„Sichtbar“Putin lässt sich besetzte Gebiete zeigen – Spekulationen über seine Beine

Kaum hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) einen Haftbefehl gegen ihn ausgesprochen, will Putin zeigen, wie unbeeindruckt er davon zu sein scheint – und besucht am Wochenende erstmals seit Kriegsbeginn die besetzten Gebiete. Erneut haben Spekulationen über seinen Gesundheitszustand begonnen.

von Martin Gätke (mg)

Die Bilder und Videos sollen eine klare Botschaft vermitteln: Russlands Präsident Wladimir Putin ist – so soll es scheinen – gänzlich unbeeindruckt von der Erlassung des Haftbefehls durch den IStGH gegen ihn. Stattdessen will er sich als Kümmerer präsentieren, der Städte nicht etwa einreißt, sondern wiederaufbaut. 

Am Wochenende besuchte der 70-Jährige erstmals das seit dem letzten Jahr besetzte ukrainische Staatsgebiet – und fuhr gar selbst mit dem Auto durch die nächtliche Hafenstadt Mariupol. Putin, der Lenker. So könnte die Image-Kampagne lauten, gefilmt von der Nachrichtenagentur RIA Novosti. Kurz zuvor besuchte er die Krym, besichtigte die dortige Hafenstadt Sewastopol, wo die russische Schwarzmeerflotte ihren Stützpunkt hat. 

Putin besucht Mariupol – er fährt im Auto durch die Stadt

In Mariupol unterhielt er sich für die Kameras auch mit Menschen vor Ort, informierte sich über die Wiederaufbauarbeiten. Marat Khusnullin, stellvertretender Ministerpräsident von Russland, wird von der russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert: „Die Menschen haben begonnen, aktiv zurückzukehren, wobei ein Bevölkerungswachstum registriert wurde“. In der Stadt würden Arbeitsplätze geschaffen.

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Zur Erinnerung: Während der Belagerung von Mariupol etwa sollen Hunderte Kinder und Zivilisten aus der Stadt verschleppt worden sein – sie sollen umerzogen und „russifiziert“ werden. Dass Putin für diese massenhafte gewaltsame Deportation verantwortlich ist, ist auch der Vorwurf aus Den Haag.

Putin: Erneute Spekulationen über seinen Gesundheitszustand

Und während Putin die besetzten Gebiete besucht, kommen erneute Spekulationen über seinen Gesundheitszustand auf. Anton Gerashchenko, Berater des Innenministers der Ukraine, postete auf Twitter ein Video von Putin, in dem er behauptete, der russische Führer habe während seines Besuchs „sichtbar gehinkt“.

„Ein sichtbar hinkender Putin ist auf der besetzten Krym angekommen. Russische Quellen berichten von Putins Besuch in Sewastopol, um den Jahrestag der Krim-Annexion zu ‚feiern‘“, schrieb Gerashchenko am Samstag. 

Hier den Tweet ansehen:

Über Putins Gesundheitszustand wurde in den letzten Monaten immer wieder spekuliert. Seit Beginn des Krieges im vergangenen Jahr häufen sich die vermeintlichen Diagnosen über den russischen Staatschef.

In der Vergangenheit haben Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien sowie verschiedene Analysten versucht, Aufnahmen zu interpretieren, die ihn zeigen, wie er über den Roten Platz humpelt, sich an seinen Schreibtisch klammert und dabei einen scheinbar unbeweglichen Arm aufweist.

Wie es ihm gesundheitlich wirklich geht, wird sein Geheimnis bleiben. Sein Gesundheitszustand jedenfalls schien den Verlauf des Krieges in der Ukraine nicht zu behindern oder irgendwie zu beeinflussen. In jüngster Zeit haben sich die Kämpfe in Bachmut und in Donezk verschärft, wo es seit Monaten zu Gefechten zwischen russischen sowie paramilitärischen Kräften und ukrainischen Truppen kommt. Ein Ende des Krieges ist noch immer nicht in Sicht.