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Nie mehr lügenAnnette Frier übt zu Hause Autismus und erlebt Überraschung
Köln – Wenige deutsche Schauspielerinnen haben so viele Facetten drauf wie sie. Mit der neuen Herzkino-Reihe „Ella Schön“ kommt noch eine hinzu.
Millionen sahen Annette Frier (44) darin als Asperger-Patientin, die sich in einen Normalo verliebt – und am Ende glücklich wird. Im echten Leben ist das leider oft komplizierter...
Die Kölnerin schilderte im Interview ihren Weg, das komplexe Syndrom „einzuüben“ – und testete die „ständige Wahrheit“ auch im Alltag.
Im Film findet Annettes „Ella“ findet in „Jannis“, gespielt von „Polizeiruf“-Kommissar Josef Heynert (41), die große Liebe. Obwohl ihre Figur alle Dinge direkt beim Namen nennt, nie lügt oder flunkert, allen ihre Meinung direkt ins Gesicht sagt.
Autismus macht einsam
Das macht einem aber nicht nur Freunde – wie Annette am eigenen Leib erfuhr. „Immer schön raus mit der unverblümten Wahrheit – als Antwort erstaunte, betroffene Gesichter allerorten“, ist ihre Erfahrung im „normalen Leben“.
Vorher „übte“ Frier den Autismus vorm Spiegel zu Hause. „Ich habe sehr viele Videos im Netz geschaut“, erzählte Frier im Interview.
So übte Annette Frier „Ella Schön“ ein
„Besonders das wiederholte Anschauen bestimmter Gestik, Mimik und Verhaltensweisen von Betroffenen bot mir viele Möglichkeiten, »meine« Ella zu finden. Außerdem habe ich mich mit Menschen mit Asperger-Syndrom getroffen und auch mit Angehörigen über deren Erfahrungen gesprochen.“
Bleibt die Frage: Benutzt sie „Notlügen“ im Alltag? „Letztlich mogeln wir alle uns ganz schön durch. Wir sind absolut Smalltalk geschult und nicken einander alles Mögliche ab. »Wie geht's? Siehst gut aus. Ich freu' mich, dich zu sehen.«“
Annette Frier über ihre eigenen Notlügen
Sie glaubt: „Das ist nicht grundsätzlich gelogen, aber jede dritte Antwort entspricht nicht ganz der Wahrheit, schätze ich. Notlügen sind die nächste Stufe: »Ich hab keinen Babysitter gekriegt« statt »Ich hab null Bock auf Geburtstag oder Elternabend. « Alles nicht dramatisch, aber interessant, wie geschickt wir Konfrontationspunkten aus dem Weg gehen.“
Ihre „Ella“ brachte Frier also auch zum Nachdenken.