Seltsamer Auftritt vor SoldatenPutin sorgt für peinliche Szene im Live-Fernsehen

Einst galten sie als gute Freunde, nun zeigt Wladimir Putin sehr medienwirksam, was er wirklich von seinem Verteidigungsminister hält: Im russischen Live-Fernsehen blamiert er ihn mit einer kurzen Geste – ausgerechnet in einem Militärkrankenhaus mit verwundeten Soldaten. 

Wladimir Putin und Sergei Schoigu – lange Zeit verband sie eine enge Freundschaft. Beide gingen zusammen jagen in der russischen Taiga, zeigten sich oberkörperfrei beim Angeln, inszenierten sich als starke Männer mit einer engen Bindung. 

Doch seit dem Beginn von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine im vergangenen Jahr scheint dieses Bild zunehmend zu zerfallen, die  Beziehung zwischen dem Präsidenten und seinem Verteidigungsminister zu bröckeln. Das zeigt sich nun auch in einer kurzen Szene im russischen Fernsehen. Eine kleine Geste von Putin spricht Bände. 

Putin und Schoigu: Kreml-Chef blamiert seinen Verteidigungsminister

Schon seit einigen Monaten herrscht Eiszeit zwischen Putin und Schoigu, immer wieder nutzt der Kreml-Chef seinen Minister als Sündenbock für Verfehlungen und Verluste im Krieg. Er musste sein Dekret zur Mobilmachung anpassen, Studierende aus der Militärpflicht nehmen. Nicht nur von Putin selbst, auch aus seinem Umfeld hagelt es Kritik: Sowohl der Tschetschenen-Führer Ramzan Kadyrow als auch der Chef der „Wagner“-Söldner, Jewgeni Prigoschin, ätzten mehrfach öffentlich gegen das Verteidigungsministerium. 

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Zuletzt hat Prigoschin dem Minister gar die Fähigkeit abgesprochen, das Militär führen zu können, beschwerte sich in der Schlacht um Bachmut über ausbleibende Versorgung und Munitionslieferung.

Nun gibt es einen weiteren Beleg für das Zerwürfnis zwischen Putin und Schoigu: Ein von der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti veröffentlichtes Video zeigt die beiden bei einem Termin in einem Militärkrankenhaus in Krasnogorsk in der Region Moskau zum „Tag Russlands“ am 12. Juni. Sie besuchen dort verwundete Soldaten.

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In einem kurzen Moment, als beide zusammenstehen, ist zu sehen, wie Putin seinem Verteidigungsminister demonstrativ den Rücken zudreht und ihm einen verächtlichen Blick zuwirft. Die gesamte Szene dauert nur Sekunden, anschließend geht der Kreml-Chef zu den verwundeten Soldaten, um ihnen den sogenannten Orden des Mutes zu verleihen. Die Szene ist zwar nur kurz, doch sie reicht, um Schoigu zu blamieren. Der steht in dem Ausschnitt völlig unbeholfen da.

Der peinliche Auftritt der beiden Männer sorgte für rege Diskussionen in den Medien und sozialen Netzwerken. „Man muss kein Experte für Körpersprache sein, um zu verstehen, was Putin derzeit über seinen Verteidigungsminister Sergei Schoigu denkt“, schrieb der Journalist Jimmy Rushton etwa zu dem Ausschnitt auf Twitter. 

Vor einigen Monaten bereits wurde auch vom US-Thinktank „Institute For The Study Of War“ (ISW) analysiert, dass Schoigu immer mehr als Sündenbock herhalten müsse. Ein Absetzen könnte dem ISW zufolge noch dauern. Putin werde den Rauswurf „wahrscheinlich so lange hinauszögern, wie er es für möglich hält, um Schoigu weiterhin für die anhaltenden militärischen Misserfolge verantwortlich zu machen.“ (mg)