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„Aktenzeichen XY“Die bewegendsten Fälle und kuriosesten Momente der ZDF-Show

Polizist Alexander Ziegltrum bei „Aktenzeichen XY“.

Alexander Ziegltrum bekam 2018 bei „Aktenzeichen XY“ Heiratsanträge. Dabei wollte er „nur“ Hinweise auf einen Straftäter einsameln.

In den vergangenen Jahrzehnten ist „Aktenzeichen XY...ungelöst“ eine TV-Instanz. Wir zeigen die bewegendsten Fälle – und unfreiwillig komische Anekdoten des ZDF-Zuschauermagneten. 

von Andrea Kahlmeier (ak)

Als Eduard Zimmermann (1929–2009) am 20. Oktober 1967 mit „Aktenzeichen XY… ungelöst“ zum ersten Mal im TV auf Verbrecherjagd ging (das beige Wählscheibentelefon immer griffbereit für Hinweise), löste er Begeisterung aus – und einen Sturm des Entsetzens. Die einen feierten ihn, die anderen warfen ihm Denunziantentum vor. Doch mehr als fünf Jahrzehnte später ist die erste Reality-Show des Fernsehens trotz aller Kritik noch immer ein Quotengarant. EXPRESS.de erinnert sich – und lüftet einige Geheimnisse hinter den Kulissen.

Freitagabend in den 70ern, 20.15 Uhr, ZDF. Was fühlten wir Kinder uns erwachsen, wenn wir uns zum ersten Mal (dann schon meist Teenie) gemeinsam mit den Eltern gruseln durften.

„Aktenzeichen XY“: Moderator Eduard Zimmermann auf der RAF-Todesliste

Eduard Zimmermann mit ernster Miene in die Kamera blickend: „Noch weiß Gerlinde H. nicht, dass es ihr letzter Arbeitstag sein wird“. Wahre Verbrechen, mitten unter uns. Hilfe! Damals ahnten wir nicht, dass „Ganoven-Ede“ (so sein Spitzname) selbst jahrelang auf der Todesliste der RAF stand.

Alles zum Thema Aktenzeichen XY

Klar, die 68er-Generation hatte etwas gegen den TV-Sheriff. Schriftsteller wie Heinrich Böll nannten seine Sendung „muffiges Grusical für Spießer“. Was den seriösen Anzugträger wenig kratzte. „Dreißig Millionen Spießer?“, konterte er, der Erfinder des Formats. So viele Zuschauer schalteten in den 60ern und 70ern regelmäßig ein, wenn „Ede“ fragte: „Wer kennt diesen Mann? Sachdienliche Hinweise nimmt die Kripo in … oder jede andere Dienststelle entgegen.“ Tja, das waren noch Zeiten.

Das Studio des ZDF erinnerte an ein muffiges Polizeirevier, die wahren Kommissare schienen oft einen Stock verschluckt zu haben, die Filmszenen wirkten, als hätte man eine Laienspielschar mit Sturmhauben und Gewehren auf den Kameramann losgelassen. 

Stopp! Da gab es aber auch Schauspieler wie etwa Robert Atzorn, Volker Brandt, Heiner Lauterbach oder Christine Neubauer, die als Jungschauspieler keine Probleme hatten, mal die Leiche oder den Mörder zu spielen. Sie hatten sich ja nichts zuschulden kommen lassen.

Echte Probleme bekam hingegen ein unbekannter Kollege vor vielen Jahren. Eine Frau erkannte auf dem Schirm ihren Ex-Liebhaber wieder, rief aufgeregt im Studio an – und verlangte die Herausgabe seiner Adresse. Kein Wunder! Der Kerl war seit der Geburt des gemeinsamen Kindes untergetaucht und ihr die Alimente schuldig geblieben. Mit Hilfe von „Aktenzeichen XY“ gab’s schließlich Geld. Da hat man wohl den Bock zum Gärtner gemacht.

Doch dann machte sich zur Jahrtausendwende ausgerechnet eine Quizshow namens „Wer wird Millionär?“ freitags dran, dem True-Crime-Quotengaranten den Rang abzulaufen. Aber seit der Sendeplatz auf die Primetime am Mittwoch gelegt wurde, sorgen die Quoten wieder mit knapp sechs Millionen Zuschauern dafür, dass Moderator Rudi Cerne (64, immerhin auch schon seit 20 Jahren auf Verbrecherjagd), ruhig schlafen kann. Und in fünf Jahren bestimmt noch den 60. „XY“-Geburtstag feiern darf.

