Wladimir Putin unfassbar zynischKremlchef schockt bei Weihnachtsfest mit Familien

Russlands Präsident Wladimir Putin trifft am 6. Januar Familien gefallener Soldaten in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo außerhalb Moskaus.

Russlands Präsident Wladimir Putin trifft am 6. Januar Familien gefallener Soldaten in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo außerhalb Moskaus.

Das Grinsen von Wladimir Putin auf diesem besonderen Weihnachtsfest in Russland könnte zynischer kaum sein. Der Kremlchef traf dort die Frauen und Kinder von in der Ukraine getöteten Soldaten – Putins Reaktion sorgte im Netz für Häme. 

von Martin Gätke (mg)

Im Kreml traf sich Putin am Vorabend des orthodoxen Weihnachtsfestes (Heiligabend findet in Russland erst am 6. Januar statt) mit Familien von russischen Soldaten, die bei seiner „speziellen Militäroperation“ in der Ukraine ums Leben kamen.

Er gelobte, all jene zu unterstützen, die „mit der Waffe in der Hand“ die Interessen Russlands verteidigen. Die Mimik des Präsidenten jedoch blieb zumindest im Netz nicht unbemerkt.

Putin verspricht, Familien von gefallenen Soldaten mehr zu unterstützen

Putin ordnete an, dass seine Regierung diejenigen, die in seinem Krieg in der Ukraine kämpfen, stärker unterstützen wird. Dass die Familien getöteter Soldaten mehr Zuwendungen bekommen sollen, kann auch als Wahlkampfstrategie ausgelegt werden – im März finden in Russland die Präsidentschaftswahlen statt. Ein Sieg Putins gilt als sicher. 

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„Viele unserer Männer, unsere mutigen, heldenhaften Jungs, russische Krieger, verteidigen auch jetzt, an diesem Feiertag, die Interessen unseres Landes mit der Waffe in der Hand“, sagte Putin am Samstagabend bei dem Treffen mit den Familien russischer Soldaten, die gefallen sind. 

Aufnahmen des Staatsfernsehens zeigen, wie der russische Staatschef zusammen mit einer kleinen Gruppe von Familienangehörigen an einem Mitternachtsgottesdienst in einer Kapelle seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo außerhalb Moskaus teilnahm.

Kritik an Putins Weihnachtsfest: „Sehen Sie sich sein grinsendes Gesicht an“

Bitter: Anders als im vergangenen Jahr ließ Putin in diesem Jahr während des Weihnachtsfestes keine Feuerpause anordnen. Die Ukraine erklärte am Samstag, dass bei einem russischen Raketenangriff in und um die ostukrainische Stadt Pokrowsk (Oblast Donezk) mindestens elf Menschen getötet und zehn weitere verletzt wurden.

Der russische Präsident Wladimir Putin (links) spricht mit den Familien von Militärangehörigen, die während der sogenannten „speziellen Militäroperation“ in der Ukraine getötet worden sind.

Der russische Präsident Wladimir Putin (links) spricht mit den Familien von Militärangehörigen, die während der sogenannten „speziellen Militäroperation“ in der Ukraine getötet worden sind.

Im Netz wird Putins Weihnachtstreffen mit den Familien daher von ukrainischer Seite argwöhnisch betrachtet.

„Sehen Sie sich sein grinsendes Gesicht an. Er hat ihre Väter und Ehemänner in den Tod geschickt, schaut ihnen ins Gesicht und lächelt. Erkennen diese Familien den wahren Mörder, der vor ihnen steht?“, schreibt der ehemalige stellvertretende Innenminister der Ukraine, Anton Geraschtschenko, auf der Plattform X (ehemals Twitter), zu einem Video-Mitschnitt von Putins Feierlichkeiten. Putins Gratulationen zum „Familienurlaub“ seien „zynisch“.

Hier den Tweet ansehen:

Die Kommentare unter dem Beitrag schlagen in eine ähnliche Kerbe: „Die Kinder sehen nicht gerade stolz und glücklich aus, ohne ihre Väter zu sein“, heißt es dort. „Die trauernden Familien sahen nicht sehr erfreut über seinen Auftritt aus“, heißt es an anderer Stelle.

Auch in den russisch kontrollierten Gebieten der Ukraine wurden Weihnachtsgottesdienste abgehalten – im Gegensatz zum Rest der Ukraine. Denn Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein Gesetz unterzeichnet, mit dem das Datum des Weihnachtsfestes vom 7. Januar auf den 25. Dezember verlegt wurde, um sich vom russischen Erbe loszusagen.