„Wir hören sehr gut zu“Im ZDF reagiert Israels Botschafter auf Kritik von Friedrich Merz

Ron Prosor (links), Israels Botschafter in Deutschland, stellte sich im ZDF-“Morgenmagazin“ den Fragen von Moderator Philip Wortmann. (Bild: ZDF)

Ron Prosor (links), Israels Botschafter in Deutschland, stellte sich im ZDF-Morgenmagazin den Fragen von Moderator Philip Wortmann.

Scharf wie nie zuvor hat Friedrich Merz Israels Vorgehen in Gaza kritisiert. Am Dienstag bezog der israelische Botschafter in Deutschland Stellung zur neuen Tonalität des Bundeskanzlers. Im ZDF-Interview sprach Ron Prosor von einem „Teufelskreis“, in dem sein Land gefangen sei.

Es war ein deutlich veränderter Tonfall, mit dem Bundeskanzler Friedrich Merz am Montag das Vorgehen Israels im Gaza-Streifen adressiert hatte. Einen Tag später folgte der isrealische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, der Einladung des ZDF ins „Morgenmagazin“. Konfrontiert mit der scharfen Kritik des deutschen Bundeskanzlers sagte Prosor: „Wenn Friedrich Merz diese Kritik gegenüber Israel erhebt, dann hören wir sehr gut zu, weil er ein Freund ist.“

Merz hatte im Rahmen des WDR-Europaforums in Berlin erstmals in dieser Deutlichkeit und Schärfe Position gegen Israels Kriegsführung bezogen. „Das, was die israelische Armee jetzt im Gazastreifen macht, ich verstehe offen gestanden nicht mehr, mit welchem Ziel“, sagte der CDU-Politiker. Merz weiter: „Die Zivilbevölkerung derart in Mitleidenschaft zu nehmen, wie das in den letzten Tagen immer mehr der Fall gewesen ist, lässt sich nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas begründen.“

Botschafter sieht Israel „in einem Teufelskreis“

Der Einschätzung widersprach Ron Prosor im ZDF: Ziel Israels sei es nach wie vor, die Terrororganisation Hamas zu beseitigen. Denn solange die Hamas noch da sei, könne man „nichts neu aufbauen“.

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Der Botschafter erklärte: „Wir haben es mit jemandem zu tun, der eigentlich nicht Land oder Macht will, er möchte uns auslöschen.“ Israel befinde sich nach seiner Ansicht „in einem Teufelskreis“: „Wir wollen die Geiseln retten, Hilfe liefern und die Terroristen bekämpfen. Leicht ist es nicht.“

Wegen der Militärschläge in Gaza und der katastrophalen humanitären Bedingungen im Küstenstreifen steht Israel international in der Kritik, insbesondere bei den Vereinten Nationen. Auch aus Europa richteten sich deutliche Forderungen an die Regierung von Premier Benjamin Netanjahu.

Gegen diese Stimmen verwahrte sich Botschafter Prosor im ZDF: Wenn europäische Staaten wie Frankreich oder Spanien bereit seien, „einen palästinensischen Staat anzuerkennen, das heißt, der Hamas eine Belohnung zu geben nach dem Massaker, dann haben wir große Fragen“. (tsch)