche anderen Gründe oder Länder, die sie ins eigene Imperium einschließen.“

Die Ukraine stecke „in echten Schwierigkeiten“, gibt der Moderator schließlich zu bedenken und will wissen, welches Angebot der Präsident akzeptieren würde. „Im Krieg gibt es keine einfachen Lösungen“, sagt der. „Alle haben es schwer.“ Großen Wert lege er auf Sicherheitsgarantien: „Wer wird garantieren, dass Russland uns nicht wieder angreift? Wer wird Russland stoppen?“ Bei NATO-Mitgliedern „wäre das ja zumindest auf Papier klar“, merkt Selenskyj an und wird deutlich: „Wer kämpft an unserer Seite gegen Russland? Wer? Bis jetzt niemand!“

Da muss Markus Lanz schlucken. „Würde das im Zweifel bedeuten, dass Europäer in der Ukraine zum Einsatz kommen?“, hakt er in Bezug auf mögliche Sicherheitsgarantien nach. „Wir haben nie darum gebeten, dass deutsche Soldaten für die Ukraine kämpfen“, erwidert Selenskyj. Vielmehr fordere die Ukraine Unterstützung beim Schutz des Luftraums, um die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten.

Deutsche Bodentruppen in der Ukraine - kann Selenskyj das ausschließen?

„Die Ukraine sollte Luftverteidigung haben, wenn Raketen auf uns fliegen. Dann könnte man sie gut abwehren. Das ist keine Attacke auf Russland - das ist Schutz.“ Weiter erklärt der 47-Jährige: „Wir danken euch Deutschen, unseren Partnern, für alles, was ihr gemacht habt. Aber wenn man ehrlich miteinander spricht, dann habt ihr die Zahlen und die Daten. Kann die Ukraine allein so viele Raketen produzieren? Das ist schwer, das ist nicht möglich.“

So ganz überzeugt scheint der Moderator nicht zu sein. „Sie schließen aus, dass europäische, auch deutsche Bodentruppen jemals in der Ukraine kämpfen?“, will Lanz abermals wissen. „Schauen Sie: Wir haben das nie vorgeschlagen“, wiederholt sein Gegenüber. Wichtiger als Soldaten seien Technologie und Langstreckenraketen. „Wir haben nie, in keinem Land, gesagt, dass wir die Armee des anderen Landes brauchen“, betont Selenskyj. „So funktioniert das nicht. Wir möchten keinen Streit. Wir möchten ihre Unterstützung nicht verlieren.“

Das ZDF zeigt die gesamte Ausgabe von „Markus Lanz - Das Jahr 2025“ am Mittwoch, 17. Dezember, um 20.15 Uhr. Zu Gast sind neben Wolodymyr Selenskyj unter anderem auch Vizekanzler Lars Klingbeil und Ex-Außenministerin Annalena Baerbock. (tsch)