Schauspielerin Jutta SpeidelIhr Herzensprojekt ist wegen der Corona-Krise in Not

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Jutta Speidel zeigte diese Woche bei „Maischberger“ einen Mundschutz, den Frauen aus ihrem Herzensprojekt „Horizont“ genäht haben.

Köln – Eine Frau, zwei Leben: In dem einen ist Schauspielerin Jutta Speidel (66) für leichte Unterhaltung im TV zuständig. So erleben wir sie Ostersonntag im ZDF-„Traumschiff“ – und einen Tag vorher clever im ARD-Quiz „Klein gegen groß“. Im anderen Leben ist sie der Lebensmotor eines großen sozialen Projektes, das in Coronazeiten selbst in Not geraten ist. Traumwelt und wahre Welt – über beides spricht sie uns.

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Jutta Speidel und Wolfgang Fierek in der aktuellen „Das Traumschiff“-Folge. Sie läuft Ostersonntag im ZDF.

Ostersonntag machen Sie uns ein bisschen neidisch. Sie entführen uns auf dem „Traumschiff“ in traumhafte Länder – und das in der Zeit, in der das alles für uns unerreichbar ist… Jutta Speidel: Es liegt mir fern, Neid erwecken zu wollen, es soll vor allem was zum Abschalten und Träumen sein. Wenn wir schon zu Hause bleiben müssen, ist es doch gut, gemeinsam Geschichten zu erleben, die uns zum Lachen bringen, berühren, das Herz erwärmen – das ist schöner als die anderen grausamen Geschichten, die sonst angeboten werden. Es ist in diesen Tagen besonders wichtig, sich Positives anzugucken.

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Worum geht’s in Ihrer Geschichte? Ich spiele die Rosi, die Hälfte des einstigen Schlager-Duos „Rosi und Rolf“, das in den 60er und 70er Jahren große Erfolge hatte. Sie waren verheiratet, wie das damals bei vielen Schlagerpaaren üblich war…

…wie die singenden Ehepaare Cindy & Bert, Nina & Mike oder Abi & Esther Ofarim… …ja, wobei die Liebe zwischen Rosi und Rolf in die Brüche ging, nachdem Rosi ihren Rolf mit dem gemeinsamen Manager betrogen hatte und Rolf als Barpianist auf Kreuzfahrt-Schiffe flüchtete. Jetzt, 40 Jahre später, haben sie das Angebot, noch mal gemeinsam aufzutreten. Rosi ist dafür, Rolf ist immer noch beleidigt und so kommt es zu einem wahnsinnig witzigen Finale.

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Das „Traumschiff“ ist auch immer eine Werbung für die heutzutage teilweise umstrittenen Kreuzfahrten. Machen Sie privat Kreuzfahrten? Ich habe privat noch keine gemacht und denke, das wird so bleiben. Ich bin kein Pauschal-, sondern begeisterter Individual-Tourist, ich meide im Urlaub alle Massenveranstaltungen. Ich möchte lieber selber entdecken, statt mit Entdecktem konfrontiert zu werden.

Wann haben Sie so einen Urlaub zum letzten Mal durchgezogen? Gerade, Anfang des Jahres. Ich bin allein und zum ersten Mal durch Neuseeland und Australien gereist. Ich habe lange darauf hingearbeitet, dass ich mir diese Auszeit nehmen konnte, doch dafür habe ich herrliche Momente erlebt.

Sie stehen seit 50 Jahren vor der Kamera. Was ist für Schauspielerinnen heute anders? Fast alles, in dem Beruf kann man das Heute kaum mit dem Damals vergleichen.

Ist es besser oder schlechter geworden? Auf jeden Fall anders. Vieles ist auch belangloser geworden. Das geht damit los, dass wir damals ohne Schauspielschule kaum eine Chance hatten, am Theater angenommen zu werden oder sonst Karriere zu machen. Heute hat schon der, der gerade „in“ ist, gute Chancen auf ein Theater-Engagement, eine Film- oder TV-Rolle. Es überrascht schon, wer heute als Laie Karriere macht! Die bricht zwar oft schnell wieder ab, aber der Hype, der entsteht, ist schon erstaunlich. Und ich vermisse die Zusammengehörigkeit, die damals herrschte.

