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Herdplatte spielt Franz Streiche„Vielleicht doch wegwerfen“

Zum Auftakt der „Dinner“-Woche am Chiemsee hat sich Franz (64) landestypisch schick gemacht.  (Bild: RTL)

Zum Auftakt der „Dinner“-Woche am Chiemsee hat sich Franz (64) landestypisch schick gemacht. (Bild: RTL)

Zum Auftakt von „Das perfekte Dinner“ (VOX) am Chiemsee strahlt Franz (64) vollkommene bayerische Ruhe aus. Die Idylle rund um den Gärtnermeister, Bastler und Selbstversorger wird allerdings gestört, als er einen früheren Wok auf eine 45 Jahre alte Herdplatte montiert und damit Saiblinge räuchert.

„I möcht nirgendwo anders leben“: Was Franz (64) aus Grassau am Chiemsee vor allem ausstrahlt, ist unerschütterliche Zufriedenheit: „S'kommt, wie's kommt.“ Er hat im Leben einiges gearbeitet und von seinem Vater eine Gemüsegärtnerei übernommen: „Wir waren uns nicht immer einig, aber jetzt sind alle Gefechte ausgefochten“.

Mittlerweile reist er viel. Wenn er zu Hause ist, kocht er jeden Tag mit Zutaten aus dem eigenen Garten und den großen Gewächshäusern für sich und den mittlerweile 87-jährigen Vater: „Zumindest im Sommer sind wir fast Selbstversorger.“ Die Produzenten aller weiteren Lebensmittel kennt er auch gut (“Nichts kommt von weiter weg als zehn Kilometer“), verkaufte Franz seine Produkte doch jahrelang auf den Märkten im Umkreis: „Mir ist wichtig, dass das Geld in der Region bleibt.“ Radikal lokal also, und zwar durchaus alternativ zu Schweinsbraten, Knödel & Co.

Motto: Heimat Chiemgau

  1. Vorspeise: Dreierlei vom Chiemseefisch - Renke / Saibling / Schratz - gegart / geräuchert / gebraten
  2. Hauptspeise: Von der Weide - Rind / Spargel / grüne Soße
  3. Nachspeise: Aus dem Garten - Erdbeeren / Eis

„Vielleicht sollte ich die 45 Jahre alte Herdplatte doch wegwerfen“

Doch wer ein eingefleischter Selbstversorger ist, hat teils auch mit Problemen zu kämpfen: „Die Erdbeeren wollten nicht so wachsen, wie ich wollte“, beklagt Franz die etwas zu geringe Ausbeute für sein Dessert. Marzipan, die Spezialität von der nahegelegenen Fraueninsel, musste er auch anderweitig besorgen: „Das Wetter war letzte Woche zu schlecht, um mit dem Kajak über den See zu paddeln.“

Das Räuchern der Saiblinge für die Vorspeise wollte er jedoch niemand anderem überlassen. Profi-Geräte findet er wohl ebenfalls überschätzt. Lieber funktioniert er einen ehemaligen Wok zum Grill um und montiert ihn auf eine alte Herdplatte - inklusive selbst gebohrtem Loch für ein Koch-Thermometer. Merkwürdig, dass dann auf einmal kein Strom mehr da ist und nicht nur die Eismaschine aufhört zu rotieren. Schnell ist der Übeltäter ausgemacht, nämlich ausnahmsweise verfehlte Nachhaltigkeit: „Vielleicht sollte ich die 45 Jahre alte Herdplatte doch wegwerfen.“

„Dafür ist ein Tier gestorben, das ein tolles Leben hatte“

Mit frischem Strom entstehen unter anderem gebratener Schratz (Barsch), Ceviche von der Renke, gedämpfter Spargel und Filet vom Weiderind, das Franz' Schwiegersohn züchtet.

Dass Letzteres gelingt, ist Franz ein besonderes Anliegen: „Dafür ist ein Tier gestorben, das ein tolles Leben hatte. Das darf ich nicht verhunzen.“

Den Aperitif nimmt die Runde in Franz' üppigem Garten ein. (Bild: RTL)

Den Aperitif nimmt die Runde in Franz' üppigem Garten ein.

„Ein bisschen salzarm“, lautet allerdings der Kommentar von Rafael (30). „Guad hast kocht“, sagt er, aber „bissl mehr Pfiff“ hätte sein können. „Ein bisschen sehr grün“, beurteilt Fabian (25) die „grüne Soße“ zum Hauptgericht. Die Kräuter-Spezialität aus Frankfurt kennt niemand in der Runde - bis zum Chiemsee hat es Goethes Leibgericht wohl nicht geschafft. Dafür sehr wohl Schokoladen- und Erdbeereis (Doris, 42: „Das ist jedem zugänglich“). Das von Franz ist laut Pia (19) „das beste, das ich je im Leben gegessen habe“.

32 Punkte gibt es für Franz, von einer Runde, „in der alle meine Kinder sein könnten“. Aber bis 70 will sich Franz „noch nicht alt fühlen“: „Dann brauche ich vielleicht wirklich ein E-Bike.“ Darauf Rafael: „Mit so einem bin ich mit 30 Jahren hergefahren.“ (tsch)