Apropos Cerne, der TV-Pendler zwischen Mord und Sport: Der Ex-Eiskunstlaufstar geriet selbst einmal ins Fadenkreuz der Fahndung. Als er 1978 auf dem Düsseldorfer Flughafen eine Maschine verlassen hatte, sprangen bewaffnete Polizisten hinter einer Säule hervor, umstellten ihn, Handschellen klickten. Sie hatten einen Tipp bekommen, dass RAF-Terrorist Christian Klar sich auf dem Flughafen aufhalte. Nun ja, etwas Ähnlichkeit ist vorhanden – und seitdem weiß der Moderator, was eben auch falsche Verdächtigungen bewirken können.

Cernes Sprüche sind heute natürlich lockerer als die seiner Vorgänger, zumindest bei leichteren Fällen: „Fassen wir nochmal den Schluss zusammen: Der Täter ist spurlos verschwunden, er hat nix zurückgelassen, nix mitgenommen. Also man fragt sich ja unwillkürlich: Was soll das alles? Hat der noch alle Tassen im Schrank?“

Die ZDF-Sendung musste mit der Zeit gehen, Cerne steht längst in einem modernen Studio. Und es gibt mittlerweile auch zahlreiche Ableger, von „Wo ist mein Kind?“, „Vermisst!“, „Vorsicht, Betrug!“, „Vorsicht, Urlaubsfalle!“, Spezials über gelöste Fälle, Cold Cases bis hin zu einem Podcast.

Und wer schaut sich das heute an? Nur Menschen, die mitgealtert sind? Von wegen! Die Jugend, eh true-crime-verrückt, steht auf die Retro-Show. Auch wenn solche Bonmots in den Filmchen, die in Fanblogs auftauchen, heute eher selten sind: „Schau mal Papa. Was ist denn das? Da wachsen Haare aus dem Boden.“ („Mord an einer Unbekannten“, 1970). „Aktenzeichen XY… ungelöst“ ist einfach nicht tot zu kriegen.

„Aktenzeichen XY“: Alfred Hettmer, der Mann hinter den Fällen

Der bayerische LKA-Beamte Alfred Hettmer (67) wird sogar in der Sauna auf Fälle angesprochen. Er wirkt seit 1986 an der „XY“-Sendung mit, leitet das Aufnahmestudio. Seit 20 Jahren verkündet er – betont sachlich – die ersten heißen Spuren, zieht eine erste Bilanz. 

Rund 90 Prozent der Hinweise würden sich wirklich auf Fälle beziehen, sagt er. „Tippgeber“, denen die Sterne den Fundort einer Leiche verraten haben, werden hingegen – genauso wie Betrunkene oder Querulanten – direkt abgeblockt.

„Aktenzeichen XY“: Die Statistik kann sich sehen lassen

  • Fälle insgesamt (Stand 29. September 2022): 4937
  • Fälle geklärt: 1944
  • Aufklärungsquote insgesamt: 39,4%
  • Anzahl Filmfälle: 2154
  • geklärte Filmfälle: 531
  • Aufklärungsquote Filmfälle insgesamt: 24,6 %
  • Anzahl Studiofälle: 2774
  • geklärte Studiofälle: 1414
  • Aufklärungsquote Studiofälle insgesamt: 51%
  • Anzahl Personenfahndungen: 2160
  • festgenommene bekannte Täter: 1365
  • Aufklärungsquote Personenfahndungen insgesamt: 63,2%

„Aktenzeichen XY“: Hochzeitsanträge statt Täterhinweise

Eigentlich wollte er während seines Auftritts bei der ZDF-Sendung einen Bankräuber finden, doch er hätte auch das große Glück finden können. Nachdem Alexander Ziegltrum 2018 aus dem bayrischen Erding mit leichtem bayrischen Dialekt die Fahndung nach dem Räuber schilderte, erreichten das Polizeipräsidium Oberbayern Nord nicht nur Hinweise zum Täter. Gleich drei Anruferinnen machten dem attraktiven Gesetzeshüter laut Polizei-Tweet Heiratsanträge. Er lehnte jedoch dankend ab.