ARD-„Moma“Grund zur Hoffnung? Journalist über Lage in Kyjiw: „Eindruck, dass sich das Blatt wendet“

Der Schweizer Journalist Kurt Pelda schilderte im „Morgenmagazin“ der ARD die Lage in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw.

Der Schweizer Journalist Kurt Pelda schilderte im „Morgenmagazin“ der ARD die Lage in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw.

Die Angriffe auf Kyjiw durch die russische Armee gehen unverändert weiter. Im ARD-„Morgenmagazin“ schilderte der Schweizer Journalist Kurt Pelda seine Eindrücke aus der ukrainischen Hauptstadt und gibt sich dabei skeptisch, was die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine angeht.

Auf den Tag vor drei Wochen startete Wladimir Putin seinen Krieg auf die Ukraine, und noch immer gehen die Angriffe unverändert weiter. Ziel der russischen Truppen sind vor allem die Städte, besonders die Hauptstadt Kyjiw soll erobert werden. Im „Morgenmagazin“ der ARD schildert der Schweizer Journalist Kurt Pelda, der sich noch immer in Kyjiw aufhält, im Gespräch mit Moderatorin Julia Schöning, wie aktuell das Leben vor Ort aussieht.

„Heute bin ich am frühen Morgen durch eine Explosion geweckt worden. Ich vermute, dass das von der Luftabwehr war, die haben Raketen in den Himmel raufgeschossen.“ Die ukrainische Armee und Luftwaffe behaupte, man habe zwei russische Kampfflugzeuge in der Nähe der Stadt abgeschossen, das könne er selbst aber nicht verifizieren.

Kyjiw: „Normale Stimmung“ in den Supermärkten

Denn: Bis Donnerstagmorgen herrschte eine 35-stündige Ausgangssperre für die Bevölkerung der Hauptstadt. Erst seit 6 Uhr dürfen die Menschen ihre Wohnungen wieder verlassen. Das hat auch Pelda für den Tag geplant. „Ich werde natürlich rausgehen, bisher hab ich das Geschehen aus dem Fenster beobachtet.“

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Inzwischen sehe man auch wieder Zivilisten und mehr Verkehr auf den Straßen der Stadt. Doch noch immer werde gekämpft. „Wenn man in den Westen der Stadt guckt und in das Umland, dann sieht man doch, da hat es einige Rauchsäulen“, so Pelda. Trotzdem werde er sich nach draußen begeben und versuchen, „möglichst viel zu verifizieren und mit Leuten zu sprechen“.

Trotz der extremen Ausnahmesituation gebe es aber noch immer eine Art Alltag in der Stadt, schildert der freie Journalist im „Moma“-Interview seine Eindrücke. „Als ich das letzte Mal einkaufen war, da gab es praktisch alles, also auch Importprodukte, aber auch sehr viel ukrainische Güter.“ Die Leute würden ganz normal einkaufen, sich sogar „an der Kasse über Rabattaktionen, die nicht auf dem Kassenzettel ersichtlich sind“, streiten. Es sei, zumindest in den Supermärkten, „eine ziemlich normale Stimmung, keine Schlangen“.

„Wissen, dass wir russischen Versprechungen nicht glauben können“

Doch von „normal“ kann angesichts der Angriffe auf die Stadt natürlich kaum die Rede sein, kriegerische Handlungen beherrschen den Alltag. Doch Kurt Pelda sagte, er nehme eine Veränderung wahr: „Mein Eindruck - und der kann im Moment auch noch täuschen - ist eher, dass sich das Blatt wendet, dass die Ukrainer jetzt wesentlich offensiver sind.“ Man höre viel häufiger auch ukrainische Artillerie auf Positionen der Russen außerhalb der Stadt schießen.

Auf die Verhandlungen zwischen Moskau und Kyjiw angesprochen, gibt sich der Journalist skeptisch. Man sehe zwar eine „Aufweichung der Positionen“, doch ob diese Gespräche ernst gemeint sind, sei fraglich. „Wir wissen, dass wir den russischen Versprechungen nicht mehr glauben können, weil offiziell wurde die Ukraine von Russland ja gar nicht angegriffen.“

Auch würde Russland „verzweifelt versuchen, Verstärkung hierher zu bringen“. Obendrein sei es nach Meinung Peldas unsicher, ob eine ausgehandelte Waffenruhe auch tatsächlich eingehalten werde, ob sie zu einer Friedenslösung führe oder „ob die nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm wäre“. (tsch)