„Zwei Überlegungen“ hätten ihn zu seiner Ad-hoc-Wende in der Schuldenpolitik geführt. Das erklärt nun Friedrich Merz im Doku-Fünfteiler „Inside CDU“. Im ZDF-Film äußert sich auch Generalsekretär Carsten Linnemann offen über „die schwerste Zeit meines politischen Lebens“.
In ZDF-Doku packt Merz aus„Ich persönlich bezahle das mit Verlust an Glaubwürdigkeit“

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Friedrich Merz sagt im ZDF über seine Schulden-Wende: „Ich persönlich bezahle das mit einem erheblichen Verlust auch an Glaubwürdigkeit.“
Angefangen am Tag des Ampel-Bruchs bis hinein in die Sondierungen mit der SPD begleitete ein Kamerateam des ZDF Parlamentarier und Führungskräfte der Unionsparteien. „Inside CDU“ heißt der Film, der als Fünfteiler zunächst in der ZDF-Mediathek zu sehen ist und in dem Friedrich Merz Stellung bezieht zu einem Thema, das in und außerhalb seiner Partei viele aufbringt.
Vor der Wahl hatte man eine Reform der Schuldenbremse und auch ein neues Sondervermögen vielfach ausgeschlossen. Nach der Wahl einigte man sich in Windeseile auf milliardenschwere Investitionen in Bundeswehr und Infrastruktur. Vorausgegangen war die Demütigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch Donald Trump und JD Vance vor den Augen der Weltöffentlichkeit.
Friedrich Merz hat sich „von zwei Überlegungen überzeugen lassen“
„Da ist dann uns allen klargeworden, hier ändert sich jetzt wirklich was im transatlantischen Verhältnis“, erklärt Friedrich Merz in der ZDF-Doku den diplomatischen Eklat als Auslöser seines Umdenkens.
Der „stern“-Journalist Veit Medick widerspricht: „Der Oval-Office-Eklat kam Friedrich Merz gelegen als Möglichkeit, diese Kehrtwende in der Schuldenpolitik öffentlich zu verkaufen.“

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CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann spricht im Film über „die schwerste Zeit meines politischen Lebens“.
Vor der ZDF-Kamera schildert Merz nun ausführlich, welche Überlegungen ihn geleitet haben - und welche Folgen sich aus seiner Sicht ergeben. „Für mich wäre es ausreichend gewesen, das ohne das Sondervermögen Infrastruktur zu machen“, sagt der designierte Bundeskanzler im Interview mit den Filmautoren Steffen Haug und Denise Jacon. Letztlich habe er sich „von zwei Überlegungen überzeugen lassen“.
Die eine Überlegung laut Merz: „Ihr könnt nicht nur etwas fürs Militär tun, ihr müsst auch etwas für die deutsche Bevölkerung tun. Und die zweite Überlegung war: Wenn wir das schon machen, machen wir es auch richtig.“ Konkreter wird der CDU-Chef an der Stelle nicht.
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Zugleich leugnet er nicht die Empörung, die ihm durch das gebrochene Wahlversprechen von vielen Seiten entgegenschlägt. „Ich persönlich bezahle das mit einem erheblichen Verlust auch an Glaubwürdigkeit“, räumt er ein. „Aber ich glaube, im Abstand von einigen Jahren wird auch derjenige Teil der Bevölkerung, der es heute verständlicherweise sehr kritisch sieht, sagen: Es war eine richtige Entscheidung.“
Carsten Linnemann gesteht: „Ich wäre am liebsten abgehauen“
Auch Generalsekretär Carsten Linnemann, der in „Inside CDU“ ausführlich zu Wort kommt, ist zuversichtlich, dass man „auf der Strecke“, die jetzt vor der Partei liege, „diesen Glaubwürdigkeitsverlust wieder auffangen“ könne. In einem kurz nach der Bundestagswahl geführten Interview macht er zudem deutlich, wie kraftraubend die kurze, aber intensiv geführte Kampagne war. Und wie wenig Euphorie weckend das Wahlergebnis.
„SPD, Grüne, FDP lagen am Boden, den gesamten Wahlkampf“, sagt im Film der Journalist Veit Medick. „Man hätte eigentlich nur alles einsammeln müssen. Deswegen sind die 28,5 gemessen daran, was man hätte erreichen können und müssen, ein mickriges Ergebnis.“

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Hinter Friedrich Merz (links) und Carsten Linnemann liegt ein kräftezehrender Wahlkampf.
Linnemann räumt offen ein: „Wir waren der Wahlsieger, aber wir hatten mehr erhofft. Es hat mich immer selber aufgeregt, wenn die Generalsekretäre der Parteien etwas schöngeredet haben.“ Dann wird der Merz-Vertraute noch deutlicher: „Es war die schwerste Zeit meines politischen Lebens.“ Auch Friedrich Merz habe nach dem Wahlabend weiter „funktionieren“ müssen. „Es musste ja weitergehen, wir mussten sondieren. Aber ich wäre am liebsten abgehauen, einfach mal zwei Wochen nach Mallorca Luft holen und das Handy wegwerfen. Ging nicht. Du musstest funktionieren.“
In ihren weiteren Folgen thematisiert die Doku auch die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag - vor dem Hintergrund des Attentats von Aschaffenburg. Erhellende Schlaglichter fallen zudem auf das Wirken von CSU-Chef Markus Söder im Wahlkampf.
„Inside CDU“ ist in einer gekürzten Fassung am Dienstag, 6. Mai, 20.15 Uhr, im ZDF zu sehen und vorab als Fünfteiler in der ZDF-Mediathek. (tsch)