Putins Kommandant packt jetzt aus„Russland kann den Krieg nicht gewinnen“

Dieses vom russischen Fernsehen RU-RTR zur Verfügung gestellten Videostandbild zeigt Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) und Waleri Gerassimow, seinen Generalstabschef, die zu einem Treffen mit hochrangigen Kommandeuren gehen.

Dieses vom russischen Fernsehen RU-RTR zur Verfügung gestellten Videostandbild zeigt Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) und Waleri Gerassimow, seinen Generalstabschef, auf dem Weg zu hochrangigen Kommandeuren.

Ein russischer Kommandant spricht über die hohen Verluste seiner Truppe in Uroschajne im Südosten der Ukraine. Er sagt: Russland könne in naher Zukunft militärisch gar nicht siegen. Er fordert Putin zu einem Schritt auf, der ihm Vorteile bringen könnte.

von Martin Gätke (mg)

Ukrainischen Truppen versuchen vor allem im Süden weiter vorzustoßen, in Cherson, Robotyne, Orivhiw und Uroschajne finden schwere Kämpfe statt. Zuletzt hat die Armee dort kleinere Rückeroberungen verzeichnen können.

Die großen Erfolge der ukrainischen Großoffensive blieben bislang aus. Allerdings: Die Armee soll noch viele ihrer mit westlichen Kampf- und Schützenpanzern ausgestatteten Verbände zurückhalten. Ein russischer Kommandeur des in der Südukraine kämpfenden „Wostok“-Bataillons erklärte zudem am Donnerstag (20. August) auf seinem Telegram-Kanal, dass die Ukraine gar nicht besiegt werden könne. Er forderte Putin zu einem entsprechenden Schritt auf.

Russischer Kommandeur erklärt: „Ukraine kann nicht besiegt werden“

Der Kommandeur Alexander Chodakowski machte dieses Zugeständnis, nachdem russische Streitkräfte, darunter auch seine eigenen Truppen, Anfang der Woche bei Uroschajne im Grenzgebiet zwischen Saporischschja und Donezk von ukrainischen Marineinfanteristen vernichtend geschlagen worden waren.

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„Können wir die Ukraine militärisch zu Fall bringen? Nein, jetzt und auch in naher Zukunft nicht“, sagte Chodakowski, der auch ein ehemaliger Funktionär der selbsternannten Donezker Volksrepublik ist. Und weiter: „Wenn ich über unser Schicksal in diesem Krieg nachdenke, finde ich, dass wir nicht wie die Ukrainer vorwärts kriechen sollten. Und alles auf unserem Weg in weitere Bachmuts verwandeln sollten, was sich uns in den Weg stellt.“ Russland hat die Stadt im Osten des Landes in Schutt und Asche verwandelt. 

Chodakowski fordert stattdessen, Russland solle den Krieg an der aktuellen Frontlinie „einfrieren“: „Wir sollten in eine Phase eintreten, die für die Ukraine äußerst ungünstig ist: eine Phase, in der weder Frieden noch Krieg herrscht. Das könnten wir erreichen, indem wir – anstelle der speziellen militärischen Operation – die derzeit besetzten Gebiete anerkennen und offiziell unter russische Vormundschaft stellen.“

Russland: Chodakowski fodert „Einfrieren“ des Krieges

Chodakowski schlussfolgerte auf Telegramm: Das wahrscheinliche Ergebnis des Krieges sei eine Art „Waffenstillstand“.

Der renommierte Think-Tank „Institute for the Study of War“ (ISW) bewertete Chodakowskis Äußerungen: Sie stünden in direktem Zusammenhang mit der ukrainischen Befreiung von Uroschajne, Chodakowskis Einheit musste sich am 15. August zurückziehen. Seine Warnung könnte laut ISW darauf hindeuten, dass das Vertrauen der russischen Streitkräfte in ihre Verteidigungslinien entlang der hunderte Kilometer breiten Front in der Südukraine gesunken ist.

Der Kommandeur habe bereits zuvor – wie viele andere Führungskräfte auch – die mangelnden Kapazitäten der russischen Truppen, die hohen Verluste, erschöpfte Kräfte sowie fehlende Reserven beklagt. Auch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, der Ende Juni einen bewaffneten Aufstand probte, klagte über ähnliche Missstände.