Tut er das wirklich?Trumps neues Gesetz hätte gravierende Folgen für Millionen Deutsche

US-Präsident Donald Trump steigt am 30. Mai in Maryland aus der Air Force One aus – mit einem Handy in der Hand.

US-Präsident Donald Trump steigt am 30. Mai in Maryland aus der Air Force One aus – mit einem Handy in der Hand.

Seit mehr als einem halben Jahr hört man an den Börsen und in den Wirtschaftsnachrichten vor allen Dingen zwei Worte: Trump und Zölle. Kaum ein Präsident hat die Weltwirtschaft so sehr bewegt wie er. Sein neues Vorhaben könnte auch viele deutsche Anleger treffen.

von Martin Gätke  (mg)

Zölle, Zölle, Zölle: Der US-Präsident hält seit seiner Ernennung die Weltwirtschaft mit seinen Abgaben in Atem. Trump, er ist ein großer Fan von Zöllen, und das war er auch in seiner ersten Amtszeit schon.

Vielleicht liegt das daran, dass er sie schlicht per Unterschrift (und mit ein paar wütenden Zeilen, der er in eine Kamera sprechen kann) anordnen kann. Um sie – wenn doch zu viel Gegenwind herrscht – doch zu verschieben oder revidieren. Der „TACO-Trade“ (Trump always chickens out – Trump zieht immer den Schwanz ein) ist zum geflügelten Wort an der Wall Street geworden.

Was, wenn Trump auch den Kapitalmarkt ins Visier nimmt?

Trumps grundlegender Gedanke: Er will den Zugang zu US-Märkten einschränken. Dies tut er auch auf Kosten der US-amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten – allerdings könnte sein neuester „Clou“ ebenso für deutsche Anleger gravierende Folgen haben.

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Aktuell geht die Sorge um, dass Trump seine Zoll- und De-Globalisierungs-Wut auch auf dem Kapitalmarkt ausleben könnte. Wird er seine Strategie dort wiederholen? Ein Abschnitt in Trumps Haushaltsgesetz könnte die Steuern auf ausländische Investitionen in den USA erhöhen – und damit die Märkte destabilisieren. Leidtragende wären Anleger – auch in Deutschland.

Ganz konkret geht es um Abschnitt 899 des Gesetzentwurfs, den hat das Repräsentantenhaus letzte Woche verabschiedet. Dieser Abschnitt des „One Big Beautiful Bill Act“ („großes, schönes Gesetz“) würde den USA ermöglichen, zusätzliche Steuern auf Unternehmen und Investoren aus Ländern zu erheben, die sie als „steuerlich benachteiligend“ betrachten. Die Folge: Höhere Steuern für viele ausländische Unternehmen, darunter US-Firmen mit ausländischen Besitzern oder internationale Firmen mit Niederlassungen in den USA – und Investoren.

Sollte Trump sein Vorhaben wirklich umsetzen und aus dem Gesetzesentwurf mehr werden als ein Entwurf, würde das auch die Quellensteuern betreffen. Betroffen wären dann nicht nur die Einkünfte von Anlegern in US-Aktien, sondern auch die Renditen europäischer Fonds und ETFs, die in US-Aktien anlegen. Etwa 40 Prozent der US-Aktien sind in Besitz von ausländischen Investoren.

Trump-Zölle bald auch auf US-Aktien?

Aktuell müssen 30 Prozent Quellensteuern auf Dividenden von US-Aktion gezahlt werden. Deutschland hat mit den USA ein Doppelbesteuerungsabkommen. Das heißt: Anleger müssen hierzulande 15 Prozent zahlen und das kann auf die deutsche Abgeltungssteuer angerechnet werden.

Trumps Entwurf sieht nun höhere Quellensteuern vor. Die könnten greifen, wenn andere Staaten eine „diskriminierende Steuer“ für US-Bürger erheben. Was „diskriminierend“ genau heißt, ist dabei unklar. Dann würde sich die Quellensteuer um fünf Prozent pro Jahr erhöhen – auf maximal 20 Prozent. Das wären dann insgesamt bis zu 35 Prozent Quellensteuer (statt 15 Prozent).

Das wäre, je nach Größe der angelegten Summe und US-Anteil, durchaus spürbar im Depot! Wer in US-Werte investiert, zahlt drauf – und das beträfe (indirekt) auch viele Aktien-ETFs. Laut „Finanztip“ würde die Rendite eines MSCI-World-ETFs (über 70 Prozent US-Anteil) zum Beispiel um etwa 0,15 Prozent pro Jahr geschmälert werden, auf lange Sicht wären das statt beispielsweise 6 Prozent nur 5,85 Prozent Rendite pro Jahr.

Aktuell besteht jedoch noch kein Grund zur Panik: Trumps Vorschlag wäre zwar relativ leicht umzusetzen, muss aber noch durch den Senat und soll erst ab 2026 gelten. Außerdem ist völlig unklar, wie genau die Umsetzung aussehen soll – mehrere Szenarien sind denkbar. Doch das Vorhaben könnte dafür sorgen, dass die ohnehin verunsicherten Anleger sich noch mehr aus dem US-Markt zurückziehen – und die Kurse fallen.

Kein Wunder also, dass die Sorge an der Wall Street groß ist. „Wir sind der Ansicht, dass diese Gesetzgebung der US-Regierung den Spielraum eröffnet, einen Handelskrieg in einen Kapitalkrieg umzuwandeln, wenn sie dies wünscht“, sagte George Saravelos, globaler Leiter der Devisenforschung der Deutschen Bank, am Donnerstag CNBC.

Von Fachleuten, Demokraten, ausländischen Regierungen hagelt es deutliche Kritik. Trumps Maßnahme sei ein weiterer Eskalationsschritt. „Das ist keine Steuerpolitik. Das ist Steuerkrieg“, wird ein anonymer Experte von CNBC zitiert.