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„Es wird fürchterlich“Corona-Lage immer dramatischer: Virologin zeigt sich fassungslos bei „Anne Will“

Melanie Brinkmann ist Virologin am Helmholtz-Zentrum, bei „Anne Will“ zeigte sie sich am Sonntagabend (21. November) „wahnsinnig frustriert“ darüber, in welche Situation wir geraten sind.

Melanie Brinkmann ist Virologin am Helmholtz-Zentrum, bei „Anne Will“ zeigte sie sich am Sonntagabend (21. November) „wahnsinnig frustriert“ darüber, in welche Situation wir geraten sind.

Melanie Brinkmann, Virologin am Helmholtz-Zentrum, zeigte sich bei „Anne Will“ am Sonntagabend (21. November) „wahnsinnig frustriert und fassungslos“ darüber, in welche Lage wir geraten sind. Werden wir die vierte Welle brechen können?

Köln. Eindrücklicher und unmissverständlicher kann man es wohl kaum ausdrücken als Melanie Brinkmann: Bereits vor einigen Tagen war die Virologin eine von insgesamt 35 Medizinern und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland, die eindringlich zu einem Umsteuern in der Corona-Politik aufforderten. „Jeder Tag des Abwartens kostet Menschenleben“, hieß es in dem Text unter der Federführung des Kölner Internisten Michael Hallek und Brinkmann. Man zeigte sich darin tief enttäuscht über den wiederholt „nachlässigen Umgang“ mit dem Wohlergehen der Menschen. 

Bei „Anne Will“ legte die Virologin nun nach und machte deutlich, wie frustriert sie tatsächlich über die aktuelle Lage ist. „Kann Deutschland die vierte Welle noch brechen?“, wollte Anne Will von der Runde wissen. Darüber diskutierten neben Melanie Brinkmann Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und die Psychologin Cornelia Betsch.

Den Expertinnen und Experten platzt der Kragen – zuletzt hatte auch RKI-Präsident Lothar Wieler mit eindrucksvoll klaren Worten gesagt, wie er die Lage einschätzt: Deutschland sei ein einziger großer Ausbruch, die aktuelle Situation eine nationale Notlage. „Wer das nicht sieht, der macht einen sehr großen Fehler.“ Anschließend warnte er auch noch vor einer fünften Welle. 

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Am Donnerstag dann beschlossen Bund und Länder härtere Maßnahmen, vor allem für Ungeimpfte. Können wir so das Schlimmste verhindern? 

Gleich zu Beginn wollte Anne Will von Melanie Brinkmann wissen, wie frustriert sie denn sei, sprach sie auf den Appell der Wissenschaft an die Politiker an. Brinkmann gehört seit Beginn der Pandemie in den Talk-Shows zu den Warnern, hat auch im Herbst vor einer sich zuspitzenden Situation im Winter gewarnt. Passiert ist lange nichts. 

„Ich bin wahnsinnig frustriert und fassungslos, in welche Situation wir geraten sind“, sagte Brinkmann deshalb bei „Anne Will“. „Es wurde gewarnt, welche Kraft die Delta-Variante hat und wie das Infektionsgeschehen davon abhängt, wie gut unsere Impfquote ist“, passiert sei wenig. 

Anne Will: Melanie Brinkmann warnt Politik eindringlich 

Brinkmann: „Man hat gelockert, als die Inzidenzzahlen wieder hochgegangen sind.“ Dann verbildlichte sie eindrucksvoll, was exponentielles Wachstum eigentlich bedeutet: „Wenn man sich ein Fußballstadion anschaut, wo ein Regentropfen reinkommt, am nächsten Tag sind es zwei, dann vier, acht und 16, dann ist das Stadion an Tag 42 halb voll, an Tag 43 dann vollgelaufen. Das sollte man doch verstanden haben!“, erklärte sie. „Viele können es sich immer noch nicht vorstellen, mit welcher Wucht da etwas auf uns zukommt.“

Brinkmann erklärte, die derzeitige Impfquote von rund 70 Prozent sei längst nicht ausreichend, um die Welle zu brechen, auch die 2G- und 3G-Regeln reichten nicht. „Das Hauptproblem“, so erklärt sie: die Ungeimpften. Mehr Erstimpfungen seien daher das Wichtigste.

Anne Will: Arbeitsminister Hubertus Heil wendet sich an Zuschauer

Auch Psychologin Betsch warf den Politikern Fehler vor, erklärte, dass die Bevölkerung die dramatische Lage eigentlich richtig einschätze und dass sie die 2-G und 3-G-Regeln grundsätzlich auch akzeptiere, dass aber „langsames Handeln und eine uneinheitliche Kommunikation“ zum Vertrauensverlust in die Politik führen würden. 

Arbeitsminister Hubertus Heil schaltete auf Offensive, nahm sich die Kritik zu Herzen und wandte sich an die Zuschauer: „Lasst euch impfen, wenn ihr es noch nicht gemacht habt. Lasst euch boostern. Wir müssen da gemeinsam als Gesellschaft durch.“ Er warb für die neuen Maßnahmen, mit denen man nun wichtige Instrumente zur Bekämpfung zur Hand habe. 

Und irgendwann wurde der Elefant im Raum angesprochen: die Impfpflicht. Kommt sie? Rettet sie uns? Immer mehr Politiker nehmen das Wort bereits in den Mund, zuletzt hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) sie ins Spiel gebracht.

Anne Will: Melanie Brinkmann offen gegenüber Impfpflicht

Die Anwesenden gaben sich da vorsichtiger. Man habe ja kürzlich erst einen „Instrumentenkasten“ beschlossen, so Heil, er halte nichts davon, sich „mit markigen Sprüchen zu verewigen, weil man es schick findet.“ Vorerst müsse die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen angegangen werden. „Und dann wird eine Debatte weitergehen, aber in der Reihenfolge.“

Auch FDP-Politikerin Strack-Zimmermann zeigte sich sensibel: Man könne ja niemanden „aus seiner Hütte zerren und ihm die Spritze in den Oberarm rammen“, sie appellierte daran, die Ungeimpften mit mehr Aufklärung in den sozialen Netzwerken zu erreichen. „Der Gesundheitsminister sollte da mal Gummi geben.“ Sie sprach auch die „sozialen Verwerfungen“ an, welche die Pandemie hervorruft und deren Konsequenzen man wohl auch noch in Jahren spüren werde – etwa in der Schule. Es gebe es viele, bei denen die Lage zu Depressionen geführt habe.

Brinkmann hingegen zeigte sich offener gegenüber einer Impfpflicht: „Die Zeit rennt uns weg. Wir müssen doch jetzt debattieren, was passiert, wenn sich nicht genug impfen lassen“, sagte sie. Und denkt damit, so scheint es, abermals einige Schritte weiter als die Politiker. 

Am Ende war sie es erneut, die mit drastischen Formulierungen aufhorchen ließ. „Die Zeit wird knapp.“ Was hilft denn nun? „Wir müssen infektiöse Kontakte reduzieren. Und das deutlich stärker und mehr in Regionen, wo die Kurve durch die Decke geht. Und selbst dann wird es fürchterlich für unser Gesundheitssystem.“ (mg)