„Kacke ist am Dampfen“Böhmermann mit Wutrede über Fehler in ARD und ZDF und Tom Buhrows Dienstwagen

Jan Böhmermann schaut in die Kamera

ZDF Magazin Royale: Jan Böhmermanns (hier am 17. Februar 2020) Wutrede über die Strukturkrise der Öffentlich-Rechlichen.

Was für eine Wutrede von Jan Böhmermann! Der Entertainer schaffte es in seinem „ZDF Magazin Royale“ gleichzeitig Fehlentwicklungen und Verschwendung bei ARD und ZDF zu kritisieren und trotzdem auch ein Plädoyer für die Öffentlich-Rechtlichen zu halten. 

von Alexander Haubrichs (ach)

Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk unter Beschuss: Nach den Skandalen bei rbb und NDR wächst der Druck auf ARD und ZDF, endlich Reformen anzugehen.  Zu teuer, verkrustete Strukturen, falsche Gelderverteilung. Kritik kommt aus der Politik und den Medien. Zuletzt sprach selbst ARD-Chef Tom Buhrow (64) davon, es müsse „eine Revolution“ geben.

Das rief am Freitagabend (4. November 2022) Jan Böhmermann auf den Plan. Der Entertainer hielt in seinem „ZDF Magazin Royal“ einerseits ein flammendes Pladöyer für den „ÖRR“ – und legte doch den Finger tief in die Wunde der Fehlentwicklungen der letzten Jahre. Und dabei bekam vor allem Tom Buhrow auch kräftig sein Fett weg.

Böhmermann: „ÖRR ein verfilzter Selbstbedienungsladen“

„Als Kind des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks tut die Debatte echt weh. Wie wurde aus der Idee eines transparenten, kritischen Senders für uns alle ein verfilzter Selbstbedienungsladen?“, sagte der 41-Jährige sichtlich geladen.

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Er sprach die Unterbindung kritischer Berichterstattung im WDR und das Finanzchaos im bayrischen Rundfunk genauso an, wie die Kürzung einer Laudatio von Sänger Danger Dan im ZDF, weil der die AfD-Politiker Vollidioten nannte. „Aus Angst vor einem Nazi-Shitstorm. Dabei ist der ÖRR doch einst gegründet worden, damit Nazis Shitstorms starten“, sagt Böhmermann.

Und er führte vor allem Buhrow vor. Dass er den gleichen Dienstwagen wie die geschasste rbb-Direktorin Patricia Schlesinger fährt – ein sündhaft teurer 7er BMW mit Massagesitzen, war nur ein Beispiel. Böhmermann sprach „nur als Privatmann“ wie Buhrow im Übersee-Club bei seiner ARD-Rede und wunderte sich: „Tom Buhrow ruft zur Revolution auf. Das fällt ihm nach neun Jahren im Dienst als WDR-Intendant plötzlich ein. Zwei Monate vor Ablauf seiner Amtszeit als ARD-Chef. Huch, plötzlich brauchen wir eine Revolution. Tolle Idee, Thomas Burow. Eine Revolution von oben, was soll da schiefgehen? Ne, ne, ne.“ 

Beifall gab es unter anderem von ARD-Moderatorin Anja Reschke. Böhmermann: „Wer gute Leute schlecht behandelt, der bekommt eben schlechtes Programm. Und schlechtes Programm bleibt schlechtes Programm. Auch wenn man ‚'nen regionalen Dreh findet‘ oder ‚Die Zuschauerinnen und Zuschauer da abholt, wo sie sind‘. Ein Öffentlicher Rundfunk, der ernst genommen werden will, muss seine Zuschauer aber nicht nur abholen, sondern bitte aber auch irgendwo hinbringen.“

Ein Problem: Dass etwa im ZDF-Rundfunkrat zwar eine Reihe Ministerpräsidenten wie Malu Dreyer (61) oder Markus Söder (55) die Finanzen kontrollieren, das Gremium aber viel zu alt und weiß sei und daher in keinster Weise die Wirklichkeit abspiele.

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Die Probleme: Doppelte Strukturen, der respektlose Umgang mit freien Mitarbeitern und die Verschwendung in den Chefetagen, wo beispielsweise Ex-ZDF-Intendant Thomas Bellut (67) 5,8 Millionen Altersversorgung erhält.

Und dann sei noch Geld da, um „meinen Opa neunmal auf Kreuzfahrt zu schicken“, sagt Böhmermann und zeigt ein Bild von Harald Schmidt (65) als Traumschiff-Kapitän.

„Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk muss bleiben, weil es dringend unabhängige Aufklärung und Machtkritik braucht. Aber die finden natürlich alle scheiße, die mehr Macht haben, aber nicht kritisiert werden wollen“, plädiert Böhmermann.

Aber: „Ich ertrage diese Systemerhaltungsreflexe nicht mehr, diesen Strukturfetischismus, bei dem nichts rauskommt, außer frustrierte Talente, die zum fucking Privatfernsehen gehen. Wir brauchen Strukturen, damit am Ende gutes Programm rauskommt.“