Russischer Ex-Kommandant wütet gegen Putin„Wir werden nichts halten können, nicht einmal den Kreml“

Igor Girkin im Jahr 2014 im Militärdress.

Igor Girkin im Jahr 2014, damals führte er die prorussischen Kämpfer im Donbass an. Heute tritt er als ärgster Kritiker Putins auf.

Mit seiner jüngsten Telegram-Nachricht dürfte der einstige russische Kommandeur Igor Girkin den Kremlchef düpieren: Girkin, der schon länger seine Wuttiraden öffentlich ins Netz stellt, schimpft auch diesmal lautstark über die russische Armee. 

von Martin Gätke (mg)

Girkin sagte in einem am Donnerstag (18. Mai) veröffentlichten Video, dass das Militär des russischen Präsidenten Wladimir Putin derzeit noch nicht einmal stark genug sei, um den Kreml zu verteidigen.

Girkin gab in dem auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Video eine vernichtende Einschätzung zum russischen Militär und die Kriegsführung in der Ukraine ab.

Kritik an Russland: „Werden nicht einmal den Kreml verteidigen“

Anton Geraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministers, teilte am Freitag (19. Mai) auf Twitter einen übersetzten Ausschnitt von Girkins jüngsten Äußerungen über das russische Militär.

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Hier den Tweet ansehen:

Obwohl Girkin maßgeblich an der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 beteiligt war und eine Zeit lang russische Kämpfer im Donbass befehligte, ist er inzwischen zu einem lautstarken Kritiker von Putin und seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine geworden.

Wie sehr Girkin die aktuelle Kriegsstrategie ablehnt, zeigt sich auch darin, dass er im April eine nationalistische Gruppe mitbegründet hat, die als „Club der wütenden Patrioten“ bekannt ist. Die neu gegründete Gruppe gab Anfang des Monats bekannt, dass sie politische Ambitionen hege und sich mit den militärischen Fehlschlägen Russlands in der Ukraine befasse.

Russland: Ex-Kommandant wütet gegen Putin

„Wenn wir so weiterkämpfen, werden wir nicht in der Lage sein, Rostow am Don in einem Jahr zu halten“, wird Girkin übersetzt. Das ist eine der größten Städte im europäischen Teil der Russischen Föderation, liegt im Süden des Landes rund 180 Kilometer östlich von Mariupol. Girkin fügte hinzu, dass Russland „auf lange Sicht nichts halten kann, wenn wir so weiterkämpfen wie jetzt.“

Offenbar schätzt er die Lage der Armee ähnlich schlecht ein wie Jewgeni Prigoschin, Chef der Wagner-Truppe, der regelmäßig schlechte die schlechte Planung und Versorgung seiner Söldner beklagte. In den vergangenen Monaten teilte auch er immer heftiger gegen die russische Militärführung aus.

Der Ex-Kommandeur kam auch auf den angeblichen Drohnenangriff auf den Kreml zu sprechen, der sich nach russischen Angaben am 3. Mai ereignet hatte, und kritisierte Putin für den „Mangel an angemessener Reaktion“.

Nach Angaben der russischen Behörden versuchten zwei Drohnen damals, den Kreml anzugreifen, angeblich, um ein Attentat auf Putin zu verüben, der sich zu diesem Zeitpunkt aber nicht im Gebäude aufhielt. Russland machte die Ukraine für den angeblichen Angriff verantwortlich, behauptete aber auch, die USA seien daran beteiligt gewesen. Sowohl die Ukraine als auch die USA wiesen die Vorwürfe zurück. Girkin: „Der Kremlpalast ist bereits angegriffen worden, und wir haben keine Reaktion darauf.“ Wenn es nicht einmal dem Präsidenten gelänge, seine „verfassungsmäßigen Aufgaben“ wahrzunehmen, „worüber reden wir dann hier?“