Wie meinen Sie das? Wir kannten uns irgendwie alle – und haben doch auch immer den gehörigen Respekt vor den erfahreneren Kollegen gehabt. Heute ist das anders, die jungen Schauspieler stehen für sich oft an erster Stelle. Mich persönlich ärgert es auch, dass man von allen Leuten geduzt wird – egal, was man tut, oder wie alt man ist. Das finde ich respektlos.

Sie sind 66 Jahre alt geworden. Was bedeutet Ihnen der Udo-Jürgens-Song „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…“ Der spielt bei mir Gott sei Dank keine Rolle. Bei mir hat das Leben nicht erst mit 66 angefangen, es war vorher da und schön und geht jetzt einfach weiter. Ich bin sehr glücklich, dass ich schon so alt werden durfte.

Zu Ihrer Karriere gehört auch das Leben mit dem Italiener Bruno Maccallini, mit dem Sie zehn Jahre zusammen waren, Filme drehten und Bestseller schrieben. Noch Kontakt? Ja klar, wir haben uns nicht aus den Augen verloren. Wir telefonieren und mailen. Er informiert mich in diesen Tagen immer per Mail über das, was gerade in Rom passiert. Er lebt da auch in strengster Isolation.

Lassen Sie uns von Ihrem Herzensprojekt, dem Verein Horizont, der sich um obdachlose Kinder und Ihre Mütter kümmert, sprechen. Wie kommen Sie in Corona-Zeiten klar? Die Krise hat uns mit voller Wucht getroffen, es ist der absolute GAU. Wir mussten unser Restaurant, unsere Kulturbühne, die Werkstätten – alles – schließen und können mit unseren Reserven keine zwölf Monate überleben. Wir haben einen großen Kostenaufwand, um unsere zwei Häuser am Laufen zu halten und brauchen viel Personal, weil wir eine schwierige Klientel haben, die betreut werden muss.

Das klingt nicht sehr gut… Für uns und die von uns Betreuten ist das, was wir erleben, ein Alptraum, denn unser Betreuungssystem ist sehr kostenintensiv. Jetzt haben wir ein finanzielles Loch, das wir nicht stopfen können und hoffen deswegen sehr auf Spenden. Es ist ja voraussehbar, dass nach der Krise noch mehr Kinder auf der Straße stehen, weil die Familien die Miete nicht mehr zahlen können.

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Seit fünf Jahrzehnten dauert ihre Karriere nun schon an. Schauspielerin Jutta Speidel, die gerade 66 Jahre alt geworden ist, hat die Veränderungen in der Branche alle mitbekommen.

Corona und die Folgen haben viele überrascht – Sie auch? Wie die meisten habe ich zuerst gedacht, dass es harmlos ist und die anderen nur spinnen. Und dann ist es auf einmal da, und es wirkt, als breche alles zusammen. Schon seltsam: Wir haben Ebola überstanden, wir leben mit der Influenza, wir alle wissen, dass so vieles passieren kann – und wenn es kommt, hat kein Land einen Plan, wie man sich schützen kann, ohne gleich alles über den Haufen zu werfen. Wir erleben schreckliche Momente. Ich denke aber, die sind hausgemacht – die hat der Mensch gemacht und niemand anders.

Jutta Speidel: Münchenerin mit viel Herz

Jutta Speidel (geboren am 26. März 1954 in München) fing 1969 als Komparsin in der dritten Folge „Die Lümmel von der ersten Bank“ an (danach war sie in der Stammbesetzung).

1979 folgte dann der erste internationale Erfolg mit dem TV-Film „Fleisch“. Sie ist eine der meistbeschäftigten Frauen im TV. Von 1984 bis 1991 war sie mit Stefan Feuerstein verheiratet, von 2003 bis 2013 mit dem Italiener Bruno Maccallini (60, gemeinsame Bücher und Filme) liiert.

Sie ist Mutter von zwei Töchtern, gründete 1997 den Verein „Horizont“ für obdachlose Kinder und deren Mütter. Sie ist u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden und wurde zur Ehrenbürgerin von München ernannt.