Ukraine-KriegDetail in russischem Bericht macht stutzig – Grund zur Hoffnung?

Das Foto zeigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin gemeinsam mit dem Verteidigungsminister Sergei Shoigu am 4. Juli 2022.

Das Foto zeigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin gemeinsam mit dem russischen Verteidigungsminister Sergei Shoigu am 4. Juli 2022. 

Das erste Mal in 133 Tagen Krieg gegen die Ukraine hat das russische Verteidigungsministerium keine Aussagen zu neuen territorialen Eroberungen gemacht. Wir erklären, warum das durchaus außergewöhnlich ist und sogar ein gutes Zeichen sein könnte. 

von Yuliia Dysa (yd)

Seit dem Beginn des Angriffskrieges gab es täglich einen Bericht des Sprechers des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in dem er Tag für Tag die Erfolge und Fortschritte des russischen Militärs verkündete. 

Doch nun gab es eine Wende. „Das russische Verteidigungsministerium hat jeden Tag seit Beginn des Krieges territoriale Eroberungen verkündet, doch seit der Einnahme von Lyssytschanks am 3. Juli, blieben die Berichte aus“, so heißt es seitens des Institute for the Study of War (ISW).

Und auch am Donnerstag (7. Juli 2022) enthielt der offizielle Report keinerlei derartige Angaben. Doch das ist nicht das Einzige, das stutzig macht.

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Denn gleichzeitig veröffentlichte das russische, investigative Medium „The Project“ vergangene Woche eine Einschätzung zu den regelmäßigen Berichten des Ministeriums. Sie analysierten dabei alle Statements von Konaschenkow und verglichen diese mit persönlichen Aussagen des Sprechers sowie anderen offiziellen Berichten.

Das Ergebnis war deutlich: Demnach zeigten die Untersuchungen, dass der Großteil der in den offiziellen Berichten genannten Daten und Fakten (wie etwa Verluste seitens der ukrainischen Truppen und deren militärischen Equipment) völlig übertrieben und fernab der Realität seien. 

„Am 26. Juni hat Konaschenkow von der Zerstörung von mehr als 3800 Panzern, inklusive der Tanks berichtet. Das Verteidigungsministerium selbst gab die Anzahl der Panzer damals jedoch mit 2416 an. Etwa 700 weitere Panzer wurden der Ukraine von den westlichen Staaten Mitte Mai zur Verfügung gestellt. Wie die Ukraine den Krieg also weiterführen konnte, obwohl sie offiziell (also laut Konaschenkows Berichten) all ihr Equipment verloren haben, bleibt ein Rätsel“, erklärt einer der Journalisten von „The Projekt“.

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Ähnlich sieht es bei Angaben zu ukrainischen Streitkräften oder Ortschaften aus, welche den Berichten zufolge sogar mehrmals eingenommen wurden oder die in der Realität gar nicht existierten.

So heißt es in der Studie unter anderem: „Bei den Recherchen zu Konaschenkows Berichten fand das Team von ‚The Project‘ mehr als 25 Fälle, in denen territoriale Eroberungen mehrfach gemeldet wurden. Gleichzeitig gab es seitens des Ministeriums jedoch keine Meldungen, dass die genannten Territorien mehrmals die Seite wechselten.

Es bleibt somit die Frage, ob Konaschenkow schlichtweg mehrfach von derselben Eroberung berichtete, oder ob das russische Militär die Territorien immer wieder verloren hatte und wieder zurückerobern musste.“